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Freitag, 02.12.2022 | Drucken |
Muslimisches Leben in Deutschland
Wie begehen Muslime im Ramadan ihren Alltag? In der Dokumentation „Ramadan in a Day“ begleitete das Team vom SWR Muslime verschiedener Couleur - authentisch und auf Augenhöhe
„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler.“ Schon um 1600 griff Shakespeare die Metapher der Welt-Bühne auf und umschreibt damit das Leben als Schauspiel, bei dem die Menschen in wechselnden Rollen auftreten. Nicht selten werden Muslimen bestimmte Rollenbilder zugewiesen, die sich in der Gesellschaft hartnäckig halten. Die Dokumentation „Ramadan in a Day“ wirft jedoch einen Blick hinter die Kulissen und lässt Muslime als Individuen im echten Leben in Erscheinung treten. Einen Teil der Vielfalt der muslimischen Community in Deutschland bilden dabei die sechs Protagonisten Firat Arslan, Boxweltmeister, der Imam Abdullah Hajjir des Hauses der Weisheit, die Modedesignerin Meriem Lebdiri, Intisar Saif, Erzieherin eines inklusiven Kindergartens, die Schülerin Rahma und der DJ Bahaa Aldeen. In erster Linie werden die Personen in der Dokumentation „Ramadan in A Day“ nicht als Muslime porträtiert, sondern als Menschen. Und wie allen Menschen ist ihnen gemein, dass sie ihren Alltag mit Höhen und Tiefen bestreiten. Dabei können Werten, Idealen und Verhaltensweisen eine besondere Rolle zugeschrieben werden, die im Leben Orientierung und Halt bieten. Nicht minder vereint den Menschen die Sehnsucht nach Erfolg, Selbstverwirklichung und Zufriedenheit, sei es im Beruf, im Familien- und Freundeskreis oder im Umgang mit sich selbst und mit anderen. Ein verbindendes Element bildet dabei für alle dargestellten Personen der islamische Glaube. Besonders der heilige Monat Ramadan bedeutet für sie die Möglichkeit, Gott näherzukommen und mit den Liebsten beisammen zu sein. Wie unterschiedlich sie ihn begehen und das anschließende Zuckerfest feiern zeigt die Doku im Rahmen der ARD Themenwoche „Wir gesucht! Was hält uns zusammen?“
Sich selbst im Anderen erkennen
Die Besonderheit der Doku ist, dass die Autor*innen selbst aus der muslimischen Community stammen und bewusst auf Kommentare und Experten verzichten. Als Zuschauer hat man dabei das Gefühl, als stiller Beobachter hautnah Einblick in das Leben der Menschen zu erhalten und sich selbst darin wiederzufinden. Mit einer Leichtigkeit, Ungezwungenheit und Authentizität fühlen sie uns in ihren Alltag hinein und wir erfahren, was sie bewegt, was für sie bedeutsam ist und warum. So wie der Imam des Hauses der Weisheit aus Berlin die Nachbarschaft zum Ende hin, unabhängig ihrer Religion, zum gemeinsamen Iftar einlädt, lädt die Doku alle zu einem Kennenlernen auf Augenhöhe, jenseits von Klischees ein. Ganz nach den Worten des Imams: „Wir sind alle Menschen und wir glauben alle an Werte, die uns zusammenbringen“. Die Doku schließt an eine sechsteilige Serie an: „Lamia“, eine junge Frau mit algerischen Wurzeln sucht ihren Platz in ihrer Familie, im Leben, in der Religion. Diese Serie endet mit einer Einladung zum Iftar. Daran schließt die Dokumentation an. Beide Formate finden sich in der ARD Mediathek: https://bit.ly/3tkcXsA https://bit.ly/3WR6CT4
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