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Freitag, 24.10.2014

Zugewandert – Angekommen?!

CDU will sich Muslimen öffnen – Bundeskanzlerin lobt muslimische Verbände

Am 22. Oktober 2014 fand in den Räumen des Konrad – Adenauer – Hauses (KAH) in Berlin die Tagung „Zugewandert – Angekommen?! - Chancen der Vielfalt“ statt. CDU – Generalsekretär Dr. Peter Tauber wies als „Hausherr“ des Adenauer – Hauses daraufhin: „Heute hat bereits jeder fünfte Mensch in unserem Land ausländische Wurzeln. Viele sind hier geboren, aufgewachsen und ein Teil Deutschlands.“

Die CDU – Bundestagsabgeordnete Cemile Giousouf, Vorsitzende des Netzwerk Integration, sagte zu den Teilnehmern: „Noch nie waren so viele Menschen mit Migrationshintergrund im KAH.“ Sie betonte auch, Deutschland habe sich seit über 60 Jahren zu einem modernen Einwanderungsland entwickelt und „darauf sollten wir stolz sein.“ Die Parlamentarierin erinnerte an die Worte des damaligen Bundespräsidenten Wulff: „Der Islam gehört zu Deutschland.“ Es gelte auch, sich für alle Religionen einzusetzen, eine Besserstellung für eine bestimmte Religion sei nicht angebracht, die Devise laute: „Alle Religionsgemeinschaften haben gleiche Rechte und gleiche Pflichten.“ Das impliziere: „Wir alle treten gemeinsam gegen jede Art von Rassismus ein. Gemeinsam werden wir uns vor Kirchen, Synagogen und Moscheen stellen, wenn Fanatiker, die unsere Werte ablehnen“ gewaltbereite Aktionen starten wollen. Es gelte auch, ein Ziel schnell zu verwirklichen: „Bewerbe ich mich mit einem arabisch klingenden Namen um einen Ausbildungsplatz, muss ich die selben Chancen haben als ob ich Müller oder Schmidt heiße.“ Cemile Giousouf blickte in die Vergangenheit zurück und fragte: „Wer konnte sich denn vor 25 Jahren vorstellen, dass einmal eine Frau aus dem Osten Bundeskanzlerin wird?“ In die Zukunft gerichtet müsse auch die Frage angebracht sein: „Warum soll in 25 Jahren ein Bundeskanzler, eine Bundeskanzlerin nicht einen arabischen oder türkischen Namen tragen?“


CDU-Generalsekretär Tauber am nächsten Tag beim Besuch in der Bosnischen Gemeinde in Berlin zusammen mit Vors. Meho Travljanin

CDU-Generalsekretär Tauber am nächsten Tag beim Besuch in der Bosnischen Gemeinde in Berlin zusammen mit Vors. Meho Travljanin
Bundeskanzlerin Angela Merkel verlangte, es müsse „ein Willkommen mit Offenheit geben. Kein: Mal gucken, ob für Euch noch Platz ist. Es geht um Chancen für uns alle. Viele Bürgerinnen und Bürger hier haben kaum oder wenige Kenntnisse beispielsweise über den Ramadan. Man muss ins Gespräch kommen.“ Angela Merkel, die Pfarrerstochter, sprach an, dass kaum ein Normalsterblicher „hierzulande kann die theologischen Unterschiede zwischen evangelischem und katholischem Christentum“ einwandfrei erklären. Die Bundeskanzlerin sagte auch: „Migrant oder Migrantin ist man nicht von Beruf. Darauf darf man keineswegs reduziert werden. Die Fragen müssen lauten: Was kannst Du? Wie kannst Du dich einbringen?“ Für die Parteivorsitzende der CDU ist jeder Neuzugang in ihren Parteireihen willkommen, egal, welche Religion man habe. „Menschen ohne Religion können in der CDU auch eine Heimat haben.“ Lobende Worte fand sie für die „muslimischen Organisationen, die sich vor kurzem gegen den Missbrauch der Religion aufgelehnt (19.09.14 „Muslime stehen auf Hass und Unrecht“)  haben. Wir müssen gegen Intoleranz vorgehen. Die Menschenrechte gelten überall auf der Welt, Menschenrechte sind unteilbar.“

CDU – Bundestagsabgeordnete Cemile Giousouf will dafür sorgen, dass CDU attraktiv für Muslime wird

An der Universität Bremen ist Dr. Stefan Luft als Privatdozent am Institut für Politikwissenschaft tätig. Im von Cemile Giousouf moderierten Panel teilte der Bremer mit, die Deutschen wollen die Migranten unentwegt in zwei Klassen einteilen. Es gibt die „Eliten - Migranten, die immer willkommen sind.“ Sie sind als Ärzte, Dolmetscher, Wissenschaftler etc. tätig und wohnen in den besseren Stadtvierteln. „Der klassische Gastarbeiter wohnt im Gastarbeiterbezirk, wo nur noch die deutsche Unterschicht“ sich aufhält. „Bestimmte Schulen werden sowohl von besserverdienenden Deutschen als auch den Elite – Migranten gemieden.“ In der Hansestadt Bremen gebe es „Stadtteile, wo jedes Schuljahr 70 % ihr Abitur ablegen, aber ebenso Stadtteile, wo das nur 25 % der Schülern gelingt. Das dürfen wir doch nicht als den Normalfall hinnehmen.“ Diese Viertel werden sowohl von den sogenannten Gastarbeitern als auch den armen Deutschen bewohnt. „Diesen Eltern fehlen die Kompetenzen, das trifft für Deutsche und Migranten zu.“ Er warnte vor dem „Teufelskreis, bei Städten wie Duisburg, der sich durch hohe Arbeitslosenquote und viele soziale Schwache auszeichne. Wir müssen einen Ausgleich organisieren, weil Städte abzusaufen drohen.“

Man müsse „die Gegebenheiten des Alltags sehen. Dieses Jahr kommen 200.000 Flüchtlinge zu uns, davon viele mit schulpflichtigen Kindern. Im nächsten Jahr werden die Flüchtlingszahlen noch höher liegen. Da liegen enorme Aufgaben vor uns,“ so der Politikwissenschaftler. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere erklärte: „Akzeptanz von Zuwanderung hat auch zu tun mit Akzeptanz von Religion.“ Was das im „deutschen Alltag konkret bedeutet, kann man erleben, wenn eine Moschee erbaut“ werden soll. Dabei gelte es doch, die angenehmen Seiten der Zuwanderung zu sehen: „Vielfalt ist Reichtum, Vielfalt ist Realität.“

Generalsekretär Tauber zog ein Fazit gegenüber islam.de: „Von dieser Tagung ging ein Signal aus, das da lautete: Jeder ist hier willkommen, der unsere Werte und Ziele vertritt. Da ist es vollkommen unerheblich, welche Religion, Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht man hat.“ (Volker-Taher Neef, Berlin)



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