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Bundespräsident in der Türkei
ZMD: „Weltoffenheit und Religionsfreiheit ist kein Widerspruch zur Einheit eines Landes, sondern sie gehören zusammen.“ - Wulff unterstützt deutsch –türkischen Wirtschaftsboom
Bundespräsident Christian Wulff will deutsche und türkische Unternehmer treffen und den deutsch-türkischen Wirtschaftsboom weiter ankurbeln. Wulff wird auf seiner Reise von einer 15-köpfigen Wirtschaftsdelegation begleitet. In Kayseri soll auch über Investitionen deutscher Unternehmen und den Ausbau der Zusammenarbeit im Energiesektor gesprochen werden. Deutschland ist für die Türkei der wichtigste Wirtschaftspartner. Inzwischen ist das Land aber auch selber eine aufstrebende Wirtschaftsnation, die im ersten Halbjahr 2010 ein Wachstum von etwa 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnete. Die deutschen Exporte in die Türkei stiegen um 40 Prozent.
Am Dienstag hatte Wulff vor dem Parlament in Ankara mehr Toleranz gegenüber den Christen gefordert und die Integrationsdebatte in Deutschland aufgegriffen. "Die Religionsfreiheit ist Teil unseres Verständnisses von Europa als Wertegemeinschaft." In Deutschland könnten Muslime ihren Glauben "in würdigem Rahmen praktizieren", was an der wachsenden Zahl der Moscheen in der Bundesrepublik ablesbar sei. "Gleichzeitig erwarten wir, dass Christen in islamischen Ländern das gleiche Recht haben, ihren Glauben öffentlich zu leben, theologischen Nachwuchs auszubilden und Kirchen zu bauen", sagte Wulff, der damit auf die rechtlichen Probleme der Christen anspielte, die weniger als ein Prozent der Menschen in dem 70-Millionen-Land Türkei ausmachen.
Positiv reagierte der Zentralrat der Muslime (ZMD) in Deutschland. Im Gespräch mit der WAZ-Gruppe bezeichnete der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek Wulffs Worte als "klug gewählt". Mazyek verglich die Integrationsdebatte in Deutschland mit der um religiöse Minderheiten in der Türkei: "Genau so, wie in der Türkei Christen von Ultra-Nationalisten als Gefahr für die Einheit des Landes betrachtet werden, sehen Rechte in Deutschland hinter jedem Muslim den Untergang des christlichen Abendlandes."
Dabei sei Religionsfreiheit „nicht nur ein wesentlicher Bestandteil des muslimischen Glaubens, sondern auch integraler Bestandteil des europäischen Werteverständnisses“. Mazyek: „Weltoffenheit und Religionsfreiheit ist kein Widerspruch zur Einheit eines Landes, sondern sie gehören zusammen.“
Der Chef der türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, lobte, dass Wulff die türkischen Einwanderer in Deutschland willkommen geheißen habe. Er forderte Wulff auf, sich nun auch in Deutschland mit Vertretern der türkischen Gemeinde zu treffen.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte der "Passauer Neuen Presse", Wulff habe in der Türkei deutlich gemacht, "dass Integration zu den großen gesellschaftspolitischen Aufgaben gehört". Wichtig sei Integrationsbereitschaft auf beiden Seiten: "Wir setzen jetzt positive Zeichen, wenn wir über die bessere Anerkennung ausländischer Berufs- und Bildungsabschlüsse beraten, an unseren Universitäten islamisch-theologische Lehrstühle einrichten und bessere Bildungs- und Integrationsangebote prüfen." Gleichzeitig müssten die Migranten in Deutschland Integrationsbereitschaft zeigen.
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