Newsinternational Donnerstag, 28.10.2010 |  Drucken

Ruhe nach dem Sturm - Auszug aus einem Reisebericht

Pakistan. Nasiyas Blick schweift in die Ferne. Die Ruhe vor dem Sturm ist jetzt der Ruhe danach gewichen. Sie schaut auf den leeren Fleck, wo einst ihr Haus stand, als das fast vier Meter Hohe Wasser kam.

Manche Lehmhäuser brachen zusammen, manche wurden weggespült. Viele Menschen konnten sich auf die erhöhte Fernstraße retten, wo sie 15 Tage ausharrten, bis das Wasser etwas gesunken war. Nasiyas bescheidenes Haus stand unter Wasser, ihr wenig Hab und Gut auch. Ihr Ehemann ist behindert, ihr Sohn ebenfalls. Auch die sieben Töchter muss sie durchbringen. Derzeit ist die 45 Jährige mit ihrer neunköpfigen Familie in einem Dorf notdürftig untergebracht. In einem von muslimehelfen zu Verfügung gestellten Apothekenzelt holt Nasiya die erforderlichen Medikamente kostenlos. Muslimehelfen engagierte gemeinsam mit der Partnerorganisation Schunaizia eine Ärztin, die täglich rund 140 Frauen wie Nasiya untersucht. Oft treten die gleichen Krankheiten auf, wie Atembeschwerden und Magen-Darm-Infektionen. Das sind noch die harmlosen Fälle, denn Malaria nimmt überhand. Nasiya ist eine von zwanzig Millionen Betroffenen der Flutkatastrophe in Pakistan.

Der Ort Pashtun Gari liegt im Bezirk Nowshera, der so groß ist wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Pashtun Gari ertrank in den Fluten. Die Heimat zu verlassen, kam für viele nicht in Frage. Als die Flut zurück ging, kehrten auch die Einheimischen zurück, um mit den Aufräumarbeiten zu beginnen. Doch Katastrophengebiete bergen auch Risiken für Helfer. Wenn man nicht von einer Malaria-Mücke gestochen wird, kann man sich durch das Trinkwasser eine Krankheit holen. Und wenn man davon kommt, kann man immer noch überfallen werden. Nicht zu vergessen die zerstörten Straßen und Brücken. Manchmal muss man zwei Tage zu Fuß marschieren, um die bedürftigen Orte zu erreichen. Unser muslimehelfen Projektleiter ist sich diesen Risiken bewusst und kennt die Regeln.

Mittlerweile ist auch ein Küchenzelt eingerichtet. Dort werden täglich drei Mahlzeiten ausgeteilt. Weil die Lebensmittel aus Privatspenden immer knapper werden, sichert muslimehelfen den Bedürftigen für einen weiteren Monat Mahlzeiten zu. Die bedürftigen Familie in Pashtun Gari wird von muslimehelfen beim Bau einer einfachen Unterkunft unterstützt, weil der Winter nicht mehr weit ist. Darüber hinaus erhält jede dieser Familie eine Starthilfe, um auf eigenen Füßen stehen zu können. So unterstützt muslimehelfen zwanzig Familien, um ihr Leben in den kommenden Wochen zu erleichtern. Für die Kinder werden eine Schaukel und eine Wippe aufgebaut.

Zwanzig Millionen Menschen sind von der Flutkatastrophe in Pakistan betroffen, dreimal soviel wie bei dem verheerenden Tsunami 2004. Kaum vorstellbar. Keine Hilfe wird vergessen. Auch aus diesem Anlass startet muslimehelfen zu Kurban eine weitere Hilfskampagne. Die gebende Hand ist besser als die nehmende. In diesem Sinne wünschen wir euch und Nasiya jetzt schon ein gesegnetes Opferfest.

(Ruhe nach dem Sturm - Auszug aus dem Reisebericht von Ahmad von Denffer / Mitarbeit Hatice Kilicer - Der ausführliche Reisebericht ist in der aktuellen mhZ zu lesen)



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