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Verbände begrüßen Entscheidung zum Aufbau von Studiengängen zur Imam-Ausbildung
In Tübingen, Münster und Osnabrück sollen zukünftig u.a. islamische Religionslehrer und Imame ausgebildet werden. „Imame sind Vorbeter, Wissensvermittler, Seelsorger und auch Integrations-lotsen.“
Bundesbildungsministerin Anette Schavan hat gestern die Standorte bekanntgegeben an denen islamische Studiengänge eingerichtet werden sollen. In Tübingen, Münster und Osnabrück, verteilt auf die Bundesländer Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, sollen unter anderem islamische Religionslehrer für die Erteilung von islamischem Religionsunterricht an
öffentlichen Schulen ausgebildet werden. An den Universitäten sollen zukünftig islamisch-theologische Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Religionslehrerinnen und Religionslehrer sowie Religionsgelehrte unter anderem für Moscheen und als Sozialarbeiter tätige Personen ausgebildet werden.
Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) begrüßt die Entscheidung der Bundesministerin Schavan, an unterschiedlichen Standorten den Aufbau von islamischen Studiengängen zu unterstützen. KRM-Sprecher Erol Pürlü hierzu: „Der Islam ist ein Teil Deutschlands. Die Einrichtung und Förderung von islamischen Zentren für die Ausbildung von muslimischen Religionslehrern ist einer der wichtigen Schritte zur strukturellen Integration des Islam hierzulande. Dies kann nur gelingen, wenn die verfassungsrechtlich erforderliche Mitwirkung der islamischen Religionsgemeinschaften unter Wahrung des Selbstbestimmungsrechts dieser gewährleistet wird.“
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe): "Das ist ganz in unserem Sinne. Imame sind Vorbeter, Wissensvermittler, Seelsorger und auch Integrations-lotsen. Deshalb ist es wichtig, dass sie von hier kommen, eine universitäre Ausbildung haben und qualifiziert auf die gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland eingehen können." Mazyek fügte allerdings hinzu: "Der Islam muss nicht verändert werden, sondern die Muslime müssen hier heimisch werden. Dazu gehört, dass man den Islam als gleichberechtigte und anerkannte Religionsgemeinschaft sieht. Das ist noch nicht der Fall. Die Ausbildung von Imamen ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg der Anerkennung."
Bildungsministerin Annette Schavan erklärte bei der Bekanntgabe: "Die neuen Zentren bieten nicht nur hervorragende Voraussetzungen für einen verstärkten theologischen Diskurs in den Hochschulen. Wir wollen zugleich dazu beitragen, dass die vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben, in unserer Gesellschaft beheimatet sein können. Dazu gehört auch, dass die Kinder Religionsunterricht erhalten und die Religionsgelehrten in den Gemeinden wie auch die jungen Nachwuchswissenschaftler aus den eigenen Reihen der deutschen Muslime kommen." Sie nannte die neuen die Entwicklung einen "wesentlichen Beitrag zur Integration von Muslimen".
In den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung von Theologien vom Januar 2010 wird die Mitwirkung der islamischen Religionsgemeinschaften ausdrücklich unterstrichen. „Die Religionsgemeinschaften können den Prozess der Etablierung aktiv mitgestalten. Ferner ist bei der Frage der Inhalte einer Theologie auf die Kompetenz der Religionsgemeinschaften und der international etablierten theologischen Fakultäten zurückzugreifen“, so KRM-Sprecher Pürlü.
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