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Freitag, 25.07.2014

Terroranschläge in Nigeria immer wieder auch gegen Islam-Vertreter

Bischof Stephen Dami Mamza: Regierung tut zu wenig gegen Boko Haram

Abuja (KNA) Der Schock in Kaduna ist groß. Bei gleich zwei Anschlägen
starben in der nordnigerianischen Stadt am Mittwoch mehr als 40
Menschen. Doch anders als bisher galten die Anschläge dieses Mal zwei
Prominenten: dem Imam Dahiru Bauchi sowie dem früheren
Militärherrscher Muhammadu Buhari, heute der Kopf der
Oppositionspartei All Progressives Congress (APC). Beide blieben
unverletzt.

Der Imam war nach einer Veranstaltung, die im Rahmen des Fastenmonats
Ramadan stattfand, auf dem Weg in die Hauptstadt Abuja. Von dort aus
wollte er nach Mekka fliegen, als in der Nähe seines Konvois eine
Bombe explodierte. Der zweite Anschlag ereignete sich rund zwei
Stunden später im Norden der Stadt, in der Nähe des belebten
Busbahnhofs Kawo, wo es oft zu langen Staus kommt. «Als wir den Markt
von Kawo erreichten und wegen des dichten Verkehrs langsam fahren
mussten, wurde mein Auto gerammt. Dann explodierte die Bombe», sagte
Buhari wenige Stunden später über die Homepage seiner Partei.

Bislang hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt. Beobachter gehen
jedoch von der Terrorgruppe Boko Haram als Drahtzieherin aus. Allein
in den ersten sechs Monaten des Jahres sollen bei Angriffen schon
mehr als 2.000 Menschen ums Leben gekommen sein, schätzt die
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Erst am
Wochenende kam es wieder zu einem Angriff auf ein Dorf in Borno mit
mehreren Dutzend Toten.

Seit über 100 Tagen hält Boko Haram rund 220 Schülerinnen gefangen.
Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Gruppe in den vergangenen
Monaten viele weitere Menschen entführt hat, die bis heute in ihrer
Gewalt sind.

Nach dem Anschlag vom Mittwoch wurde in Kaduna eine Ausgangssperre
verhängt, da es in der Stadt und auch im gleichnamigen Bundesstaat
immer wieder zu blutigen Ausschreitungen gekommen war. Kaduna gilt
als besonders anfällig. Nach Informationen von Yohanna Buru, der das
«Peace Revival and Reconciliation Movement» leitet und sich stark für
den interreligiösen Dialog einsetzt, sei es bis zum
Donnerstagnachmittag aber ruhig geblieben. Er selbst bezeichnet den
Anschlag als «großen Schock». Damit habe niemand in Kaduna gerechnet.

Allerdings ist es nicht der erste Anschlag auf einen hochrangigen
muslimischen Vertreter. Imam Dahiru Bauchi war bereits vor einigen
Wochen ins Visier der Terroristen gerückt. Der erste Anschlag konnte
jedoch vereitelt werden. Ende Mai wurden außerdem drei Emire in
Nordnigeria von Boko Haram angegriffen; der Emir von Gwoza kam dabei
ums Leben. Emire sind traditionelle Herrscher im Norden, die
einerseits viel Respekt genießen, denen andererseits aber auch
vorgeworfen wird, zu eng mit der politischen Klasse verbunden zu
sein. Experten zufolge haben sie wie auch bekannte Islamgelehrte
heute nur noch begrenzten Einfluss auf Jugendliche.

Imam Dahiru Bauchi hat den Terrorismus immer wieder offen kritisiert.
«Er sagt häufiger: Das, was Boko Haram tut, ist sehr unislamisch»,
sagt Pastor Buru, ein Vertrauter des Imam. Außerdem sei er ein großer
Befürworter des interreligiösen Dialogs und des friedlichen
Zusammenlebens aller Religionen. Einen Dialog mit Christen haben
führende Boko-Haram-Mitglieder schon vor vielen Jahren und lange vor
der Radikalisierung der Gruppe 2009 abgelehnt. Gleichzeitig gehört
Bauchi auch zu den Befürwortern eines Dialogs mit Boko Haram. Das
könnte ein weiterer Grund für den Anschlag auf den Imam sein.

Die Regierungspartei Peoples Democratic Party (PDP) verurteilte die
beiden Anschläge in einer Pressemitteilung und erklärte, jeder könne
zum Opfer werden. Alle Nigerianer müssen sich daher im Kampf gegen
den Terrorismus zusammentun. Das wiederum dürfte Wasser auf die
Mühlen der Opposition APC sein. Sie kritisiert die Regierung immer
wieder, sie könne nicht für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen.
Die neuen Anschläge haben das aus ihrer Sicht bestätigt.

Nigerias Regierung geht nach Ansicht von Bischofs
Stephen Dami Mamza nicht genügend gegen die Terrororganisation Boko
Haram vor. «Mein Eindruck ist, dass die Regierung das Thema Boko
Haram von Anfang an nicht ernst genommen hat und nie ernsthaft
versucht hat, Boko Haram zu bezwingen», sagte der Bischof von Yola im
Nordosten Nigerias dem katholischen Missionswerk Missio (Donnerstag)
in Aachen. Mit Blick auf die Wahlen 2015 lasse sich die Regierung bei
bestimmten Entscheidungen viel Zeit, insbesondere, wenn es um Boko
Haram gehe. Die Regierung wolle so den Wettstreit um die politische
Führung nicht negativ beeinflussen. Der Verlust von Menschenleben und die Zerstörung von Eigentum werde von der Öffentlichkeit verdrängt, so der Bischof weiter



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