Artikel Samstag, 12.09.2009 |  Drucken

Neulich- in Wanne- Eickel: Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach (CDU) zum Ramadan

Es soll ja Spötter unter den Zeitgenossen geben, die behaupten, Wanne- Eickel und Castrop- Rauxel im Ruhrgebiet sei nur eine Stadt. Castrop- Rauxel sei der lateinische Name für das deutsche Wort Wanne- Eickel.

Manche Zeitgenossen, die nicht die sehenswerten Schönheiten des Ruhrgebiets kennen, haben von Wanne- Eickel nur den Mond wahrgenommen. Schuld daran ist bis heute ein alter Schlager, der da lautete „Nichts ist so schön, wie der Mond von Wanne- Eickel.“
Wanne-Eickel, Castrop- Rauxel, Oer- Erkenschwick und die vielen anderen Orte der Region stehen aber auch für Migration seit Jahrhunderten. Beim Abteufen der ersten Bergwerke kamen „die Gastarbeiter“ um 187O nicht aus der Türkei, sondern aus Polen.

Fußballfreunde kennen die deutschen Nationalspieler wie den Herner, später Dortmunder Hans Tilkowski (das war der legendär Torwart, der in Wembley im Endspiel1966 das 3: 2 „kassierte“, das nie ein Tor war) oder den Schalker Rüdiger Abramcyk oder Willi Koslowski, dem gelernten Bergmann (damals wurde noch nicht für Millionen gekickt!) aus Gelsenkirchen (man könnte ganze Deutsche Nationalmannschaften mit polnischen Namen füllen) bestens. Heute gibt es nicht nur in Schalkes Vereinshymne das Wort Mohamed, viele Vereine, Parteien, Gewerkschaften haben Mitglieder in ihren Reihen, die Mohamed, Ali und Aischa oder Kadija heißen.

Hier „im Kohlenpott“ gab es nie Unruhen oder Aufstände gegen die Neuankömmlinge aus dem fernen Polen. Im Bergbau, unter Tage bei einer Tiefe von mehr als 1.2OO Metern, war ein Bergmann auf den anderen angewiesen und ist es heute noch. Nicht von ungefähr reden sich die Bergleute untereinander mit „Kumpel“ an (haben es aber gar nicht gerne, wenn Außenstehende sie ebenfalls so anreden).und ihr Gruß lautet „Glück Auf.“

Im Ruhrgebiet versuchen hin und wieder, kleine Parteien, die oft im Kommunalparlament gar nicht vertreten sind, und wenn ja, noch nicht einmal Fraktionsstatus besitzen, da sie auf 1 bis 2 Vertreter kommen, gegen den Islam, gegen die Islamisierung zu hetzen. Sollten sie an die Macht kommen, werden sie als erste Maßnahme Moscheebauten verhindern, so tönt manch einer von ihnen. Da ist diesen Deutsch Hilfspolitikern auch das Grundgesetz vollkommen egal. Was stört es die kleinen Parteiensprecher, die oft nur in einer Kommune ins Parlament wollen und nur dort am Leben sind mit wenigen Mitgliedern, das unser aller Grundgesetz Religionsfreiheit für alle gewährt. Da heißt es ja nicht, dieses Grundrecht gelte nicht für Muslime, Juden, Zeugen Jehovas oder andere.

Daher tut es unserer Community gut, wenn aus dem Ruhrgebiet auch andere Stimmen zu vernehmen sind. Am ersten Tag des Ramadan überbrachte die CDU- Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach in Wanne- Eickel dem Vertreter von islam.de die Glückwünsche zum Ramadan und betonte, erst vor wenigen Tagen sie eine Gruppe aus ihrem Wahlkreis in Berlin bei ihr zu Gast gewesen. Viele Muslime hätten an dieser Tour teilgenommen. Für die nächste Legislaturperiode sei auf jeden Fall geplant, Verantwortliche von Moscheen und Moscheevereinen in die Bundeshauptstadt einzuladen.

Ingrid Fischbach ist in der CDU/CSU- Bundestagsfraktion auch die Beauftragte für Religion.
Aus dem benachbarten Recklinghausen erklärte Ferdinand Zerbst, erster stellvertretender Bürgermeister: „Zu jedem Ramadan bin ich in der Moschee und überbringe die Glückwünsche der Stadt den Muslimen.“ Nicht nur das ist für ihn eine „Selbstverständlichkeit, sondern auch, dass man den neuen Imam im Rathaus begrüßt.“
Er sei seit 1994 stellvertretender Bürgermeister und er betrachte dies als „den Normalfall. Wir leben doch alle in einer Stadt“, so der mittlerweile über 7O jährige Politiker.

Der CDU- Landtagsabgeordnete Lothar Hegemann aus Recklinghausen, seit 198O Mitglied des Parlaments, sagte gegenüber islam.de: „In Deutschland herrscht Religionsfreiheit. Das gilt für alle Religionen.“ Hegemann, der auch Vorsitzender der CDU-Fraktion des Kreises Recklinghausen ist, betonte, die Religionsfreiheit sei ein sehr hohes Gut. „Wir lehnen Hass, Gewalt, Unfreiheit oder das Ausgrenzen von Menschen aufgrund einer bestimmten Religion oder Hautfarbe auf das entschiedenste ab.“

In Wanne- Eickel sprach am ersten Tag von Ramadan der Generalsekretär des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, im „Marokkanischen Kulturverein“. Leider führe man viele „Stellvertreterdebatten. Man hört auf alle- nur auf die muslimischen Stimmen nicht.“ Er wies auch auf vorhandene Ängste auf beiden Seiten hin. „Die Vorurteilsbilder sind seit dem 11. September noch präsenter.“ Natürlich „lehnt jeder gläubige Muslim Terror, Unterdrückung, Unfreiheit ab.“ Er rief die Gemeinschaft dazu auf noch mehr und noch deutlicher auf die Kommune zuzugehen und ermutigte die Muslime beispielsweise eine Frau Fischbach oder andere Politiker in der Region „ruhig zu besuchen, denn die beißen ganz gewiss nicht“, so Mazyek wörtlich. (Text: Volker- Taher Neef)





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