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Dienstag, 12.05.2009

Das Superwahljahr 2009 - die CDU mit der Berliner Abgeordneten Emine Demirbüken-Wegner

Zur Person: Emine Demirbüken- Wegner kam 1961 in der Türkei zur Welt. Ihr Vater ging als Gastarbeiter nach Deutschland. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik und Publizistik. An einem Bildungszentrum arbeitete sie als Deutschlehrerin. Von 1982- 1988 ist Emine Demirbüken beim Sender Freies Berlin (SFB) als Journalistin tätig gewesen. Im Berliner Bezirk Schöneberg tritt sie 1988 die Stelle als Integrationsbeauftragte an. Nach ihrer Heirat nennt sie sich Demirbüken-Wegner. Sie gehört sowohl dem Landes- als auch dem Bundesvorstand der CDU an. Seit 2006 ist sie Abgeordnete im Landesparlament von Berlin, dem Abgeordnetenhaus.



Emine Demirbüken-Wegner ist Mutter von zwei Töchtern und bekennt sich zum Islam.


Im Abgeordnetenhaus sprachen wir mit der CDU- Politikerin und fragten, warum ein Muslim die CDU wählen sollte.
Sie verweist auf die vielen Gemeinsamkeiten des Christentum und des Islam. „Da kommt für mich auch zum Tragen, es heißt sowohl bei uns (Anm: dem Islam) als auch im Christentum, „du sollst nicht lügen. Du sollst deinen Nächsten wie dich selbst lieben und deine Eltern achten und ehren“. Ganz wichtig in beiden Weltreligionen, wenn man dich mit Steinen bewirft, werfe Brot zurück. Das verbindet doch. Die CDU ist auch eine sehr tolerante Partei. Ich als Muslima bin doch der beste Beweis dafür.“ Behauptet Demirbüken-Wegner stolz. Man werde schließlich in den Bundesvorstand gewählt, nicht ernannt.

Zur heiklen Frage Kopftuch äußert sich das Bundesvorstandsmitglied der CDU wie folgt: Sie habe überhaupt kein Problem damit, wenn ein Kopftuch aus tiefster Überzeugung von einer Frau getragen werde. Ein „Kopftuch als Glaubensbekenntnis ja, ein Kopftuch aus ideologischen Gründen nein.“

Leider kämen bei einigen wenigen Mitbürgern Vorurteile und Klischees bei der Frage Kopftuch auf. Hier gelte es, durch Aufklärung Vorurteile erst gar nicht entstehen zu lassen oder abzubauen. Die CDU- Abgeordnete weist daraufhin, zu ihren Veranstaltungen kämen auch einige Frauen mit dem Kopftuch. Viele davon seien akademisch ausgebildet und bestens in dieser Gesellschaft integriert. Schnell habe sie selber als junges Mädchen gelernt, “ im Islam bist du für dich verantwortlich, alles was du tust und unterlässt, machst du immer zuerst mit ALLAH ab.“

Bei der Frage nach religiösen Symbolen bei Bediensteten im Bund bleibt die Polotikerin schwammig: „Deutschland ist ein de facto Einwanderungsland. Deutschland ist nicht das Land mit ehemals zahlreichen Kolonien wie England. Im ehemaligen Kolonialland England und in den klassischen Einwanderungsländern wie USA, Kanada leben in der 14. Generation Einwanderer.“ Dieser Personenkreis sei „dazugehörig.“ Bei uns in Deutschland reden wir heute von „Menschen mit Migrationshintergrund. Man darf doch Deutschland nicht als klassisches Einwanderungsland bezeichnen. Erst seit 4 Jahren rede man auf gleicher Augenhöhe mit uns (Anm.: Muslimen) auf staatlicher und ministerieller Ebene.“

Emine Demirbüken-Wegner betont auch, die Integrationsdebatte, das Zuwanderungsgesetz, ist gerade einmal 9 Jahre jung. Jetzt nehmen viele in dieser Gesellschaft zur Kenntnis, die Einwanderer, davon viele Muslime, sind ein Teil dieser Gesellschaft. „Bis wir hier an einem Punkt angekommen sind, wo das Kopftuch als Normalität angesehen wird, brauchen wir noch viele Jahre.“ Sie selber rät, beim Kopftuch viel gelassener vorzugehen. Leider ist diese Gelassenheit weder hier noch in der Türkei in dieser Frage vorhanden. Gerade zur Türkei sieht sie eine große Parallele. „In diesem Kontext habe ich Probleme, dass wir in einen Zwang geraten.“ In Schulen hat kein religiöses Symbol nach Ansicht der Abgeordneten „etwas zu suchen. In Grundschulen schon gar nicht.“ Ist eine Frau volljährig, könne sie entscheiden, ob sie sich bedecke.“ Heranwachsende Kinder haben auch noch nicht die Reife, sich für oder gegen ein religiöses Symbol zu entscheiden.

Generell bedauert sie, dass in Berlin kürzlich das Projekt „Pro Reli“ gescheitert ist. Klar fordert die CDU- Abgeordnete Islamkundeunterricht an den Schulen. „Ich bin gezwungen, meine Kinder allein religiös zu unterrichten. Alle Religionen sollten ein Recht auf Religionsausübung und Religionsunterricht haben. Beim Islam sprechen wir immerhin von einer Weltreligion mit weit über 1 Milliarde Menschen.“
Man werde hier auch generell auf islamische Feiertage mehr eingehen in Zukunft, so ihre Hoffnung und Wunsch. Sie hat keine Hemmungen, dem Parlamentspräsidenten mitzuteilen, an hohen islamischen Feiertagen keine Sitzung einzuberufen. „Schließlich käme ja auch kein Parlamentspräsident auf die Idee, Weihnachten das Parlament tagen zu lassen.“

Ihr Vater war Arbeiter in einer Möbelfabrik Als sie 1988 als erste „Ausländerin“ in ganz Deutschland ihr Amt, das damals „Ausländerbeauftragte“ hieß, im Bezirk Schöneberg antrat und ihr kleines Dienstzimmer betrat, fand sie einen Schreibtisch vor. Versehen mit dem Etikett aus der Fabrik, wo ihr Vater tagtäglich Möbelstücke anfertigte. Der Vater Arbeiter und Muslim, die Tochter als Dienststellenleiterin bei der Behörde. Als bekennende„ konservative -liberale Muslima.“ (Von Volker- Taher Neef; Bild:"G. Meißner)





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