Newsinternational Sonntag, 05.07.2009 |  Drucken

Wasserzugang soll Menschenrecht werden

Erneut globale Forderung nach sauberem Wasser für alle

Der Zugang zu sauberen Trinkwasser soll ein Menschenrecht werden. Das fordern die Herausgeber des renommierten Wissenschaftsmagazins PloS Medicine http://www.plos.org im Editorial der jüngsten Ausgabe. Die Forscher widersprechen damit den großen Nationen USA, Kanada und Russland, die beim Weltwasserforum in Istanbul im März 2009 diese Forderung abgelehnt hatten.

Es gebe drei Gründe, warum der Zugang zu sauberem Wasser so wichtig sei, argumentieren die Wissenschaftler. Zum einen können damit die Erkrankungen, die durch den Genuss von verunreinigtem Trinkwasser verursacht werden - etwa Durchfallerkrankungen, die rund 1,8 Mio. Menschen jährlich das Leben kostet - deutlich zurückgedrängt werden. Hauptopfer sind dabei Kinder unter fünf Jahren. Zum anderen hat die Privatisierung der Wasserversorgung wie sie in Bolivien, in Ghana und in anderen Ländern geschehen ist, den Armen am wenigsten gebracht. Ihnen blieb der Zugang zu sauberen Wasser versperrt. "Hohe Rechnungen für Wasser, gesperrte Leitungen in Armenvierteln, verminderte Dienstleistungen, gebrochene Versprechen und Umweltverschmutzung sind auf die Privatisierung zurückzuführen", so Maude Barlow, Senior Advisor für Trinkwasserfragen bei der UNO-Generalversammlung.

Der dritte Grund ist die immer stärkere Nachfrage nach dem kostbaren Gut Wasser. Durch den Klimawandel haben sich Niederschläge verändert, dazu kommt Umweltverschmutzung und Bevölkerungswachstum. Kein Land sei vor Trinkwasserproblemen gefeit, schreiben die Forscher. Die USA stehen vor dem größten Wassermangel in ihrer Geschichte und in Australien haben Trockenperioden dem Murray-Darling-Fluss-Basin, das bei der Nahrungsmittelproduktion eine wesentliche Rolle spielt, stark zugesetzt.

"Seit langem wird immer wieder die Frage nach einem 'Menschenrecht auf Wasser' laut, denn noch immer leben mehr als eine Mrd. Menschen ohne sichere Trinkwasserversorgung", meint Karo Katzmann, Buchautorin des "Schwarzbuch Wasser" (pressetext berichtete http://pressetext.at/news/070428010/ ) , im pressetext-Interview. "Diese Tatsachen sind schon seit einigen Jahren bekannt und immer wieder Teil der Berichterstattung über Wasser. Getan hat sich bisher in der konkreten Umsetzung wenig." Ein Meilenstein auf dem schwierigen Weg zum "Menschenrecht Wasser" war die Einigung auf einen "Allgemeinen Kommentar zum Menschenrecht auf Wasser" im Jahre 2002 unter der Ägide des "Ausschusses der Vereinten Nationen über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte" (UNESCO). "Die Ablehnung beim diesjährigen Weltwasserforum war aus meiner Sicht vorhersehbar, da dem Weltwasserforum von Kritikern ohnehin immer wieder vorgeworfen wird, großteils wirtschaftliche Interessen zu vertreten - und da ist ein Menschenrecht auf Wasser eher hinderlich", so Katzmann.

Nach wie vor gebe es auch in Europa (England, Frankreich) ein Tauziehen um die Privatisierung der Wasserversorgung, große Konzerne versuchen die Versorgungsleistungen, die bis dato in öffentlicher Hand waren, zu übernehmen. "Versprochen werden meist niedrigere Preise und eine flächendeckende Versorgung. Gehalten werden können diese Versprechen in vielen Fällen nicht. Meiner Meinung nach ist es grundsätzlich bedenklich, mit dem Lebensmittel Nummer eins Spekulationen zu treiben, denn viele der privaten Wasserversorger sind börsennotiert und demnach ihren Aktionären verpflichtet, Gewinne zu machen, während die öffentliche Hand nur kostendeckend arbeiten sollte", argumentiert Katzmann. In manchen Fällen wie etwa in Chile habe sich die Privatisierung der Wasserversorgung jedoch auch als Segen für die Menschen erwiesen. "Da die Öffentlichkeit ihrem Versorgungsauftrag aus finanziellen Gründen nicht mehr nachkommen konnte, von den privaten Versorgungsfirmen jedoch Verträge mit den Regierungen gemacht wurden, konnte die Grundversorgung der armen Bevölkerungsschichten mit sauberem Wasser sicher gestellt werden."




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