Newsinternational Montag, 14.07.2025 |  Drucken

Plant Israel ein Konzentrationslager?

Die israelische Regierung plant laut offiziellen Angaben den Bau einer sogenannten „humanitären Stadt“ im Süden des Gazastreifen - Internationale Kritik

Die israelische Regierung plant laut offiziellen Angaben den Bau einer sogenannten „humanitären Stadt“ im Süden des Gazastreifens. Ziel der Maßnahme sei es, eine kontrollierte Zone zu schaffen, in der Zivilisten Zugang zu humanitärer Versorgung erhalten und vom mutmaßlichen Kampfgeschehen ferngehalten werden. Der Vorschlag wurde von Außenminister Israel Katz öffentlich vorgestellt und ist Teil einer breiten angelegten Strategie, die noch nicht dezimierte und verbliebene palästinensische Zivilbevölkerung in bestimmten Gebieten in ein Konzentrationslager zu setzen. Die Idee stößt international wie national auf Kritik. Während israelische Stellen betonen, dass es sich um eine Schutzmaßnahme handele, äußern Menschenrechtsorganisationen und UN-Vertreter Bedenken hinsichtlich der tatsächlichen Freiwilligkeit der Umsiedlungen und der Bedingungen vor Ort. Auch der Zugang internationaler Beobachter zu solchen Zonen ist bislang unklar. Besonders scharfe kritisierte Gideon Levy, Kolumnist der Tageszeitung Haaretz in seinem Kommentar vom 13. Juli warf er der israelischen Regierung vor, mit dem Plan de facto ein Ghetto zu errichten. Levy spricht von einem moralischen Tiefpunkt der israelischen Politik. „Nichts hat uns auf die Idee der ‚humanitären Stadt‘ vorbereitet“, schreibt Levy. Israel habe „jegliches moralische Recht verloren, das Wort humanitär zu verwenden.“ Er warnt vor einem Prozess der schrittweisen Entmenschlichung der palästinensischen Bevölkerung, der, wie in der Geschichte, zur physischen Vernichtung führen könne. Solche Aussagen haben innerhalb Israels wie auch international eine kontroverse Debatte ausgelöst. Während Befürworter Levys Kolumne als dringenden moralischen Weckruf betrachten, werfen Kritiker ihm vor, mit Holocaust-Vergleichen historische Relativierung zu betreiben. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit großer Besorgnis. Dennoch gibt es bislang keine formale Verurteilung des Plans durch die UN, doch mehrere europäische Staaten haben kritische Anfragen gestellt. Die Bundesregierung äußerte sich bisher erwartungsgemäß zurückhaltend, betonte aber die Notwendigkeit eines dauerhaften Waffenstillstands und ungehinderten humanitären Zugangs.



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