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Merkel gegen ein Beschneidungsverbot
Während täglich weitere Gruppen und Kommentatoren das Beschneidungsverbot polemisieren, hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel deutlich gegen ein Beschneidungsverbot ausgesprochen. Dramatische Worte europäischer Rabbiner
In der Sommerloch-Diskussion um ein Beschneidungsverbot hat sich Angela Merkel deutlich gegen ein Beschneidungsverbot ausgesprochen (Sie auch Leitkommentar in der ND von Aiman Mazyek zum selben Thema im unteren Link). Die Financial Times Deutschland zitierte die Kanzlerin unter Berufung auf CDU-Mitglieder mit den Worten: "Ich will nicht, dass Deutschland das einzige Land auf der Welt ist, in dem Juden nicht ihre Riten ausüben können. Wir machen uns ja sonst zur Komiker-Nation." Bereits vergangenen Freitag sagte ihr Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin: „Verantwortungsvoll durchgeführte Beschneidungen müssen in diesem Land straffrei möglich sein.“ Die Bundesregierung wolle jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland. Beschneidungen müssten deshalb straffrei möglich sein.
Auch die für Familie und Jugend zuständige Ministerin Schröder betonte jetzt, eine verantwortungsvoll durchgeführte Beschneidung von Jungen müsse weiter erlaubt sein. "Jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland darf nicht unmöglich gemacht werden", erklärte ein Ministeriumssprecher. Zuvor hatten sich bereits Politiker der Grünen und FDP für eine klare Rechtssicherheit bei Beschneidungen ausgesprochen (s. eigener Bericht).
Europäische Rabbiner: Haltung, wonach die jüdische oder die islamische Zivilisation "nicht salonfähig" für Europa seien
Der Präsident des Verbandes Europäischer Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, hat mit außergewöhnlich drastischen Worten auf das Urteil des Kölner Landgerichts zur Beschneidung von Jungen reagiert. "Sollte das Urteil Bestand haben, sehe ich für die Juden in Deutschland keine Zukunft", sagte Goldschmidt, der Rabbiner Moskaus ist. Er wertete das Urteil als "eine der schwersten Attacken" auf jüdisches Leben in Europa. Nach Ende einer Dringlichkeitssitzung europäischer Rabbiner ergänzte er , das Schächtverbot der Nationalsozialisten sei ein Zeichen für viele Juden gewesen, "wir müssen weg aus Deutschland". Ein Beschneidungsverbot wäre angesichts der Bedeutung dieses Brauchs ein viel stärkeres Zeichen. Weiter sprach Goldschmidt von einer stärker werdenden Tendenz in Europa, religiöse Minderheiten auszugrenzen. Belege dafür seien das Schweizer Minarettverbot, das Burkaverbot in Frankreich und der politische Streit um das Schächten, die religiöse Schlachtung von Tieren, in den Niederlanden. All diese Gesetze hätten das Ziel, einzelne Kulturen oder Zivilisationen auf eine niedrigere Stufe zu stellen und zu begrenzen. Auch aus dem Kölner Urteil spreche eine Haltung, wonach die jüdische oder die islamische Zivilisation "nicht salonfähig" für Europa seien. Wenn das jetzige Urteil von anderen Gerichten oder in höheren Instanzen bestätigt würde, wäre das "eine Bedrohung für die Gegenwart und Zukunft der jüdischen Gemeinden" in Deutschland.
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