Syrien: UN-Blauhelme bestätigen gezieltes Massaker gegen Assad-Gegner in Tremseh – Heftige Gefechte erreichen Damaskus
Bürgerrechtler zählen über 220 Tote. UN-Blauhelme bestätigen gezielten Angriff. Marokko weist syrischen Botschafter aus.
Beim Sturm auf das Dorf Tremseh hatten die Soldaten nach Angaben der UN-Beobachter wohl vor allem Regimegegner im Visier. „Die Attacke richtete sich offenbar gegen bestimmte Gruppen und Gebäude vor allem von Armee-Deserteuren und Aktivisten“, teilten die Blauhelme am Samstagabend nach einer ersten Untersuchung in Tremseh mit.
Die Blauhelme kehrten am Sonntag an den Ort zurück und befragten Dorfbewohner. Wie viele Menschen bei den Kämpfen getötet wurden, ist nach UN-Angaben vom Sonntag weiter unklar. Bürgerrechtler sprechen von über 220 Toten. Der Angriff begann nach Aussagen von Bewohnern am Donnerstag im Morgengrauen. Das Dorf sei zunächst mit Granaten beschossen worden, dann seien Bodentruppen eingesetzt worden. Die Armee habe Häuser durchsucht und nach Männern und ihren Ausweisen gefragt. Nach der Überprüfung der Papiere seien viele getötet worden. Andere Männer seien aus Tremseh weggeführt worden. Es seien mehr als 50 Häuser zerstört worden. In vielen Häusern seien Blutlachen und Gehirnmasse gefunden worden, hieß es in dem am Sonntag verbreiteten UN-Bericht weiter.
Inzwischen auch heftige Gefechte in Damaskus
Der Aufstand gegen das Assad-Regime scheint jetzt auch verstärkt auf Damaskus überzugreifen. Aus mehreren Stadtteilen werden seit Sonntag heftige Gefechte gemeldet. Gepanzerte Fahrzeuge und Schützenpanzer rollten nach Berichten von Augenzeugen in Teilen der Stadt ein. Im südlichen Vorort Midan bezogen Scharfschützen auf Dächern Position. Die Regierungstruppen schlossen nach Darstellung von Augenzeugen die Straße zum Flughafen. Einwohner sprachen von den heftigsten Kämpfen seit Beginn der gewaltsamen Auseinandersetzungen. Im Bemühen um ein geschlossenes Auftreten der internationalen Gemeinschaft im Syrien-Konflikt ist UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach China gereist, während sich der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen, Kofi Annan, der auch im Auftrag der Arabischen Liga vermittelt, zu Gesprächen mit der russischen Führung in Moskau befindet. Am Veto Russlands und Chinas waren bisher zwei UN-Resolutionen zu Syrien im Weltsicherheitsrat gescheitert, mit denen der Westen den Druck auf Assad erhöhen wollte. Die Geduld der Weltgemeinschaft mit dem Regime in Syrien schwindet zunehmend, aber auch das Verständnis für die Blockadehaltung Chinas und Russlands.
Marokko weist syrischen Botschafter aus.
Unterdesen erklärte Marokko den syrischen Botschafter Nabih Ismail zur "persona non grata". Er sei aufgefordert worden, das Königreich zu verlassen, teilte das Außenministerium in Rabat mit. Marokko verfolge mit "großer Sorge" die blutige Gewalt in Syrien.
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