Newsnational Dienstag, 25.04.2023 |  Drucken


Viele Imame werden schlecht oder gar nicht bezahlt und befinden sich in prekären Arbeitsverhältnissen
Viele Imame werden schlecht oder gar nicht bezahlt und befinden sich in prekären Arbeitsverhältnissen

Islamische Theologie studiert und dann kein Job?

Welche Berufe wählen Absolventen der islamischen Theologie oder Religionspädagogik? Eine Studie der AIWG zeigt: Fast die Hälfte arbeitet im sozialen Bereich, kaum welche werden Imame

Bis zu 2.500 junge Menschen studieren an deutschen Universitäten islamische Theologie oder Religionspädagogik. Doch welche Berufsmöglichkeiten haben Absolventen der islamisch-theologischen Studien, nachdem sie ihr Studium abgeschlossen haben? In der Schule, als Imam, in der Sozialen Arbeit, oder in den Medien? Antworten darauf liefert eine aktuelle Studie von der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG), bei der ein interdisziplinäres Team von Forschern der Universitäten Gießen, Mainz und Frankfurt diesen Fragen nachgegangen sind.

Für die Studie befragten die Wissenschaftler über 200 Absolventen der universitären islamisch-theologischen Standorte in fünf Bundesländern: Welche Berufe haben sie mit dem Islam-Studium ergriffen? Wie gut fühlen sie sich durch ihr Studium auf die Arbeitswelt vorbereitet? Und welche Faktoren begünstigen den Berufseinstieg?

Fast die Hälfte der Absolventen sei demnach in der Sozialen Arbeit oder in verwandten Berufsfeldern beschäftigt. Weitere 40% arbeiteten in pädagogischen Handlungsfeldern. Kaum eine der befragten Personen sei hingegen hauptberuflicher Imam geworden. Dieses Ergebnis überrascht nicht, denn trotz des wachsenden Bedarfs an hier ausgebildeten Imamen, die die Probleme der hier aufgewachsenen Muslime nachvollziehen können, kommt der Beruf aufgrund der prekären Verhältnisse für viele nicht in Frage. Denn viele Imame werden schlecht oder gar nicht bezahlt und müssen sich auf die teilweise unsichere Finanzierung durch ihre Gemeinden verlassen. Feste und geregelte Beschäftigungsverhältnisse sind nicht vorhanden.

Weite Teile der Befragten blickten auf das Studium der islamischen Theologie oder Religionspädagogik als eine Phase der intellektuellen und persönlichen Entfaltung zurück. Gleichzeitig hätten sich viele Absolventen eine fachlich passendere Vorbereitung auf ihre späteren Tätigkeiten gewünscht.

Offene Zukunft der Theologie-Absolventen

Absolventen mit theologischem Schwerpunkt müssten sich nach dem Studium Berufsbilder erschließen und sind in den ersten Jahren zumeist befristet beschäftigt. Ihre Erwerbsquote liege allerdings auf dem Niveau von Absolventen anderer Geisteswissenschaften. Lehramtsabsolventen hingegen biete sich nach dem Studium ein relativ klares Berufsbild und ein geregelter Übergang in den Schuldienst. Allerdings berichten sie häufig von erhöhten strukturellen Hürden und Belastungen, da sich der islamische Religionsunterricht noch im Aufbau befindet.

Bemerkenswert ist zudem, dass sich die Absolventen überdurchschnittlich in die Gesellschaft einbringen. Die Untersuchung zeigte, dass sich mehr als die Hälfte von ihnen ehrenamtlich engagiere. Insbesondere Absolventen mit theologischem Schwerpunkt übernehmen häufig Verantwortung in religiösen und sozialen Einrichtungen.

Verschiedene Berufsmöglichkeiten der Studiengänge

AIWG-Direktor Prof. Bekim Agai hob die positiven Auswirkungen der Studie hervor, die „dem Fach zur gezielten Weiterentwicklung der Studienangebote dienen.“ Zudem können sich laut Agai die Studierenden ein klareres Bild machen, welche Möglichkeiten die Studiengänge bieten und welche zusätzlichen Schlüsselkompetenzen von Vorteil sind für einen gelungenen Berufseinstieg.

Dazu bekräftige Prof. Naime Çakir-Mattner von der Universität Gießen: „Die Studie legt nahe, auch praxisorientierte Studienangebote, beispielsweise berufsbegleitend im Master, anzubieten. Für einen erfolgreichen Berufseinstieg sind zudem Praktika, ehrenamtliches Engagement oder Auslandssemester hilfreich“.



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