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Donnerstag, 30.09.2010 | Drucken |
Israel stürmt jüdisches Schiff für Gaza
Das Schiff war im Rahmen der von jüdischen Organisationen geplanten Aktion "Jewish Boat to Gaza" mit Hilfslieferungen auf den Weg zum Gazastreifen. An Bord waren Schulsachen, Musikinstrumente und Fischernetze.
Die israelische Marine hat ein jüdisches Boot mit Hilfsgütern für den Gazastreifen gestoppt und in den israelischen Hafen von Aschdod umgeleitet. "Zehn israelische Kriegsschiffe haben das Boot gezwungen, Kurs auf Aschdod zu nehmen", sagte einer der Organisatoren der Mission. Israels Armee bestätigte, das Boot an der Einreise in den Gazastreifen gehindert zu haben – diesmal unblutig.
Das Boot "Irene" sei auf hoher See aufgebracht worden, sagte Amdschad el Schawa, der sich im Gazastreifen aufhielt. "Sie sind umgekehrt, weil sie umzingelt waren. Sie hatten keine Chance." Die israelische Marine erklärte, vor dem Entern habe sie "dem Kapitän zwei Warnungen übermittelt". Die Marine wertete die Mission als "Provokation", sie hatte im Vorfeld angekündigt, das Boot stoppen zu wollen.
An Bord waren unter anderem sieben jüdische Aktivisten und zwei Journalisten aus Großbritannien, den USA, Deutschland und Israel. Ebenfalls befand sich der 82-jährige Holocaust-Überlebende Reuven Moskowitz auf dem Schiff. Er sagte am Tag zuvor: "Wir sind traurig, dass sie uns stoppen wollen und alle daran erinnern, dass ein wirklicher Held derjenige ist, der versucht, aus einem Feind einen Freund zu machen.“ „Als ich im Ghetto fast gestorben bin, habe ich auf Menschen gehofft, die Mitleid haben und helfen.“, so Moskowitz. Auch auf dem Schiff war der Friedensaktivist Jonathan Schapira, der einst als Pilot Angriffe für die israelische Luftwaffe flog und dann die Organisation 'Kämpfer für den Frieden' gründete.
Ein Mitglied der Besatzung sagte per Satellitentelefon, die Aktivisten seien darüber informiert worden, dass sie sich der von Israel abgeriegelten Zone näherten. Das unter britischer Flagge fahrende Segelboot befand sich zu diesem Zeitpunkt rund 20 Seemeilen vor dem Gazastreifen. Die "Irene" hat unter anderem Schulsachen, Musikinstrumente und Fischernetze an Bord. Zu der Crew gehören sieben jüdische Aktivisten, unter anderem aus Deutschland, Israel und den USA, zwei Journalisten und der Kapitän.
Die Fahrt organisierten vor allem die deutsche Organisation Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost und die britische Gruppe Jews for Justice for Palestinians (JFJFP). Die Organisatoren erklärten, nachdem die Marine das Boot umgeleitet habe, sei der telefonische Kontakt zur Crew abgebrochen.
Kritik kam von der deutschen Linken. "Es wäre besser gewesen, die Blockade des Gazastreifens aufzuheben, statt erneut ein Hilfsschiff aufzubringen", erklärte Wolfgang Gehrcke, außenpolitischer Sprecher der Fraktion, in Berlin. Er lobte die strikte Gewaltfreiheit der Besatzung und forderte, die Güter trotzdem umgehend in den Gazastreifen zu schicken.
Die israelische Marine hatte Ende Mai gewaltsam eine Hilfsflotte für den Gazastreifen gestürmt. Dabei wurden neun türkische Aktivisten getötet. Der blutige Einsatz stieß international auf Empörung
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