Newsnational Mittwoch, 21.03.2012 |  Drucken

"Religion darf nicht mit Terror verwechselt werden" – Muslimische und jüdische Vertreter im Elysée-Palast vereint gegen Extremismus

Ein Tag nach den Attentaten eines terroristischen Einzeltäters, der französische Soldaten algerischer Abstammung und französische Juden tötete - Profil des mutmaßlichen Täters

Nach einem Treffen mit Religionsvertretern hat Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am Mittwoch in Paris zur nationalen Einheit aufgerufen. "Dem Terrorismus wird es nicht gelingen, unsere nationale Gemeinschaft zu brechen", erklärte Sarkozy laut französischen Medien. Er rief die Menschen auf, Rachegefühle zu unterbinden. Auch dürfe man Religion bzw. den Islam nicht mit Terrorismus verwechseln.

Vertreter des Islam und des Judentums in Frankreich warnten anlässlich der Begegnung im Elysée-Palast ebenfalls davor, extremistische Bewegungen mit dem Islam in Frankreich gleichzusetzen. In diesem Punkt dürfe es keine Undifferenziertheit geben, betonte der Präsident des Zentralrates jüdischer Einrichtungen in Frankreich, Richard Prasquier, laut Medienberichten.

Der Präsident des französischen Islamrats, Mohammed Moussaoui, sagte, Frankreichs Muslime seien gekränkt, dass die Morde von Toulouse und Montauban mit dem Islam in Verbindung gebracht würden. Diese Taten stünden in völligem Widerspruch zu den Grundsätzen des Islam. Der Rektor der Großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, äußerte sich am Mittwoch laut Medienberichten fassungslos, dass hinter den Morden ein extremistisches Motiv stecken könnte. Man habe geglaubt, dieser Irrweg sei in Frankreich "neutralisiert". Terroristische Taten von Einzelpersonen dürften aber nicht mit dem Islam in Verbindung gebracht werden. Muslime seien "zu 99 Prozent" friedliche, verantwortungsbewusste und nicht gewaltbereite Bürger, die in Frankreich integriert seien, betonte Boubakeur.

Profil des musmaßlichen Täters

Nach derzeitigen Nachrichten stellt sich folgendes Bild vom Täter: Danach ist der Attentäter durch mehrere Kleindelikte in der Vergangenheit aufgefallen. Er habe sich zwar als Muslim bezeichnet, aber die Religion bis zuletzt nicht praktiziert, er kürzlich ist er mit Freunden in einem Nachtclub gewesen. Der mutmaßliche Mörder wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter als eines von fünf Kindern auf und war zuletzt arbeitslos, später ging er angeblich nach Afghanistan und Pakistan und saß dort wegen Sprechstoffdelikten im Gefängnis (was aber von den afghanischen Sicherheitsbehörden in der Zwischenzeit dementiert wurde). Die Polizei hat drei weitere Familienmitglieder des Toulouse/ Montauban-Killers festgenommen. Darunter sein Bruder und seine Freundin. Die Behörden gehen davon aus, dass es sich bei Mohammed M. um einen Einzeltäter handelt.



Ähnliche Artikel

» Manipulationsvorwürfe gegen Polizei: Toulouser Mörder wollte nicht den Tod
» Bestialischer Mord an Briten
» Zwischen Terror und Laizismus
» Geiseldrama in Algerien: Gas und Öl vor Menschenleben
» Ghadhafi-Millionen für Sarkozys Wahlkampf

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009