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Natürlich bin ich auch der Präsident der Muslime
Zentralrat begrüßt die Rede des Bundespräsidenten Christian Wulff - Hier Auszüge - Mazyek: „Weg zur inneren Einheit ist weit“
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat die Bemerkungen von Bundespräsident Christian Wulff zum Platz des Islam in der deutschen Gesellschaft begrüßt. Wulff habe in seiner Rede zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung ein "klares, deutliches und wichtiges Signal für alle Muslime in Deutschland" gegeben, sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek der "Bild"-Zeitung. "Wulffs Rede war ein Zeichen, dass die Muslime keine Bürger zweiter Klasse sind", sagte Mazyek dem Blatt. In der Vergangenheit seien die Fronten oft verhärtet gewesen. "Doch Wulff hat klar gemacht: Verschiedene Lebensentwürfe und Vielfalt sind erwünscht."
Der Bundespräsident hatte in seiner Rede am Sonntag (siehe unterer Link und Auszüge im Folgenden) in Bremen die Einwanderer hierzulande eindringlich zur Integration aufgefordert, die Deutschen aber zugleich zu Offenheit und Toleranz ermahnt: Neben Christen- und Judentum gehöre auch der Islam zu Deutschland, sagte er.
In der "Berliner Zeitung" warnte Mazyek vor der Gefahr, dass Menschen angesichts von sozialen und wirtschaftlichen Unsicherheiten auf "Populisten und Scharlatane" hereinfielen. Als Beispiel nannte der Zentralratsvorsitzende die umstrittenen Thesen des SPD-Politikers und Ex-Bundesbankers Thilo Sarrazin zur angeblichen Bildungsferne muslimischer Einwanderer.
Vor diesem Hintergrund sei die Rede Wulffs "wohltuend und differenziert" gewesen.
„Um die innere Einheit zu erreichen, müssen wir noch ein beträchtliches Stück Weg zurücklegen. Das gilt eben nicht nur für das Zusammenwachsen zwischen Ost und West, sondern auch für das Zusammenwachsen von unterschiedlichen Kulturen und religiösen Anschauungen. Darauf hat Wulff ausdrücklich verwiesen, und das begrüßen wir natürlich“, sagte Aiman Mazyek zudem der „Frankfurter Rundschau “ in einem Interview für die heutige Montagausgabe.
Auszüge aus der Rede des Bundespräsidenten
Angelehnt an den offenen Brief an den Bundespräsidenten bekannter deutscher Muslime (islam.de berichtete) sagte Christian Wulff: „Wenn mir deutsche Musliminnen und Muslime schreiben: „Sie sind unser Präsident" – dann antworte ich aus vollem Herzen: Ja, natürlich bin ich Ihr Präsident! Und zwar mit der Leidenschaft und Überzeugung, mit der ich der Präsident aller Menschen bin, die hier in Deutschland leben.
Weitere Auszüge:
„Ein freiheitliches Land wie unseres – es lebt von Vielfalt, es lebt von unterschiedlichen Lebensentwürfen, es lebt von Aufgeschlossenheit für neue Ideen. Sonst kann es nicht bestehen.
Zu viel Gleichheit erstickt die eigene Anstrengung und ist nur um den Preis der Unfreiheit zu haben. Das Land muss Verschiedenheit aushalten. Es muss sie wollen. Aber: Zu große Unterschiede gefährden den Zusammenhalt. Daraus folgt für mich: Vielfalt schätzen, Risse in unserer Gesellschaft schließen – das bewahrt vor Illusionen, das schafft echten Zusammenhalt. Das ist Aufgabe der „Deutschen Einheit“ - heute!“
…
„Die Zukunft gehört den Nationen, die offen sind für kulturelle Vielfalt, für neue Ideen und für die Auseinandersetzung mit Fremden und Fremdem. Deutschland muss mit seinen Verbindungen in alle Welt offen sein gegenüber denen, die aus allen Teilen der Welt zu uns kommen. Deutschland braucht sie! Im Wettbewerb um kluge Köpfe müssen wir die Besten anziehen und anziehend sein, damit die Besten bleiben. Meine eindringliche Bitte lautet: Lassen wir uns nicht in eine falsche Konfrontation treiben.“
…
Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland. Vor fast 200 Jahren hat es Johann Wolfgang von Goethe in seinem „West-östlichen Divan“ zum Ausdruck gebracht:
„Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“
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