Newsnational Donnerstag, 30.12.2010 |  Drucken

Anzeige:


Rasterfahndung Nr. 2?

Bundesregierung und Zentralrat der Muslime lehnen Passagier-Profiling an Flughäfen ab

Die Bundesregierung und der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) haben den Vorschlag abgelehnt, Passagiere an deutschen Flughäfen in Risikogruppen zu unterteilen und unterschiedlich scharf zu kontrollieren. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) warnte vor "Stigmatisierungen von Passagieren, wenn man sie planmäßig nach ihrer Herkunft oder Religion einteilt". der ZMD sieht ebenfalls die Gefahr der "Stigmatisierung und Diskriminierung ganzer Bevölkerungsgruppen". Der Vorstoß werde "sich ähnlich wie bei der Rasterfahndung als zahnloser Tiger erweisen", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats, Yakup Tufan, unserer Redaktion.

Damals wurde die Rasterfahndung als verfassungswidrig erklärt. Der erneute Vorstoss ist weder menschenrechsfonform noch im Bundestag durchsetzbar.

Auch der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz richtete sich deutlich gegen das Profiling an Flughäfen. "Dieser Vorschlag hat eindeutig diskriminierende Wirkung", kritisierte er.

Der Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestages, Wolfgang Bosbach (CDU) sagte, dass ein solches Profiling auf deutschen Flughäfen als nicht nachvollziehbar und als einen gefährlichen Irrtum. "Solche Profile bleiben nicht geheim", warnte er im Sender RBB. "Irgendwann werden sie öffentlich, und wenn eine Terrorgruppe einen Anschlag auf die deutsche Luftfahrt plant, dann wird sie Täter finden, die nicht in dieses Raster fallen."

Der SPD-Politiker Sebastian Edathy, der dem Rechtsausschuss des Bundestages angehört, hält den Vorschlag für rechtswidrig. Das käme einer Einführung der Rasterfahndung gleich, wie es vom Bundesverfassungsgericht untersagt worden sei, sagte Edathy im NDR. Ein solches Vorgehen verstieße auch gegen Anti-Diskriminierungs-Bestimmungen der EU und des Grundgesetzes, sagte Edathy. Ähnlich äußerte sich der Grünen-Politiker Memet Kilic. Eine solche Maßnahme wäre auch nicht verhältnismäßig, da die Flughafensicherheit auch mit anderen, nicht diskriminierenden Mitteln erreicht werden könne.



Ähnliche Artikel

» ZMD-Vorsitzender Mazyek: Freitagsgebete weiter nur unter strengen Corona-Regeln
» Gemeinsame Pressemitteilung von ZMD, BKA, BfV und DITIB: "Dialog zwischen Sicherheitsbehörden und Vertretern der Muslime in Deutschland hat sich bewährt"
» Deutsches Institut für Menschenrechte: Thilo Sarrazin benutzt rassistische Argumentationsmuster und stellt sich gegen das Grundgesetz - Hendrik Cremer
» Sicherheitspolitik auf dieser Welt darf nicht länger eine Männerdomäne sein
» "Die Welt sollte nicht mit Problemen leben, von denen wir wissen, wie wir sie lösen können"

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009