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Sonntag, 31.05.2009 | Drucken |
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„Wir kennen zu wenig unsere eigene Geschichte, um das Bekannte im Gegenüber zu erkennen“
Omid Nouripour für BÜNDNISS 90/DIE GRÜNEN
Für die Partei BÜNDNISS 90/DIE GRÜNE bezieht der Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour in unserer Serie „Superwahljahr“ Position. Wir sprachen in seinem Abgeordnetenbüro mit ihm. (Text: Volker- Taher Neef. Foto: Günter Meißner)
Omid Nouripour kam 1975 in Teheran zur Welt. In Frankfurt/M. besuchte er das Gymnasium, 1996 Abitur. Seit 2002 ist der GRÜNEN- Politiker Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft „Migration & Flucht.“ Die Einbürgerung erfolgte 2002. Dem Deutschen Bundestag gehört er seit 2006 an. Omid Nouripour bekennt sich zum Islam. Im Herbst -inchALLAH- wird er zum ersten Male Vater.
„Es gäbe viele Gründe, uns zu wählen“ meint Nouripour selbstbewusst. Allein die „die Farbe grün, das verbindet meine Partei zum Islam.“ Der GRÜNEN- Bundestagsabgeordnete will das nicht „einfach nur so anhand der Farbe dahinsagen, denn wir Grüne treten konsequent, ohne wenn und aber, für die Gleichbehandlung der Religionen ein.“ Dieses konsequente Eintreten gilt für alle Religionen. „Natürlich bezieht sich das auch im Bereich des Rechts“, so Omid Nouripour.
„Geht deshalb die Insel unter, weil muslimische Beamtinnen dort Kopftuch tragen?“
Im Grundgesetz sei nachlesbar, alle Religionen werden gleich behandelt. Im Sektor Erziehung gäbe es einen erheblichen Nachholbedarf für „uns Muslime“. Wie sieht es denn mit einem Islamunterricht an den Schulen in den Bundesländern aus? Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene treten wir GRÜNE für eine Gleichberechtigung der Religionen ein, gerade am Beispiel Islamunterricht kann man es sehen“
Ebenso „darf man doch auch hinterfragen, wo bleibt eine anerkannte Imamausbildung in Deutschland?“ Beim Thema Moscheebauten muss es nach Auffassung der GRÜNEN auch zu einer Gleichbehandlung, vor allen Dingen im Vergleich zu christlichen Religionen, mit dem Islam kommen. „Unser Ansatz ist, wir machen Politik für alle Menschen. Da sind Juden, Christen, Muslime, andere Religionen und auch Menschen ohne Bekenntnis mit eingeschlossen.“
Bei der Frage nach der Kopftuch tragenden Frau in seiner Partei antwortet der Parlamentarier Nouripour: „Damit haben wir ja nun überhaupt kein Problem. Canan Ulufer aus Hamburg ist doch mittlerweile als meine Parteifreundin in Deutschland sehr bekannt. Die Politikerin mit dem Kopftuch heißt es doch so oft bei Euch Journalisten.“ Ausdrücklich betont er, islam.de schreibe glücklicherweise nie in diesem Stil.
Omid Nouripour sagt deutlich, nur die Frau allein entscheidet, ob sie ein Kopftuch trage. Niemand kann das vorschreiben. Ebenso habe niemand das Recht, einer Frau das Kopftuch „zu verbieten. Auch der Zollbeamtin nicht.“
Niemals ist „das Stück Stoff auf dem Kopf das Problem, sondern der Zwang.“ Damit sei sowohl der Zwang pro oder contra Kopftuch gemeint. Nochmals weist er darauf hin, nur die Frau allein habe das Recht, dies individuell für ihre Person zu entscheiden.
Als Beispiel nannte er England und die dort mit Kopftuch arbeitenden Polizistinnen und Zollbeamtinnen und fragt ironisch: „Geht deshalb die Insel unter, weil muslimische Beamtinnen dort Kopftuch tragen?“ Soll doch die Zollbeamtin ein Kopftuch tragen, wenn sie es möchte.
„Der Kern des Rechtstaates ist seine Vielfalt, seit 60 Jahren. Deshalb muss bei einer Zollbeamtin die Freiheit des Glaubens- aber auch des nicht Glaubens- selbstverständlich sein.“
Nouripours Wunsch ist es, eine Debatte hierzulande zu führen, die zur Entspannung mit dem Islam beiträgt. Die Muslime leben in Deutschland nun einmal in der Diaspora. Trotzdem „treffen hier nicht unbekannte Welten aufeinander, sondern Identitäten, die seit Jahrhunderten vermischt sind.“. Das Problem ist aber: „wir kennen aber jeweils zu wenig unsere eigene Geschichte, um das Bekannte im Gegenüber zu erkennen.“
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Hintergrund/Debatte
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