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Dienstag, 17.07.2012
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Dresden ehrt ermordete Marwa el-Sherbini mit Förderung für Studenten

Nachdem eine Strassennamensänderung nach der aus Islamfeindlichkeit ermorderdeten Ägypterin im Stadtrat gescheitert ist, wollen sich jetzt alle Parteien für ein Stipendium stark machen

Vor gut zwei Wochen jährte sich das Datum eines furchtbaren Verbrechens in Dresden zum dritten Mal: Am 1. Juli 2009 wurde in einem Saal des Amtsgerichts die damals 31-jährige Ägypterin Marwa el-Sherbini erstochen. Es gab ein stilles Gedenken vor einer Tafel, die im Gericht an die Tragödie erinnert. Jenseits des Justizgebäudes gibt es in der Stadt indes bisher keine Form der Erinnerung: Das Vorhaben, die Straße neben dem Gericht nach der jungen Frau zu benennen, scheiterte im Februar im Stadtrat, weil ein einflussreicher CDU-Abgeordneter und Richter sich quer stellte. Es war, sagte Dresdens CDU-Oberbürgermeisterin Helma Orosz gestern, eine »verfahrene Situation«.

Das Dilemma schint nun behoben. Orosz teilte gestern mit, dass in Zukunft ein Stipendium an Marwa el-Sherbini erinnern soll. Auf diese Weise solle die Idee eines weltoffenen Dresdens und der interkulturellen Zusammenarbeit »in einer Sphäre immer wieder neu aufgearbeitet werden, in der junge Menschen für ihre Zukunft lernen«. Den Plänen zufolge soll das Stipendium mit monatlich 750 Euro dotiert sein und wird an Studenten in Master- und Ergänzungsstudiengängen gezahlt. Es wird dem jeweiligen Empfänger bis zu zwei Jahre lang gewährt. Erstmals ausgelobt werden soll es für das Wintersemester 2012/13. Das Vorhaben muss zwar am 6. September noch im Stadtrat beschlossen werden. Aus den Fraktionen gebe es aber grünes Licht, sagte Orosz.

Marwa el-Sherbini war aus offen fremden- und islamfeindlichen Motiven getötet worden. Der Täter hatte die studierte Pharmazeutin auf einem Spielplatz angepöbelt und war von ihr daraufhin angezeigt worden. In einer Revisionsverhandlung, in der die schwangere Frau als Zeugin aussagen sollte, ermordete der Angeklagte sie mit 18 Messerstichen. Er wurde später zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. El-Sherbini war 2008 nach Dresden gekommen, weil ihr Ehemann am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik promovierte. Der erste Stipendiat soll deshalb laut Orosz von diesem Institut kommen.

Vorhaben der Straßenumbenennung ist an der CDU gescheitert

An der Finanzierung beteiligt sich neben der Stadt auch der Freistaat Sachsen. Zunächst reichten die Mittel, um einen Stipendiaten zu unterstützen. Es gebe aber Bemühungen, weitere Mittel einzuwerben; denkbar sei auch, dass der Freistaat etwa eingetriebene Bußgelder zur Verfügung stellt. Dann könne es womöglich mehr Stipendiaten geben. Die Vergabe ist nicht auf ausländische Studierende beschränkt.

Zur Begründung sagte Oberbürgermeisterin Orosz, für ein Stipendium, das der Weltoffenheit gewidmet sei, sollten »keine Ausschlusskriterien« aufgestellt werden. Andere Formen der Ehrung für Marwa el-Sherbini sind nicht mehr vorgesehen. Das im Februar im Rat gescheiterte Vorhaben der Straßenumbenennung hatten nicht zuletzt Wissenschaftler und Juristen befürwortet. Die CDU stellte sich quer. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland kritisierte dies kürzlich scharf und bedauerte die Haltung der CDU in Dresden.

Fraktionschef Georg Böhme-Korn hatte später mit dem expliziten Hinweis auf diese Pläne davor gewarnt, die Stadt mit einem »Netz der Schande« zu überziehen. Orosz ging gestern vorsichtig auf Distanz; sie sprach von einer »problematischen Entscheidung«. Die OB war danach von der CDU-Fraktion beauftragt worden, einen neuen Vorschlag zu unterbreiten. Die nun präsentierte Idee entstand in einer Arbeitsgruppe, in der auch die Ausländerbeauftragten von Stadt und Freistaat mitarbeiteten.



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