Artikel |
Montag, 24.09.2018 | Drucken |
Israeli und Iraner in Jury beim Musikfestival MAQOM
Vom 6. bis zum 10. September fand im usbekischen Shakhrisabz erstmals das Musikfestival MAQOM statt. Staatspräsident Shavkat Mirziyoyev eröffnete das Festival. Neben dem Musikprogramm begleiteten verschiedene Ausstellungen und akademische Rundtische sowie Märkte von nationalen Musikinstrumenten, Kleidung, Kunsthandwerk, Werken der bildenden und angewandten Kunst, Skulpturen, Kunst- und Dokumentarfilmen, Büchern und Alben das gesamte Programm. Das Festival wurde ins Leben gerufen, um das sehr seltene Genre der klassischen und musikalischen Kunst „MAQOM" zu bewahren und zu entwickeln, sowie Beziehungen der Freundschaft zwischen den Nationen zu stärken. Einst entstand MAQOM als eine höfische Tradition auf dem Territorium Zentralasiens. MAQOM gilt als klassische Musik aus der Region der Seidenstraße. Künstler aus aller Welt traten jetzt in Usbekistan auf, um den Sieger aus ihren Reihen zu ermitteln. Besonders bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass der Jurypräsident, der usbekische Musikwissenschaftler Otanazar Matyakubov, u. a. auch als Jurymitglieder den israelischen Künstler Eliyahu Grunfeld und den iranischen Musikwissenschaftler und Philosophen Prof. Daryoush Talai begrüßen konnte. Er lehrt an der Universität Teheran.
Im Pressegespräch betonte der Jurypräsident: „In der Jury sitzen u. a. Kolleginnen und Kollegen aus den islamischen Ländern Marokko, Iran, Tadschikistan und der Türkei. Aus dem christlich geprägten Großbritannien ist meine Kollegin, die Musikwissenschaftlerin Frau Dr. Rachel Harris, von der Universität London in der Jury. Aus dem hinduistisch geprägten Indien haben wir den Musikwissenschaftler Prof. Shah Rajesh gewinnen können. Er lehrt an der „Banaras Hindu Universität“ in Varanasi. Wir haben also alle Religionen und Hautfarben zu Gast, friedlich sind alle hier vereint. Das betrifft sowohl die Künstler, das Publikum und uns Jurymitglieder. Ein solches Festival wie MAQOM verbindet Menschen.
Es zeigt doch, die Menschheit kann über religiöse Bekenntnisse hinweg, über Nationalitäten und Hautfarben sich verstehen. Man muss es nur von allen Seiten wollen. Wenn so ein Musikfestival Menschen verbindet, ist es doch ein gelungenes Festival. Sie müssen es ja auch es sehen: Selbst in der Pressekonferenz sitzen Medienvertreter aus Israel und dem Iran friedlich zusammen. Hier treffen Kollegen auf Kollegen, seien es die Journalisten oder die Kunstschaffenden.“ Prof. Shah Rajesh sagte: „Wo kämen wir denn hin, wenn ausgerechnet wir Künstler und Musikwissenschaftler Ausgrenzungen vornehmen würden? Wir haben eine gemeinsame Leidenschaft, das ist die Musik. Ich bin glücklich, dass das Musikfestival MAQOM ins Leben gerufen wurde und ich durfte bei der Premiere dabei sein. Ja, wir haben den Anfang gemacht, indem wir Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Kulturen hier begrüßen konnten. Es gilt, diesen Weg des Kennenlernens und des Friedensstiften weltweit fortzusetzen.“ (Volker-Taher Neef, Berlin)
|
|
Hintergrund/Debatte
„Keine politische Motivation“- Anklage nach Schüssen auf ZMD-Moschee in Halle. ZMD prüft juristische Schritte ...mehr
Berlinale-Filmbesprechung: „I Heard It through the Grapevine“ über die Kämpfe der US-Bürgerrechtsbewegung und der Black Lives Matter-Bewegung ...mehr
Buchlesung Igal Avidan: „Mod Helmy – Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete“ ...mehr
„Religiöse Institutionen schaffen es im Moment nicht, Menschen in Krisenzeiten Halt zu geben.“ Aiman Mazyek im RND-Gespräch zu der jüngsten Forsa Umfrage, wonach Religionen trotz Großkrisen stark an Vertrauen einbüßen ...mehr
Rechtspopulisten vereinnahmen Religionsfreiheit, um sich abzugrenzen und die eigene Vormacht zu sichern ...mehr
Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben
Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009
|