Newsnational Mittwoch, 02.07.2008 |  Drucken

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Abkehr von der Demokratie bei den Deutschen

Bedrohliches Detail: Je ärmer die Deutschen desto demokratie-distanzierter sind sie

Berlin - Das Vertrauen der Deutschen in die Demokratie geht zurück. Nach der Umfrage des Münchener Instituts Polis/Sinus im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, über die der Tagesspiegel am Sonntag berichtete, glaubt jeder dritte Bundesbürger nicht mehr, dass die Demokratie Probleme löst. Fast jeder Zweite kann sich vorstellen, bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr nicht abzustimmen. In Ostdeutschland meinten der Umfrage zufolge sogar mehr als die Hälfte der Befragten, dass die Demokratie nicht in der Lage sei, Probleme zu lösen. Vier von zehn Deutschen bezweifeln, dass die Demokratie überhaupt noch funktioniert.

Es ist nicht die erste Studie mit solchen Ergebnissen (siehe untere link zu ausführlichen Studie). Und doch: "Diese Ergebnisse berühren mich sehr, sie machen betroffen", sagt Frank Karl, Leiter der Abteilung Gesellschaftspolitische Information bei der FES. Er habe die schlechten Werte für die deutsche Demokratie "in dieser Massivität nicht erwartet", sagt Karl in einem Interview zu SPIEGEL ONLINE.

Zu allem Überfluß kommt hinzu: Knapp ein Drittel der Bundesbürger fühlt sich ungerecht behandelt. Jeder Fünfte meint, sein Leben verlaufe nicht in sicheren Bahnen. Und nur 31 Prozent machen sich keine Sorgen um ihre finanzielle Zukunft.

Fazit der Untersuchung, die sich noch im Stadium eines Arbeitspapiers befindet, wird ein bedrohliches Detail angeführt: "Ganz offensichtlich gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der eigenen finanziellen Situation und der generellen Einstellung zur Demokratie in Deutschland. Personen mit schwierigen Lebensumständen weisen eher eine Demokratiedistanz auf als Menschen aus 'gesicherten' und 'geordneten' Verhältnissen."

Frank Karl bezeichnet es als "bedenklich, wenn der persönliche Wohlstand das Urteil über die Staatsform bestimmt". Ökonomische Krisenzeiten sind somit auch Krisenzeiten fürs demokratische System.



Lesen Sie dazu auch:
Untersuchung Demokratiedinstanz in Deutschland der Friedrich-Ebert-Stiftung
„Demokratie ist gegenwärtig die beste Staatsform“ - Interview mit Aiman Mazyek in „Das Parlament“

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