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Freitag, 19.06.2009 | Drucken |
Die Solaranlage der GRÜNHELME am 11. Juni auf Daher in Palästina eingetroffen
Friedensaktivisten sind im „Tent of Nations“ willkommen – Lob von der Bundeskanzlerin
Was lange währt sagt man und dabei liegt ein gewisser Trost in diesen Worten. Aber manch mal dauert etwas einfach zu lang. Zumal wenn dieses lange Dauern Ausdruck einer politisch total missratenen Situation ist. Es hat zu lang gedauert, aber seit dem 11. Juni sind die Materialien für die 5 KW Solaranlage auf dem Berg des „Tent of Nations“ des Daoud Nassar leibhaftig und physisch angekommen. Ein Lob für alle Beteiligten, besonders dem Fabian Jochem, der uns schon mit persönlichem Einsatz in seiner Ferienzeit die Solaranlage in Ruanda angeschlossen hat. Dank auch an Aviva Konforty, die sich persönlich von der israelischen Firma immer eingesetzt hat und die das Material persönlich bis an den Weinberg gebracht hat. Dank an Thomas Just, der am 6. /7. Juli zum Weinberg von Ruanda aus aufbrechen wird.
Es hat zu lange gedauert. Wenn man allerdings weiß, was jetzt möglich ist für den Daoud Nassar möchte man diese Kritik an israelische Verhältnisse und Isolationen lieber sein lassen.
Wir wollten diese abgeschlossene und isolierte Bevölkerung gern humanitär begleiten. Ich sprach mich mit dem israelischen Menschenrechtskämpfer Reuven Moskovic ab, mit dem zusammen ich eine Reise durch die Stätten von Newe Shalom, durch Nazareth und Haifa und die Schule Thalita Kumi in Beit Jala und am Ende auch auf den Weinberg daher machte. Dort traf ich zum ersten Mal die Familie von Daoud Nasser und ihn selbst. Wir erlebten eine vorbildliche Begegnungsstätte, für junge Menschen und Friedensaktivisten, die hier einfach und mit ganz wenig Geld sich ausruhen, sich erholen, aber auch Theaterspielen, Engagements vorbereiten, Fußball und Exkursionen durchziehen können.
Tent of Nations
Das „Tent of Nations“ ist wirklich eine Ansammlung von Tents, von Zelten. Der Junge Daoud Nassar macht alles richtig, er hat nicht das Gefühl, dass eine Seite ganz recht, die andere nur Unrecht hat. Aber gerade diese Haltung hat ihn animiert, diesen Daher Weinberg für diese Arbeit zu bestimmen. Dieser Berg ist von jüdischen Siedlungen umgeben, die alles an moderner Handels und Luxus Zivilisation haben, satt Strom, Supermärkte, Wasser im Überfluss. Das alles hat der Daher Weinberg nicht und bekommt es auch nicht von den Siedlern, die im Gegenzug den einzigen Fahrt-Autozugang mit einem dicken Steinbrocken blockiert haben. Man kann den Berg am Ende nur zu Fuß besteigen. Er bekommt auch nicht die Genehmigung, irgendetwas dort neben den Zelten zu bauen. Die Anlage eines Vordaches an dem einzigen Steinhaus, das da schon steht, wie auch die Einrichtung eines Hühner und Ziegenstalles haben ihm drei Klagen der Israel Justiz eingebracht für die Übertretung des Gesetzes.
Dennoch hat sich Daoud Nassar nie unterkriegen lassen. Als ich ihn zum ersten Male erlebte, erlebte ich jemanden, der alles richtig macht, der nie einen falschen Ton, nie einen Zentimeter von der eigenen Friedensbereitschaft runtergeht. Er ist der geborene Chef dieses Begegnungs- und Friedensberges.
Als ich zum dritten Mal da war, fiel mir das kleine Emailschild in die Augen, das am eisernen Tor angeheftet ist und auf dem in ungelenken Buchstaben eingraviert steht – das Motto der gesamten Begegnungsplatzes:
“WE REFUSE TO BE ENNEMIES!“
Wir wollten nun nicht lange lamentieren, sondern etwas tun. Wir kauften die Anlage in Deutschland, suchten lange nach einer Firma in Israel, die das Solarmaterial einführt und dann weitertransferiert auf den Weinberg daher.
Das alles hat weit über zwei Jahre gedauert. Es mussten zwischendurch noch Garantien geschrieben werden von der israelischen Firma, dass man aus diesem Solarmaterial nicht Bomben zusammenbasteln kann.
Freude und Lob von Bundeskanzlerin Angela Merkel
Wir freuen uns mit all denen, die den Glauben an diese humanitäre Arbeit unter den widrigsten Bedingungen für ein Volk im Dunkeln nie aufgegeben haben. Wir danken unseren Spendern. Ich habe in einem Brief die Bundeskanzlerin davon unterrichtet, dass die Grünhelme eine Solaranlage dort auf dem Daher-Weinberg für palästinensiche, deutsche, hoffentlich künftig auch wieder israelische Jugendliche installieren, die den Abend der Begegnungen auf dem Berg kurzweiliger und produktiver machen wird. Der zuständige Außenpolitik- und Sicherheitspolitische Berater der Kanzlerin, Dr. Christoph Heusgen, schrieb uns (14. April 2009) im Auftrag der Bundeskanzlerin:
„Vielen Dank für Ihr Schreiben an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, in dem Sie über das Projekt ‚Tent of Nations’ berichten. Die Bundeskanzlerin hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.
Das Projekt ist beeindruckend und zeigt einmal mehr, wie wichtig zivilgesellschaftliches Engagement in Krisenregionen und dessen breite Unterstützung ist. Wie Sie wissen, liegen der Bundeskanzlerin die Fortschritte des Nahostfriedensprozesses und insbesondere auch bei der Verbesserung der Lebensumstände der Palästinenser vor Ort besonders am Herzen.“
Wir freuen uns mit unserem Freund Daoud Nassar und allen, die gegenwärtig als deutsche Zivildienstleistende auf dem Berg Dienst tun. Wir haben die Hoffnung, dass mit dem Licht der Sonne es uns und den Veranstaltern auf dem Berg gelingen wird, Jugendliche, auch Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Ländern dort zu Theater und Friedensfesten zusammenzubringen. 2005 wurde Shakesspeares „Romeo und Julia“ dort auf dem kleinen Berg-Amphitheater aufgeführt. In Ruanda haben wir mit der Spezialistin und Theater-Bühnenbildnerin Andrea Kaempf oft darüber gesprochen, wir müssten dort auf dem Berg einmal von Max Frisch: „Herr Biedermann und die Brandstifter“ inszenieren. (Rupert Neudeck)
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