Newsinternational Freitag, 20.02.2009 |  Drucken

US-Evangelikale starten christlichen Missionssender für Arabien

Neue Missionstätigkeit der Baptisten, der zweitstärksten Konfession in den USA dürfte den interreligiösen Dialog weiter belasten

Kairo/London (BZZ) – Nachdem in den vergangenen Monaten mehrere arabische Staaten, darunter Saudi-Arabien, ihre TV-Stationen auf dem europäischen Satelliten Hotbird installiert haben, rüsten jetzt christliche Missionare aus den USA nach. Es sind einmal mehr die amerikanischen Evangelikalen, die ihre offensive Missionsarbeit in den arabischen Ländern intensivieren wollen. Nicht mit Petrodollars, dafür aber mit immensen Spendengeldern ausgestattet, die vor allem aus den Südstaaten der USA stammen, haben die Missionare von „Kingdom Sat“ bereits einen Sendeplatz auf einem Satelliten der französisch-spanischen Eutelsat-Organisation gebucht. Auf Satellit Hot Bird, 13° Ost, steht der christliche TV-Sender „Al Malakoot“ vor seinem Debüt. Der Kanal wird laut Angaben des Veranstalters „Kingdom Sat“ offiziell am 2. März auf Sendung gehen. Auf dem zukünftigen Sendeplatz werden bereits erste Testsendungen, allerdings in englischer Sprache ausgestrahlt. Laut Angaben des Senders soll das Programm vorwiegend in arabischer Sprache verbreitet werden. Gesendet wird auf der Frequenz 11.470 V (SR 27500, FEC 5/6). Das Signal ist kostenlos und unverschlüsselt. Der neue Sender will laut eigenen Angaben 120 Millionen Haushalte in 66 Ländern erreichen. Das Empfangsgebiet umfasst weite Teile Europas, den Mittleren Osten sowie Nordafrika.

Tonangebend bei diesem Unternehmen sind die Baptisten, nach den Katholiken zweitstärkste Konfession in den USA. Von den sieben Predigern und Missionaren, die „Kingdom Sat“ als leitende Programmgestalter bereits im Internet vorstellt, sind sechs US-Bürger und nur einer davon, Michael Youssef, stammt aus einer arabischen Familie. Der 60jährige wurde in Ägypten geboren, wanderte nach Australien und von dort in die USA aus und ist Gründer und Pastor der unabhängigen „anglikanischen Kirche der Apostel“ mit Sitz in Atlanta, Georgia. Er hat eine international predigende Vereinigung von evangelikalen Missionaren gegründet. Sein Mitstreiter, der 69jährige Robert Charles Sproul, ist Theologe und Pastor der amerikanischen Calvinisten. Woodrow Michael Kroll (64) gehört zu den Baptisten und ist Präsident und Bibellehrer des Radio- und TV-Senders „Back tot he Bible“ (Zurück zur Bibel). Johnny M. Hunt (56) wirkt als Präsident der „Southern Baptist Convention“ und leitender Pastor der „First Baptist Church Woodstock“ im Bundesstaat Georgia. Als „Dreh- und Angelpunkt“ des Teams wird David P. Jeremiah (68) bezeichnet. Er wird von Wikipedia als konservativer amerikanischer Evangelikaler bezeichnet und ist leitender Pastor einer Freikirche in Kalifornien. Chip Ingram stammt aus Atlanta und wurde durch seine evangelikale Radiosendung „Living on the edge“ (Leben am Rand) bekannt. Selbst bei konservativen Christen umstritten ist der einzige Europäer des Missionssenders, Reverend Colin Dye vom Kensington Temple in Notting Hill bei London. Er leitet eine christlichen Pfingstbewegung, die besonders das Wirken des Heiligen Geistes betont und ist Autor extrem konservativer Schriften und parlamentarischer Petitionen, missioniert bisweilen in Israel und ist ein entschiedener Gegner des Islam.

Die neuen Missionstätigkeit aus den USA dürfte den interreligiösen Dialog weiter belasten und erschweren. Im vergangenen Jahr hatte der Rektor der renommierten Al-Azhar Universität, Ahmad Mohammad Al-Tayyeb (63), gegen eine zunehmende Missionstätigkeit christlicher Kirchen gerade bei armen Muslimen protestiert. Inzwischen hat Saudi-Arabien neben seinem Leitsender KSA1, der live die Gebete aus Mekka überträgt, auch das englischsprachige KSA2, auf dem europäischen Hotbird installiert. Besonders bei britischen Muslimen ist der aus London via Hotbird sendende „Islam Channel“ (Quelle: baltext.ch)



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