Manche Christen sind halt auch nur Fundamentalisten
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm will im Kuratorium des Islamzentrums in München mitwirken und bekommt Ärger in den eigenen Reihen
An sich eine feine Sache und von der Gesellschaft zurecht auch eingefordert: Beim Bau von Moscheen und Gemeinden sollten alle gesellschaftlichen Gruppen einbezogen werden. Das Münchner Forum für Islam (MFI) von Imam Benjamin Idriz hat das mustergültig und gemäß seines Selbstverständnis gemacht und beruft nun Alois Glück, den Chef des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Heinrich Bedford-Strohm, den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, CSU-Stadtrat Marian Offman von der Israelitischen Kultusgemeinde und Großmufti Emeritus Mustafa Cerich, den Präsidenten des Bosniakischen Weltkongresses, u.a. in seinen Beirat.
Doch damit scheint der Ärger bei den Evangelikalen vorprogrammiert zu sein. Sie hetzen nun offen gegen den EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, genau wegen ihrer Schritte des Aufeinanderzugehens und Dialoges.
In Stellungnahmen für die Evangelische Nachrichtenagentur idea weisen evangelikale Führer auf die grundsätzliche Unvereinbarkeit von Christentum und Islam hin. Starker Tobak. Die grundsätzlichen Unterschiede würden in der evangelischen Kirche zunehmend kleingeredet, sagte der Leiter des Arbeitskreises Islam der Deutschen Evangelischen Allianz, Ulrich Neuenhausen (Bergneustadt/Oberbergisches Land). Insofern sei die Entscheidung Bedford-Strohms nicht überraschend. Sie spiegele den Gesamtzustand der Landeskirchen wider, in denen das Verständnis für die Besonderheit des christlichen Glaubens schwinde.
Mit anderen Worten: Die Besonderheit liege in der Tatsache begründet, dass man stets nach der Unterscheidung Ausschau hält? „Die Überzeugung, dass auch Muslime die gute Nachricht brauchen, dass Gott sich in Jesus Christus den Menschen zugewandt hat, spielt im kirchlichen Alltag kaum noch eine Rolle“, so Neuenhausen. Dafür sei die Mitwirkung des höchsten EKD-Repräsentanten in einem Gremium, dass Muslime in ihrem Glauben stärken soll, ein unübersehbares Signal.
Seltsame Vorstellung. Die Stärkung des anderen Glaubens soll die Schwächung des eigenen Glaubens zur Folge haben? Hier spätestens outen sich die Evangelikalen, was sie schon immer waren und sind: Fundamentalisten. Sie würden eine Freude haben sich mit ihren muslimischen oder jüdischen Extremisten kurz zu schließen, denn ihre Argumentationskette ist dieselbe.
Der Vorsitzende der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands, Pfarrer Ulrich Rüß (Hamburg), sieht sogar das Bischofsamt beschädigt. Er fordert die bayerische Landessynode und den Rat der EKD auf, sich von der Haltung des Bischofs zu distanzieren. Das „Ja zum selbstbewussten, aber auch kritischen Dialog mit dem Islam“.
Was vom „Islamkritiker“, neuerdings auch hausierend mit der Wortschöpfung „Asylkritiker“, zu halten ist, leuchtet inzwischen nicht nur den Insidern ein: Diese Begriffe sind nicht selten Füllwörter und der Freischein ungeniert seinen islamphoben Neigungen freien Lauf zu lassen. Ein Sammelbecken von Demagogen und Pegidisten enstand, die „ihre“ Sorgen auch mal das eine oder andere Mal mit Gewalt (Brandanschläge auf Flüchtlingsheimen und Moscheen) Luft verschaffen.
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