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Freitag, 19.07.2013 | Drucken |
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Zentralrat der Muslime lud zum Ramadan-Iftar ein
Neben Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger und Arbeitsminister Guntram Schneider kamen zahlreiche hochrangige Vertreter aus Religion, Politik und Gesellschaft – Gelungener Abend bei angenehmer Atmosphäre – Auch Bundeskanzlerin Merkel übermittelte ihre herzlichen Grüße
Am Mittwoch lud der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) zum gemeinsamen Fastenbrechen „Iftar“ ein. Zu dem festlichen Anlass in den Räumlichkeiten der bosnischen Gemeinde in Köln sprach Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zu den über 150 geladenen Gästen. Neben der Ministerin hielten Vertreter aller Spitzenparteien ein Grußwort - darunter NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD), der parlamentarische Geschäftsführer der GRÜNEN Volker Beck und der ehemalige NRW-Minister und derzeitige Vorsitzende der CDU in NRW Armin Laschet, sowie Vertreter der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralrates der Juden (ZdJ) und Rupert Neudeck schloss mit einem eindringlichen Appel für den Frieden in Syrien und der Welt ab.
In seiner Eröffnung erörterte ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek, dass Muslime bei den verschiedenen Iftars positiv feststellen, wie viel sie doch Empathie trotz – oder gerade wegen des vorurteilsbeladenen und bisweilen feindlichen Islamdiskurses – erleben dürfen. Und Nichtmuslime erkennen einmal mehr, dass „gesettelte“, also im richtig verstandenen Sinne die Religion praktizierende und fest auf den Boden des Grundgesetz befindliche muslimische Bürgerinnen und Bürger eine Bereicherung für Deutschland darstellen.
"Iftar gehört zum kulturellen Inventar Deutschlands", sagte ZMD-Vorsitzender und warnt zugleich vor einer zunehmenden Islamfeindlichkeit. Der Umgang mit Minderheiten sei der Lackmustest für Deutschland, sagt Mazyek: "Eine Gesellschaft ist so stark, wie sie sich tolerant im Umgang mit Minderheiten zeigt."
Leutheusser-Schnarrenberger: "Ramadan gehört in der Tat zur Kultur in Deutschland"
Das Begehen des Ramadan bedeutet nach Ansicht von Leutheusser-Schnarrenberger, Religionsfreiheit und damit das Grundgesetz zu leben. "Ramadan gehört in der Tat zur Kultur in Deutschland" unterstrich sie und ergänzte damit die Worte des ZMD-Vorsitzenden. Gegenseitiges Kennen- und Wertschätzen der Traditionen sei entscheidend für ein verständnisvolles und friedliches Zusammenleben. Die Politik sei in Bezug auf die Sicherheit gefordert. Aus der NSU-Mordserie etwa müssten Konsequenzen für die Sicherheitsarchitektur in Deutschland gezogen werden: "Wir brauchen keine 35 Behörden für die gleiche Aufgabe." Die Ministerin fordert zudem, Einwanderung als Chance zu begreifen und die doppelte Staatsbürgerschaft zu ermöglichen. "Man kann seinem Herkunftsland verbunden und trotzdem loyal zu Deutschland sein", so die FDP-Politikerin. Zudem mahnt sie, die Neutralitätspflicht zu wahren: "Der Staat darf in Bezug auf die Religionsausübung nichts vorschreiben." Die Ministerin beglückwünscht anschließend den Zentralrat zur Ausrichtung des Iftars und übermittelte die Grüße der Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Ramadan und diesem Fastenbrechen.
Auch der NRW-Integrationsminister Guntram Schneider sagte in seiner Rede an die Adresse der Muslime: "Sie sind mit ihrer Religion in diesem Land herzlich willkommen". Er verweist auf den angestrebten bekenntnisorientierten Religionsunterricht für die rund 300.000 muslimischen Schüler in NRW. Darüber hinaus fordert er einen Rechtsstatus für die drittgrößte Religionsgruppe, die Einrichtung muslimischer Wohlfahrtsverbände sowie ein kommunales Wahlrecht für Einwanderer.
Von kirchlicher Seite nahmen Helmut Wiesmann (Bild:Doppelklick und scrollen) von der Deutschen Bischofskonferenz und Pastor Dr. Detlef Görrig (Bild)von der Evangelischen Kirche in Deutschland teil. Sie nutzten den Anlass, die Gemeinsamkeiten in den Ursprüngen des Fastens zu erörtern und überbrachten die Iftar- und Ramadangrüße ihrer Kirchenoberhäupter. Abraham Lehrer (Bild), Vorsitzender der Synagogen-Gemeinde in Köln und Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, erinnerte an die gemeinsamen Traditionen im Islam und Judentum und die gemeinsame Arbeit von Muslimen und Juden, um diese Traditionen - beispielsweise des Schächtens und der Beschneidung – in Deutschland weiter praktizieren zu können.
Bundestagsabgeordneter Volker Beck (GRÜNE) betonte in seinem Beitrag die Notwendigkeit des gegenseitigen Respektes und verwies auf den überfraktionellen Einsatz hin, der dazu geführt hat, dass mit dem Beschneidungsgesetz wieder für Juden und Muslime in dieser Frage Rechtsfrieden und damit Religionsausübung hergestellt wurde.
Frau Leutheusser-Schnarrenberger und der Bundesgeschäftsführer der Grünen Volker Beck waren von den wichtigsten Garanten des Deutschen Bundestags, dass dieses ominöse Urteil aus Köln mit Hilfe eines Bundesgesetzes abgewehrt wurde.
Armin Laschet kritisierte in seiner Rede die oft unausgewogene Berichtersterstattung über den Islam, übermittelte ebenso die Grüße der Bundeskanzlerin und machte deutlich, dass es viel Gemeinsames und Ähnliches von Muslimen und Christen zu ergründen gibt, wie z.B. die Fastenkulturen, die durch die Muslime und ihre Iftar-Tradition auch wieder bei den Christen neu entdeckt wird.
Als letzter Redner sprach Rupert Neudeck (Bild) und richtete einen eindringlichen Appell an alle, die leidenden Menschen in Syrien und der Welt nicht zu vergessen und rief die Anwesenden auf, in ihren Bittgebeten die Syrer mit einzuschließen. Auch den noch immer entführten deutsch-syrischen humanitären Helfer der Grünhelme, Ziad Nouri, erwähnte Neudeck hierbei ausdrücklich.
Im Anschluss wurde den Rednern und Ehrengästen eine Koran-Ausgabe des Zentralrats mit Übersetzung überreicht.
Insgesamt zeigten sich die Politiker verständnisvoll für die Sorgen und Belange der Muslime und zeigten keinerlei Berührungsängste. Sie versprachen, sich weiterhin für das gemeinsame Wohl einzusetzen. Wie man von den muslimischen Gästen hören konnte, waren man positiv angetan von den ernsthaften und gleichzeitig wohlwollenden Reden. ZMD-Generalsekretärin Nurhan Soykan (Bild) führte durch das Programm, das noch vor Sonnenuntergang – sprich vor dem Fastenbrechen begann -, und ZMD-Vorstandsmitglied Imam Mustafa Hatzic las aus dem Koran und sprach das Bittgebet zum Iftar. Im weiteren Verlauf wurde mit dem Gebetsruf das Ende des Fastentages angekündigt. Die Anwesenden brachen ihr Fasten traditionell mit einer Dattel, bevor ein festliches Essen aufgetischt wurde. Bei angenehmer Atmosphäre nahmen die Gäste ein dreigängiges Menü zu sich, bevor traditionelles Gebäck und warme Getränke serviert wurden. Die bosnische Gemeinde war dabei ein wichtiger Garant, dass der Abend erfolgreich verlief.
Lange und prominente Gästeliste
Unter den Gästen waren auch Vertreter des Diplomatischen Corps, u.a. die Botschaftsrätin der US-Botschaft Robin Quinville und Hikmet Armagan, Vizekonsul des türkischen Generalkonsulats Köln.
Ebenso kamen verschiedene Landtagsabgeordnete wie Joachim Stamp, stellvertretende Fraktionsvorsitzende FDP-Landtagsfraktion in NRW, Aref Ünal und Ali Bas (beides Grüne) u.a..
Verschiedene Spitzenbeamte wie der Direktor des Landeskriminalamtes in NRW Wolfgang Gatzke, bekannte Größen aus dem interreligiösen Dialog und der Wissenschaft, u.a. Thomas Lemmen, Ursula Boos-Nünning und Bülent Ucar kamen.
Neben Vorstand und Mitgliedern des ZMD (siehe Gäste im unteren Bereich) rundeten auch weiterer Spitzenvertreter der muslimischen Religionsgemeinschaften die Gästeliste ab: Dr. Bekir Alboga, Vorstandsmitglied von DITIB, Seyfi Ögütlü, Generalsekretär von VIKZ und Oguz Ücüncü, Generalsekretär IGMG.
Weitere prominente Gäste der Veranstaltung waren u.a. (ohne Gewähr auf Vollständigkeit) die ZMD-Mitglieder: Ihsan Öner, Vorsitzender ATIB; Dr. Ammar Al-Kassar, Chefredakteur islam.de, Laurent Ibra, Vorsitzender UIAZD; Mahmut Askar, stellvertretender Vorsitzender ZMD und Generalsekretär ATIB; Houaida Taraji, Frauenbeuaftragte und Vorstand des ZMD, der ehemalige ZMD-Vorsitzende Ayyub Axel Köhler und seine Frau Asiye Köhler; die ZMD-Beauftragten Dr. Zouhair Halabi (Tierschutz) Ahmad Aweimer und Sadiqu Al-Mousllie (Niedersachsen) ; Ege Karar, Vorsitzender von Deaf-Islam Verein „Bilal Moschee“; Hamza Wördemann, Vorstandmitglied ZMD; Herr Abdassamad El Yazid, Vorsitzender der DIV; Abdullah Ndjamawe Bah-Traore, Generalsekretär UMTA e.V; Aiman Al-Attar, Stellv. Leiter des IZA und Ibrahim El-Zayat, ehemaliger Vorsitzender des IGD.
Unter den 150 Gästen befanden sich zudem: Mehmet Soyhun, Vorsitzender des Beirat Islamischen Religionsunterricht in NRW; Yunus Ulusoy, Vorstand der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung; Mehmet Kilinc, Stellvertretende Direktor „Zentralinstitut- Archiv in Soest“; Ramadan Kuruyüz, Vorsitzender der IRH; Frau Gabriele Boos-Niazy, Vorsitzende des Aktionsbündnis Muslimischer Frauen; Samir Bouaissa, Stellvertretende Vorsitzender Islamische Gemeinde Wuppertal; Anne Wehkamp, Integrationsbeauftragte der Stadt Solingen; Tarek Abdelalem, Geschäftsführer „Islamic Relief Deutschland; Dirk Sauerborn, Polizeihauptkommissar und Dialogbeauftragter; Dirk Menden, Abteilungsleiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz; Sigrid Schraml, Vertreterin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK); Malika Mansouri; Vorstandsmitglied MJD; Hanim Ezder, Stellvertretende Leiterin BFmF e.V, Mehmet Koc, Berliner Fußball Verband; Martina Sabra, Stellvertretende Vorsitzende Deutsch-Maghrebinische Gesellschaft sowie zahlreiche Imame und Gelehrte aus den Gemeinden der Mitglieder des Zentralrates und last but not least Vertreter der deutschen, türkischen und arabischen Presse, die zur Verbreitung dieses schönen und gesegneten Abends in Wort und Bild beitrugen.
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