Newsnational Dienstag, 01.02.2011 |  Drucken

Anzeige:


Zentralrat: Muslime sollen mehr ihre Möglichkeiten und Potentiale ausschöpfen

In einem WAZ-Interview (DerWesten) erläutert Aiman Mazyek warum Ehrenmorde nichts mit Religion zu tun haben, warum Muslime in Deutschland frustriert sind und weshalb er sich ein intensiveres Nachdenken über islamischen Glauben wünscht

Essen - Die Muslime in Deutschland bleiben von ihren intellektuellen Anspruch und Potenzial her "weit unter seinen Möglichkeiten, sich zeitgemäß zu begreifen". Das sagte Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD), den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Montagausgaben) und dem Online-Portal "derwesten"; siehe vollständiges Interview im unteren Link

Als Grund nennt der Vorsitzende des Zentralrats, der 300 Moscheegemeinden und 19 islamische Verbände vertritt, eine fehlende islamische Infrastruktur. "Wir haben anders als die großen Kirchen keine Akademien und kaum Bildungseinrichtungen, die Raum geben können, um kontroverse Debatten zu führen. Wir haben durchaus Nachholbedarf, etwa bei der Abgrenzung unserer Religion von Ideologien."

Auf die öffentliche Kritik des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, wonach der Islam in Deutschland "von Aufklärung und Religionskritik kaum irritiert" sei, entgegnete Mazyek: "Die Muslime können und müssen sich immer wieder aus sich selbst heraus erneuern. Unsere Religion bietet dafür ausreichende Grundlagen."

Allerdings machten viele "Stellvertreter-Debatten und Schwarzer-Peter-Spiele" den Muslimen Angst. Viele zögen sich ins Schneckenhaus zurück. "Gebildete gehen ins Ausland. Oder in ihre alte Heimat."

Anstatt das Potenzial von 99 Prozent friedlichen Muslimen zu nutzen, würden Muslime in Deutschland einem "Generalverdacht" ausgesetzt. Wörtlich sagte Mazyek: "Wir haben unsere Imame im Dezember aufgerufen, in den Freitagspredigten einen Kernsatz zu benutzen: "Die Verteidigung unserer freiheitlichen Grundordnung ist eine Bürger- und Islampflicht." Die Reaktion in den Moscheegemeinden war hervorragend. In der Öffentlichkeit wurde davon kaum Notiz genommen."

Mazyek beklagt fehlende Unterstützung der Muslime, auch wenn sie angegriffen würden. "Ich hätte zum Beispiel von der Bundeskanzlerin erwartet, dass sie sich nach den gehäuften Attacken auf Moscheen deutlicher vor uns stellt. Es ist egal, ob ein muslimisches, jüdisches oder christliches Gotteshaus angegriffen wird. Wir alle sind damit angegriffen."

Für den zehnten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 New York und Washington befürwortet der Zentralrats-Vorsitzende die Idee eines "großen interreligiösen Gebetes".



Lesen Sie dazu auch:
Vollständiges WAZ-Interview mit Aiman Mazyek

Ähnliche Artikel

» „Nicht mehr wegschauen“
» Wieder Anschlag auf Moschee in Kreuzberg
» 03.11.2020 ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek zu den Anschlägen in Wien
» Halle: Erneut auf Moschee des ZMD geschossen - "lückenlose Aufklärung gefordert"
» "Von den Moscheen ging und geht keine Gefahr aus"

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Die Große Moschee in Duschanbe (Tadschikistan) ist das größte Gotteshaus in Zentralasien
...mehr

Film-Besprechung: "In Liebe, eure Hilde" - Dresens neuer Film erzählt eine tragische Geschichte aus der NS-Zeit auf der Berlinale 2024
...mehr

ZMD-Landesverband Rheinland-Pfalz in Staatskanzlei mit anderen muslimischen Religionsgemeinschaften: Kein Generalverdacht und: „Jüdisches und muslimisches Leben sind ein integraler Bestandteile des Landes"
...mehr

Daniel Barenboim mit DAG-Friedrich II von Hohenstaufen-Preis geehrt
...mehr

Buchkritik: "Faschismus" von Paul Mason – Von Aiman A. Mazyek
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009