Newsnational Montag, 08.11.2004 |  Drucken

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Polizeigewerkschaft rechnet in Zukunft weiter mit tödlicher Gewalt von Neonazis – Gedenken an die Reichspogromnacht

131 meist Ausländer seit 1990 nachweislich durch Rechtsextremismus in Deutschland getötet

Die eindringlichen Warnungen der Polizei kommen bezeichneterweise unmittelbar vor dem Gedenktag des 9. November. Der Tag erinnert weltweit an die Verbrechen des Naziregimes. In viele Sprachen ist das Wort "Reichskristallnacht" eingegangen. Damit wollten die Nationalsozialisten selbst ihre Taten verharmlosen: Fast alle Synagogen in Deutschland wurden in dieser Nacht angezündet, fast alle Geschäfte von Deutschen jüdischer Herkunft wurden zerstört und geplündert, viele deutsche Juden wurden verhaftet, gedemütigt, misshandelt und mehr als 100 getötet. Am Morgen des 10. November waren die Gehwege übersät mit Glasscherben.

Zur Erinnerung: Die Anfänge erschienen vergleichsweise „harmlos“ und verleiteten viele zu der Fehleinschätzung, das NS-Regime werde sich schon bald überlebt haben. Kaum jemand vermochte sich vorzustellen, was noch folgen sollte.

Schon jetzt sei erkennbar, dass die Neonazis fast jedes Wochenende auf die Straße gingen, um den Staat und Gegendemonstranten zu provozieren, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende der Polizei Konrad Freiberg dem Spiegel gestern in einem Interview. "Irgendwann wird es passieren und dann gibt es Verletzte, möglicherweise kommt sogar jemand zu Tode."

Die beiden rechtsextremen Parteien NPD und DVU hatten sich vor über einer Woche auf ein gemeinsames Vorgehen für die Bundestagswahl 2006 geeinigt. Die NPD will sich zudem stärker militanten Neonazis öffnen.

Deshalb müsse eigentlich die Beobachtung von DVU und NPD durch Polizei und Verfassungsschutz verstärkt werden, forderte Freiberg. Das könne aber nicht geleistet werden, weil zur Bekämpfung des Terrorismus und im Zuge des gescheiterten NPD-Verbots viel Personal aus der Observation der Neonazis und ihrer Parteien abgezogen worden sei.

Vor kurzem machte eine Ausstellung "Opfer rechter Gewalt" des Vereins Opferperspektive die aktuelle Brisanz des Themas klar: Seit 1990 sind über 131 Menschen – darunter auch viele Muslime - durch rechtsradikale Straftaten in Deutschland getötet worden.
Die Ausstellung porträtiert diese getöteten Menschen, die zum Teil auch ermordet wurden, weil ihre Andersartigkeit, ihre anderes Aussehen im Weltbild der Rechtsextremisten kein Platz haben; manche auch, weil sie den Mut hatten, Nazi-Parolen zu widersprechen. Viele Schicksale bewegten die Öffentlichkeit., aber viele wurden kaum zur Kenntnis genommen und nicht wenige wurden einfach vergessen. Die Ausstellung, die jetzt auch als Wanderausstellung zu buchen ist, ruft diese Menschen in bleibender Erinnerung (siehe auch link)




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