Newsnational Donnerstag, 04.05.2023 |  Drucken


Antisemitismus unter Muslimen ist eher eine Folge konservativ-autoritärer Einstellungen als der Religion an sich. Foto: Pixabay.com
Antisemitismus unter Muslimen ist eher eine Folge konservativ-autoritärer Einstellungen als der Religion an sich. Foto: Pixabay.com

Muslimischer Antisemitismus?

Eine Untersuchung zu Antisemitismus unter Muslimen und Menschen mit Migrationshintergrund zeigte: Zustimmung zu judenfeindlichen Aussagen gibt es – jedoch dürfe man ihnen keine pauschale Feindschaft gegenüber Juden unterstellen

(KNA/Eigene) Immer wieder entflammen Debatten zu Antisemitismus unter Muslimen und Zugewanderten. Jüngst legte nun der Mediendienst Integration eine Untersuchung zu Antisemitismus unter Menschen muslimischen Glaubens sowie Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland vor. Autorin Sina Arnold vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin hatte dafür Studien von 2017 bis 2022 ausgewertet.

Das Ergebnis: Ja, es gibt Zustimmung der beiden genannten Gruppen zu antisemitischen Aussagen. Die Gründe dafür seien unterschiedlich und nicht automatisch an der Religionszugehörigkeit festzumachen, denn auch Christen hätten in Studien antisemitischen Aussagen zugestimmt. Und die Untersuchung hält fest: „In der gesamten Gesellschaft ist Antisemitismus weit verbreitet.“

So beschreibt der Islam- und Politikwissenschaftler Muhammad Sameer Murtaza in seinem Artikel „Juden sind für Muslime Geschwister“ auf islam.de, Antisemitismus unter Muslimen als ein modernes Phänomen, das im Zuge des Nahost-Konflikts entstanden sei: „Juden werden einzig und allein durch den Nahost-Konflikt als der Andere, der Gegner, der Feind wahrgenommen. In den seltensten Fällen sind antisemitisch eingestellte Muslime überhaupt je Juden begegnet, was natürlich die Konstruktion von Feindbildern und deren Verbreitung erleichtert." So sind laut der Untersuchung bei Menschen muslimischen Glaubens und bei denen mit Migrationshintergrund Antisemitismus in Bezug zum Staat Israel weiter verbreitet als bei Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte.

Der Kontext ist entscheidend

Nur bedingt aussagekräftig sei die Kategorie "Migrationshintergrund": "Wichtige Faktoren für antisemitische Einstellungen sind, wie lange die jeweiligen Personen bereits in Deutschland leben, ob sie eingebürgert wurden und aus welchem Herkunftsland sie kommen", heißt es. So schwinde etwa eine höhere Zustimmung, je länger Migrantinnen und Migranten in Deutschland lebten.

Die Untersuchung betont zudem, dass Antisemitismus unter Musliminnen und Muslimen oft eher eine Folge konservativ-autoritärer Einstellungen sei als der Religion an sich. Das gehe etwa aus dem "Berlin-Monitor" von 2019 hervor, der Zustimmungswerte unter Musliminnen und Muslimen mit denen von AfD-Wählern vergleiche.

ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek betonte in der Vergangenheit abermals, dass der Islam „strukturell antirassistisch“ sei und bekräftigte ebenfalls, dass wir diese Einstellung noch stärker in die muslimische Community hineintragen müssen. Dazu sagte er weiter: „Wir wissen, dass noch viel mehr getan werden muss, um dem Antisemitismus in Deutschland konsequent entgegenzutreten. Gleichsam sollten die bereits getätigten, erfolgreichen Schritte der gemeinsamen Begegnungen und Kooperationen zwischen Muslimen und Juden nicht außer Acht gelassen werden. Sie sind das robuste Fundament für alle weiterführenden Aktivitäten gegen Rassismus im Allgemeinen und Antisemitismus im Besonderen.“



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