Newsinternational Freitag, 09.10.2009 |  Drucken

Frühe Auszeichnung: Präsident Obama erhält Friedensnobelpreis

Obama: „Habe ich den Preis nicht verdient“. Überwiegend positive Reaktionen im Inland. Obama habe ein Zeichen gesetzt "für einen neuen Dialog mit dem Islam".

US-Präsident Barack Obama wird mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das Nobelpreiskomitee in Oslo gab heute seine Entscheidung bekannt. Obama werde für seine außergewöhnlichen Bemühungen zur Stärkung der internationalen Diplomatie und zur Zusammenarbeit zwischen den Völkern geehrt, hieß aus aus Oslo. Das Komitee legte dabei besonderes Augenmerk auf "Obamas Vision" und seine "Arbeit für eine Welt ohne Atomwaffen". Während die Vorgängerregierung noch von der "Achse des Bösen" sprach und Raketenschilder bauen wollte, habe laut Nobelpreiskomitee Obama "ein neues Klima in der internationalen Politik" geschaffen. Das Komitee sieht nun die Zeit gekommen, "unseren Teil der Verantwortung zu übernehmen", heißt es in der Erklärung.

„Ich bin überrascht und zutiefst demütig“, sagt Obama in einer ersten Reaktion. „Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich den Preis nicht verdient.“ Er nehme den Preis mit Demut an. Aber er sehe den Preis nicht als Anerkennung seiner eigenen Verdienste, sondern der von ihm gesetzten Ziele für die USA und die Welt. „Ich fühle nicht, dass ich es verdient habe, in einer Reihe mit so vielen gestaltenden Persönlichkeiten zu stehen, die mit diesem Preis geehrt wurden“, erklärt er.

Viele Beobachter sehen in der Entscheidung des Komitees mehr eine Bürde als Ehre. So appelierte Obama auch daran, dass jedes einzelne Land Verantwortung für den Frieden übernehmen. „Keine Nation und kein Präsident kann diese Aufgabe alleine schaffen.“ Ausdrücklich nennt Obama die atomare Abrüstung und den Konflikt zwischen Israelis und Palästina in Nahost. „Einige Aufgaben werden sich aber nicht während seiner Amtszeit bewältigen lassen.“


Deutsche Politik reagiert positiv

"Ich freue mich, dass Ihr Engagement für die friedliche Zusammenarbeit zwischen Staaten und Völkern durch die Verleihung dieser hohen Auszeichnung verdiente Anerkennung und Würdigung findet", schreibt Bundespräsident Horst Köhler an Obama.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte Obama. Er sollte von allen in seinem Bestreben unterstützt werden, "Frieden in der Welt noch besser möglich zu machen", so Merkel.

FDP-Chef Guido Westerwelle sieht in der Entscheidung "weniger die Auszeichnung für bereits Erreichtes, sondern eine Rückenstärkung für eine Politik, die auf Kooperation statt Konfrontation und auf Abrüstung statt Aufrüstung setzt".

SPD-Chef Franz Müntefering sagte zu der Osloer Auszeichnung: "Mit dieser außerordentlichen Würdigung wird zu Recht Ihr Engagement für mehr Völkerverständigung als großes Ziel Ihrer Präsidentschaft hervorgehoben.

Die Bundesvorsitzenden von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Claudia Roth und Cem Özdemir, erklärten: „Der Friedensnobelpreis für Barack Obama bestärkt die Hoffnungen, die seit seiner Wahl zu einem neuen Klima in der Weltpolitik beigetragen haben.“ So habe Obamas Kairoer „Zeichen gesetzt für einen neuen Dialog mit dem Islam.“ Es gäbe neue Chancen für Frieden und Abrüstung.

Linke-Chef Oskar Lafontaine meinte zu Obamas Auszeichnung: „Dieser Preis ist für Obama eine Verpflichtung, für mehr Frieden auf der Welt zu sorgen“.


Gemischte Reaktionen aus dem Ausland

Während in Russland die Osloer Entscheidung hoffnungsvoll aufgenommen wurde, gab es auch kritische Stimmen, die die Auszeichnung als zu früh ansahen. Das Erbe seine Vorgängers von zwei Kriegen sei noch nicht gelöst. Amnesty Internationals norwegischer Sprecher John Egenaes verwies in einer ersten Reaktion auf den Krieg in Afghanistan. Auch dass für den Konflikt in Nahost noch keine Lösung in Sicht ist, wurde kritisiert.

Erfreut zeigte sich der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO, Mohammed El-Baradei äußerte sich in Wien begeistert: "Mir fällt niemand ein, der diese Ehre mehr verdient hätte."




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