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Dienstag, 27.09.2011 | Drucken |
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Einwanderungsland: Jeder fünfte Deutsche hat einen Migrationshintergrund
Dennoch sind Migranten im Öffentlichen Dienst, Polizei und Parteien enorm unterrepräsentiert – SPD will nun dagegen halten
Die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund hat sich im Jahr 2010 leicht erhöht. Sie lag bei 15,7 Millionen, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung Deutschlands betrug demnach 19,3 Prozent, das heißt, jeder fünfte Einwohner ist zugewandert oder Nachkomme einer zugewanderten Familie.
Im Jahr 2009 lag der Anteil bei 19,2 Prozent. Die Mehrheit der Menschen mit Migrationshintergrund, nämlich 8,6 Millionen Menschen, hat nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2010 einen deutschen Pass. Ein Drittel der Menschen aus dieser Bevölkerungsgruppe wurde in Deutschland geboren, etwa zwei Drittel sind zugewandert. 69,5 Prozent der insgesamt 10,6 Millionen Zuwanderer stammten aus Europa. Die wichtigsten Herkunftsländer waren die Türkei mit 14,1 Prozent und Polen mit 10,5 Prozent.
Diese für sich sprechenden Zahlen haben aber bisher bedauerlicherweise keinen Niederschlag im öffentlichen Dienst, in der Politik oder beispielsweise bei Polizei und Feuerwehr gefunden. Hier gilt es noch eine Menge z.B. über Quotenreglungen oder anonymisierte Bewerbungsverfahren und anderer Instrumente nachzuholen.
Immerhin als Reaktion will die SPD offenbar ihr Image bei Ausländern und Migranten aufpolieren: Die Zahl der Migranten in Führungsämtern der Partei soll deutlich steigen. Geplant sei eine Mindestquote von 15 Prozent. Eine entsprechende Selbstverpflichtung für die Gremien der Bundespartei soll beim nächsten Parteitag Anfang Dezember beschlossen werden. Bisher finden sich in den Spitzenämtern der Partei kaum Menschen mit Migrationshintergrund. Dem 45 Mitglieder zählenden SPD-Vorstand gehört ebenso wie dem Präsidium derzeit niemand mit ausländischen Wurzeln an.
Noch deutlicher weniger Deutsche mit ausländischen Wurzeln sind bei der CDU und FDP zu finden. Lediglich bei den LINKEN und GRÜNEN gibt es seit Jahren eine beachtliche Anzahl Politikerinnen mit Migrationshintergrund.
Migranten deutlich jünger, dennoch „investiert“ Politik kaum in sie
Bei vielen Aspekten lassen sich Unterschiede in der Zusammensetzung der beiden Bevölkerungsgruppen mit beziehungsweise ohne Migrationshintergrund feststellen: So waren 2010 Personen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt deutlich jünger als diejenigen ohne Migrationshintergrund (35,0 Jahre gegenüber 45,9 Jahre), sie waren weitaus häufiger ledig (45,7 % gegenüber 38,5 %), und der Anteil der Männer unter ihnen war höher (50,3 % gegenüber 48,7 %). Zudem fehlte Personen mit Migrationshintergrund häufiger ein Schulabschluss (15,3 % gegenüber 2,0 %) oder ein berufsqualifizierender Abschluss (45,0 % gegenüber 19,6 %).
Für die migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Sevim Dağdelen, stellen diese Zahlen der Bundesregierung deshalb genauso wie den übrigen Parteien ein Armutszeugnis aus. „Sie belegen die dauerhafte soziale Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland“, so Dağdelen. Man habe mit einer unsozialen Politik der letzten Jahrzehnte diese Ausgrenzung forciert und damit eine Integration in die hiesige Gesellschaft erschwert. „Wer Ausgrenzung und Diskriminierung verhindern will, muss sich darum kümmern, dass das vorhandene Geld in massive Ausbildungs-, Bildungs- und Arbeitsmarktförderung fließt, statt in milliardenschwere Bankenrettungspakete“, erklärte die Linkspolitikerin abschließend.
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