Newsnational Samstag, 07.07.2001 |  Drucken

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Gute Werke ...

Die Ausstellung wurde zuvor bereits in New York, Los Angeles, Paris und Berlin gezeigt. Doch anders als etwa in Berlin haben die Frankfurter Ausstellungsmacher um Deniz Erduman die Schau sehr überzeugend in den Rahmen der eigenen Islamschätze gestellt

Schon in den frühen Kapiteln des Korans steht zu lesen: «Wenn einer gibt und gottesfürchtig ist,. . . werden wir es ihm leicht machen, des Heilsteilhaftig zu werden. Wenn aber einer geizig undselbstherrlich auftritt, . . . werden wir ihn demUnheil zur leichten Beute werden lassen.» DasSpenden für gemeinnützige und wohltätige Zweckespielt denn auch im Islam eine grosse Rolle, istsogar als Zakat oder auch Sadaqa ein Grundpfeilerder muslimischen Weltanschauung. Deshalbfinanzieren wohlhabende Bürger immer wieder guteTaten im Namen Allahs. Davon zeugt derzeit dieFrankfurter Ausstellung «Siegel des Sultans», in der70 Meisterwerke islamischer Kalligraphie aus derSammlung des türkischen Grossindustriellen SakipSabanci zu sehen sind.

Sabanci hat mit Textil- und Bankgeschäften sowiezahlreichen anderen Unternehmen ein Vermögen gemacht. Doch, so sagte er bei Eröffnung der Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst, er wolle nicht nur Fabriken bauen, sondern auch etwas für die Menschen tun. So finanziert er Schulen und soziale Einrichtungen, von Gesundheitszentren über Büchereien bis hin zur Sakip-Sabanci-Universität in Istanbul. Daneben baute er die bereits von seinem Vater, Firmen- und Stiftungsgründer Haci Ömer Sabanci, begonnene Kunstsammlung aus. Heute ist sie eine der bedeutendsten der Türkei. Und irgendwie sind auch die in Frankfurt gezeigten Kalligraphien gute Werke im Namen Allahs. Da im Islam einerseits die bildliche Darstellung des menschlichen Antlitzes untersagt ist und andererseits menschliches Handeln der Gemeinschaft dienen oder Gott gefällig sein soll, ist die kunstvolle Ausgestaltung der vielfältigen Worte Allahs und seines Propheten zur ersten aller Künste in der islamischen Welt geworden. Noch heute geniessen selbst in dersäkularen Türkei die Meister der Feder hohes Ansehen und eifern ihnen viele Schüler jahrzehntelang nach, um auch nur annähernde Perfektion zu erlangen.

Die Frankfurter Schau zeigt Meisterwerke aus den letzten sechs Jahrhunderten, der Zeit der# türkischen Osmanensultane. Darunter befinden sich Koranverse oder Lobpreisungen auf den Propheten Mohammed, aber auch ganze Koranhandschriften, kleine Gebetbücher und einzelne Übungsblätter. Glanzstücke sind auch offizielle Dokumente der Herrscher, meist mit grossen, kunstvoll gemalten Siegeln versehen. Diese Siegel sehen oft aus wie abstrakte Arabesken, sind aber nichts anderes als schwungvoll zu Bildern gestaltete Buchstabenkombinationen. Zu bewundern ist dabei die Vielfalt der arabischen Schriftformen, von den runden Sülüs- oder Nesih-Stilen bis zum eher etwas kantigen Talik. Angereichert wird die Schau durch Werkzeuge wie Federn, Messer für deren Zuschnitt oder kostbare Tintenfässer, aber auch durch das Gemälde eines den Koran studierenden Gelehrten in einer Moschee.

Die Ausstellung wurde zuvor bereits in New York, Los Angeles, Paris und Berlin gezeigt. Doch anders als etwa in Berlin haben die Frankfurter Ausstellungsmacher um Deniz Erduman die Schau sehr überzeugend in den Rahmen der eigenen Islamschätze gestellt. In der Zusammenschau mit ausladenden Teppichen aus dem Kaukasus, feinem Kunsthandwerk, edler Isnik-Keramik sowie kostbaren Kleidungsstücken islamischer Würdenträger erhält der Betrachter ein klareres Bild von dieser oft so fremden Welt. Während die Nachrichten Afghanistan die hässliche Seite des Islam überbetonen, kann der Betrachter in Frankfurt dessen schöne und ehrenvolle Seite bewundern: eben die guten Werke im Namen Allahs, die oft der weniger bekannte Teil des Islam sind.





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