Newsinternational Samstag, 28.01.2012 |  Drucken

"Shoa" erstmalig in einem muslimischen Land gezeigt

Türkei zeigt Holocaust-Film im Staatsfernsehen - Sein französischer Regisseur Claude Lanzmann nannte Frankreichs Armenien-Gesetz "Blödsinn"

Mehr als ein Vierteljahrhundert nach seiner Entstehung ist der Holocaust-Film 'Shoah' erstmals vom Staatsfernsehen eines muslimischem Landes ausgestrahlt worden. Der türkische Sender TRT zeigte in der Nacht zum Freitag, dem offiziellen Holocaust-Gedenktag, den ersten Teil der Dokumentation des französischen Regisseurs Claude Lanzmann. Der 86-Jährige wollte deshalb ursprünglich selbst nach Istanbul reisen, musste aber aus Krankheitsgründen absagen. Dies teilte das 'Aladdin Project' mit. Die in Paris beheimatete Initiative steht unter Schirmherrschaft der Unesco und setzt sich für die Verständigung von Juden und Muslimen ein. In einer Videobotschaft nannte Lanzmann, ein Enkel osteuropäischer Juden, die Ausstrahlung in der Türkei 'historisch'.

'Shoah' besteht vor allem aus Zeitzeugen-Interviews. Gezeigt wurden im TRT-Dokumentarkanal zunächst zwei der insgesamt mehr als neun Stunden des Films, versehen mit türkischen Untertiteln. Die übrigen Teile sollen noch gesendet werden. Auf einer Nationalisten-Webseite wird TRT 'jüdische Propaganda' vorgeworfen, im Internet sind aber ebenso positive Reaktionen zu finden. Die Zeitung Hürriyet zitierte Lanzmann mit den Worten, man solle den Mut und die Vorreiterrolle der Türkei anerkennen. Der Regisseur ist überzeugt, dass auch arabische Länder seinen Film in der Zukunft zeigen werden. Im März 2011 hatte ein persischsprachiger Satellitensender in Los Angeles 'Shoah' ausgestrahlt. Das Regime in Teheran reagierte darauf mit Zorn. Der Sender aber erhielt nach Angaben des Aladdin Project rund 3000 E-Mails und Anrufe von Zuschauern, die sich positiv äußerten.

In der Türkei leben etwa 25000 Juden

In der Türkei war 'Shoah' zuvor bereits auf einem Festival zu sehen, der Verlag einer türkischen Bank veröffentlichte das Buch dazu. In der Türkei leben etwa 25000 Juden. Lange Zeit hatte das Land gute Beziehungen zu Israel. Derzeit herrscht Eiszeit zwischen Ankara und Jerusalem. Die Türkei verlangt eine Entschuddigung, da durch das israelische Militär im Mai 2010, auf offeneme Meer neun Türken getötet wurden.

Zuletzt haben sich auch die Beziehungen zu Frankreich verschlechtert, nachdem der Senat in Paris ein Genozid-Gesetz annahm. Anlass dafür war die offizielle türkische Leugnung des Völkermords an den osmanischen Armeniern. Lanzmann nannte das Gesetz 'blödsinnig'.



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