Katholikentag in Regensburg: Einsatz der Relgionen
Gauck: Gegen die Gelassenheit und für zivilgesellschaftliches Engegament - Marx: Mehr für die Armen tun - Mazyek: Religion als positive Ressource für die Gesellschaft wahrnehmen
Regensburg (KNA) Führende Vertreter aus Politik und Kirche haben auf dem Regensburger Katholikentag zu stärkerem Einsatz für die Gesellschaft aufgerufen. Bundespräsident Joachim Gauck kritisierte am Donnerstag eine «grassierende Gleichgültigkeit». Viele Menschen dächten, dass sich Demokratie, Freiheit oder Glück ohne eigenes Zutun «einfach ereignen», so das Staatsoberhaupt.
Ähnlich äußerten sich mehrere katholische Bischöfe. In der Messe zum Fest Christi Himmelfahrt ermunterte der gastgebende Bischof Rudolf Voderholzer die Gläubigen zu sozialem Engagement. Sie sollten nicht zu viele kirchliche Sitzungen halten, sondern zu Kranken, Gemobbten und Flüchtlingen gehen. Auch in Schulen, Medien, demokratischen Parteien und in der Industrie seien kompetente Christen gefordert, sagte Voderholzer in seiner Predigt im Stadion der Universität. Trotz Regen und Kälte waren nach Angaben der Veranstalter 17.000 Menschen gekommen.
Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick forderte mehr Verantwortung von katholischen Laien in der Seelsorge, im Beruf und beim gesellschaftlichen Engagement. Aktive Gläubige sollten zu denen gehen, die noch nicht oder nicht mehr zur Kirche gehörten, betonte er in einem Interview aus Anlass des Katholikentags.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx verteidigte das Konzept einer soliden Vermögensvorsorge der Kirche. Diese könne im Unterschied zum Staat keine Schulden auf Kosten kommender Generationen machen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz betonte, auch bei der Kurienreform im Vatikan sei nicht geplant, das Vermögen des Papstes zu verteilen. Es müsse vielmehr drei Zwecke erfüllen: der Verkündigung dienen, den Armen helfen und die Mitarbeiter absichern. Mit Blick auf Kritik am Umgang der Kirche mit Geld forderte der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer mehr Transparenz. Zugleich brauche die Kirche ein größeres Maß an Solidarität und Bereitschaft zu einer gemeinsamen Finanzpolitik, sagte der Verwaltungschef des Ruhrbistums.
Kardinal Karl Lehmann mahnte eine gemeinsame Haltung der beiden großen Kirchen in ethischen Fragen an. Risse in den Positionen zur Bioethik nähmen zu, bemängelte der Mainzer Kardinal. Das betreffe die Haltung zur embryonalen Stammzellforschung und zum Thema Selbsttötung. Hier «knistert es im Gebälk», so der frühere Vorsitzende der Bischofskonferenz.
Einen faireren öffentlichen Umgang mit dem Islam verlangte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek. Militante Atheisten benutzten Muslime oft als Projektionsfläche für Polemik gegen Religion überhaupt, kritisierte Mazyek. Religionsgemeinschaften würden zu oft als Problem und zu selten als positive Ressource für die Gesellschaft gesehen.
Bis Sonntag stehen in Regensburg rund 1.000 Veranstaltungen zu politischen und religiösen Themen auf dem Programm. Die Veranstalter erwarten 80.000 Dauerteilnehmer und Tagesgäste.
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