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Dienstag, 06.11.2012 | Drucken |
Nächstes Höllenkommando?
Deutschland wird auch in Timbuktu verteidigt? Was wollen deutsche Soldaten in Mali fragt sich nicht nur Rupert Neudeck
Wenn der Politik nichts mehr einfällt, hat sie noch zwei Lösungsworte, die sie wie eine Monstranz vor sich herträgt: Soldaten und Wahlen. Genau das hat der deutsche Außenminister auch gesagt, als er in einem Militärflugzeug, der alten Tante Transall, sich beim Landeanflug auf Bamako, der Hauptstadt von Mali, filmen ließ. Was würden deutsche Soldaten besser machen als in Belet Ween im Westen von Somalia, wo wir sie damals 1991 zum ersten außer-europäischen Einsatz hinschickten? Nichts würde besser sein.
Sie würden auch wie üblich ganz von aussen ernährt werden, sie würden alles an Ausrüstung bekommen, was für eine deutsche Kaserne notwendig ist, und sie müssten auch ein Hospital mit Computer-Tomographen hingesetzt bekommen, denn für unsere Jungs nur das Beste.
Was, Sie sagen, für eine Ausbildungseinheit von maximal 50 Soldaten wäre das übertrieben? Na, die 380 Soldaten, die nach Afghanistan als Kämpfer kamen, bekamen auch ca. 4000 Begleitsoldaten zur Seite: Marketenderei, Küche, Tüv, Mülltrennung, Fahrzeugwartung, Liaison, Gesundheit, Militärseelsorge, Verbindung zur Heimat, Transfer von Journalisten usw. usw.
So dass ich mal sagen würde, es werden bestimmt 500 deutsche Soldaten dabei sei, die das Gelände abschirmen, die Versorgung verbessern und auf europäisches Niveau bringen würden. Die Bundeswehr müsste auch ein Hospital vorhalten, damit diese unsere Jungs auch wie in Abrahams Schoss vor den Angriffen von Terroristen der Al Qaida des Maghreb wie vor Moskitos sicher sind.
Da gibt es das Nachbarland Malis, Mauretanien, das ohne Umschweife einfach mal in den letzten Wochen und Monaten 120.000 muslimische Flüchtlinge aus Mali aufgenommen hat. Dort in Mauretanien hätte der Vertreter der Bundesregierung seine Reise beginnen sollen, wenn es nicht nur eine Reise für die Tagesschau gewesen wäre.
Die deutschen Minister haben schöne, verharmlosende Worte mitgebracht, Sie sprechen von einer „Ausbildungskomponente“ und einer „Schutzkomponente“. Dazu wird es eine Gesundheits- und eine Küchen- und eine Geheimdienstkomponente geben müssen. Warum zieht man nicht einmal die zu Rate, die sich wirklich auskennen? Da gibt es das Nachbarland Malis, Mauretanien, das ohne Umschweife einfach mal in den letzten Wochen und Monaten 120.000 muslimische Flüchtlinge aus Mali aufgenommen hat. Dort in Mauretanien hätte der Vertreter der Bundesregierung seine Reise beginnen sollen, wenn es nicht nur eine Reise für die Tagesschau gewesen wäre. Er hätte dort einen Gesprächspartner gehabt, der sich besser auskennt als jeder andere in der Region: Der Bischof der Diözese Nouakchott/Mauretanien. Dazu hätte Westerwelle nicht mal eine Dolmetscherin dabei haben müssen, denn dieser Bischof ist ein Deutscher, Martin Happe. Der war – bevor er am 1. November 1995 zum Bischof von Mauretanien von Rom gekürt wurde, schon Apostolischer Administrator, also Assistenzbischof von Mopti, also einer Diözese in Mali. Dort hat Happe als Priester von 1973 an gelebt, wurde 1985 Hilfsbischof in Mali/Mopti. Ja, da werden die FDP-Berater sagen, das ist aber nur ein Bischof, wir brauchen da schon hohes Politik-Kaliber. Falsch geschätzt, der Bischof hat die wahrscheinlich kleinste aber erfolgreichste Diözese der Welt, weil er vor den Muslimen einen großen Respekt hat und sie für seine Geschwister in der Familie der Religionen Abrahams hält. Immer sagt er uns, wir sollen die wenigen Taliban-Terroristen, die man zu Unrecht Gläubige nennt, nicht mit der großen Mehrheit der Muslime in einen Topf werfen, die den Islam verstehen als Glauben der Barmherzigkeit.
Ich lese gerade in einem Buch des großen Freundes afrikanischer Tiere, Alfred Edmund Brehm. Brehm hat von 1847 bis 1852 Reisen in den Sudan unternommen und darüber sorgfältig recherchierte Reiseberichte hinterlassen. Der Sudan ist nicht weit von Mali. An einer Stelle erklärt uns der große Tierfreund die Schwierigkeit, in Afrika neue Länder zu bereisen. „Soweit die Weißen den Schwarzen bekannt wurden, sind sie ihnen auch verhaßt geworden. Erst dann, wenn der Reisende jene Länder der Neger, in denen man nicht weiß, dass es weiße Menschen gibt, glücklich durchzogen hat, ist er vor der Rache der Schwarzen sicher.“ Brehm will die Möglichkeit, Afrika zu durchwandern, nicht bezweifeln. Er glaube aber nur dann an die Verwirklichung dieser Pläne, „wenn sich eine ziemliche Anzahl junger und entschlossener, mit allem Nötigen wohlversehener und von einer europäischen Regierung tätig unterstützter Europäer in der Voraussicht , 50 Prozent ihrer Gefährten zu verlieren, auf die Reise macht“. Und, erwähnt der große Afrika-Reisende: Er habe von „dem alle Forschenden früher oder später zusetzenden mörderischen Klima“ noch ganz abgesehen.
Was wollen wir in Mali? Außer uns bestätigen, dass die Sicherheit Deutschlands nicht nur am Hindukusch, sondern auch an der algerisch-malischen Grenze und zwischen Bamako und Timbuktu verteidigt wird?!!? Eines hat Westerwelle erfahren und hoffentlich behalten: Wir sind beliebt in der Region, weil wir keine Kolonialmacht sind, seit 1918 nicht mehr. Wenn wir uns jetzt bei diesem Militäreinsatz mit Frankreich verbünden, sind wir diesen Vorteil los. Rupert Neudeck
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