islam.de
islam.de » Newsnational
Mittwoch, 26.02.2014

Rassistisch motivierte Straftaten

Nach ZMD fordert nun auch der Europarat mehr Konsequenzen in Deutschland bei der Bekämpfung des Rassismus

Als Konsequenz aus der NSU-Terror fordert der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) unter anderem die Schaffung eines Antirassismus-Beauftragten. Dieser solle dem Parlament jährlich einen Bericht vorlegen, sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der Beauftragte solle etwa "behördliche rassistische Fehlentwicklungen erfassen und ihnen durch Antirassismus-Coaching und Sensibilisierungsmaßnahmen entgegenwirken".

Heute schlug der Europarat in seinem Prüfbericht, der in Straßburg vorgestellt wird, in die gleiche Kerbe. Die Bundesrepublik müsse entschlossener gegen Rassismus und Intoleranz vorgehen. Der Umgang mit diesen Themen in Deutschland bereite "Anlass zur Sorge", schreibt die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) in ihrem Report.

Konkret bemängelt die Kommission unter anderem folgende Punkte:

Der Begriff Rassismus werde in Deutschland häufig zu eng ausgelegt und mit organisierten Gruppen verbunden. Der rassistische und besonders der fremdenfeindliche Charakter in Teilen der öffentlichen Debatte werde immer noch nicht ausreichend verdeutlicht.

Deutschland habe bislang noch nicht das Protokoll Nr. 12 zur Europäischen Menschenrechtskonvention ratifiziert. Dieses schreibt ein allgemeines Diskriminierungsverbot fest. Deutsche Behörden hätten gegenüber der ECRI die Sorge geäußert, "dass einige Unterscheidungen im deutschen Recht auf der Grundlage der Staatsangehörigkeit, z.B. in Zusammenhang mit bestimmten Sozialleistungen, gegebenenfalls nicht mit dem Protokoll Nr. 12 vereinbar sind."

Rassistische Motive seien noch immer nicht im Strafgesetzbuch als strafverschärfender Umstand aufgenommen worden. Zwei entsprechende Initiativen sind 2008 und 2012 vom Bundesrat blockiert worden. Die ECRI weist darauf hin, dass eine Untersuchung von 120 Fällen, die rassistisch motivierte Straftaten involvierten, zum Ergebnis geführt hat, dass lediglich 16 der 79 Urteile und Haftstrafen diese Motive genannt haben. Zudem diagnostiziert der Europarat im Bereich Aufstachelung zum Hass "einen erheblichen Grad von Straffreiheit".

"Deutschland hat ein Rassismus-Problem, das alle gesellschaftlichen Schichten und auch staatliche Behörden betrifft", erklärte der Grünen-Innenexperte Volker Beck. Er forderte eine internationale Verpflichtung Deutschlands auf ein allgemeines Diskriminierungsverbot durch Ratifizierung des betreffenden Zusatzprotokolls zur Europäischen Menschenrechtskonvention



Ähnliche Artikel

» Juden und Muslime in Europa organisieren Petition für Religionsfreiheit und Demokratie und kritisieren Europarat scharf
» Anschläge auf Moschee in Bielefeld und Berlin: Polizei geht von Brandstiftung aus
» Deutschland, wo bleibt deine Empörung?
» Zentralrat der Muslime: NSU kein Trio, sondern eine Terror- Bewegung
» Muslime unterstützen Demonstrationen gegen Rassismus-Gipfel in Köln und rufen zum regen und gewaltlosen Protest auf – Termine und Orte

Hintergrund/Debatte

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009