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Samstag, 06.06.2009 | Drucken |
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Warum Wilders Islamhetze funktioniert
Islam-feindliche Parteien stärken den Hass und schwächen die Demokratie - Europawahl: Muslime sollen sich mehr an Wahlen und in den demokratischen Parteien beteiligen
In den Niederlanden bestätigte sich der Rechtsruck in dem bis dato als besonders liberal und europafreundlich geltenden Königreich. Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders führt nun dort die zweitstärkste Partei an. Wilders gewann mit dem erklärten Ziel, den Islam in Europa zu bekämpfen und den Einfluss der EU auf ein Minimum zu beschränken, rund 15 Prozent der Stimmen und damit vier der 25 niederländischen EU-Sitze. Diese Stimmungsmache und Hetze gegen eine bestimmte Gruppe scheint Erfolg zu haben auch deshalb, weil unsere demokratischen Institutionen das Spiel nicht durchschaut haben bzw. nicht durchschauen wollen.
Denn bisher haben große Teile der Öffentlichkeit stets Wilders als jenen gefeiert, der ausspricht, was andere sich angeblich nicht trauen auszusprechen: Nämlich, dass die Muslime ein verlogenes und überall auf den Straßen dem „Ungläubigen“ auflauernde Monster sind.
Naiv ist der, der dies nicht erkennt, dem Feind nicht ins Auge sieht. Und Gert Wilders und Konsorten sind nicht naiv, sie sind die wahren Kämpfer gegen den Antichrist, der sich mit Takia und der Kunst des Schönredens ausgestattet, an die fetten Töpfe heranmacht und den „Gutmenschen“ Sand in die Augen streut. Landauf und landab lesen und hören wir diese Rhetorik, der meist nur zaghaft und unbeholfen widersprochen wird. Jetzt ernten wir die Quittung dafür, dass wir uns nicht dagegen stärker zur Wehr setzen.
Verpackt wir das Ganze als kritische Aussprache. Diese sogenannte kritische Aussprache („man darf doch mal die Wahrheit sagen dürfen“) ist von Hass und Rassismus durchzogen. Wilders schlecht gemachter und unappetitlicher Trailer „Fitna“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür.
Zeugt es nicht von einer gehörigen Portion Nihilismus und Menschenekel ja völligen Ignoranz, wenn man meint, es gehöre zum guten und aufklärerischen Ton, eine ganze Religionsgemeinschaft mit einer über tausendjährigen anerkannten großen Toleranzkultur in Grund und Boden zu reden und sie gar als „faschistisch“ zu titulieren?
Heißt etwa NICHT naiv zu sein, menschenverachtend zu werden? Und naiv sein bedeutet friedliebend und den Wunsch zu hegen, den Glauben in Menschen sich bewahren zu dürfen?
Bei Gott, dann möchte ich lieber zur zweiten Gattung Mensch gehören. Der amerikanische Präsident Obama mahnte in seiner historischen Rede in Kairo, gerade den Glauben in die Menschen nicht zu verlieren. Dieser Glaube steht für Hoffnung und für die Zukunft, das Gegenteil davon trägt Krieg und Zwietracht in sich.
Jetzt ist man überrascht und fragt verwundert (bisweilen heuchlerisch), wie so was kommen mag, dass islamfeindliche Rechtspopulisten solchen Zulauf haben? Jetzt hat es natürlich keiner gewusst und keiner voraussehen wollen.
Leider machten namhafte Zeitungen und Medienorgane, auch deutsche (der FAZ war Fitna 2 alleine eine ganzseitige Aufmachung vor einigen Wochen wert) Wilders den Hof.
Sehr wohl haben die um Frieden und Versöhnung emsig arbeitenden Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften und zivilbürgerlichen Gruppen es voraus gesehen und ständig deutlich angemahnt, was da auf uns zukommt.
Wie sich die Stadt Köln vor einigen Tagen gegen den Trend zur Wehr setzte (Demonstrationen gegen „PRO KÖLN“) zeugt von solchem Mut und solcher Einsicht. Wohltuend auch die damalige Reaktion des niederländischen Regierungschefs auf „Fitna“, der deutlich gemacht hat, dass dies nicht die Vorstellung von Europa von morgen aller Niederländer ist.
Und dennoch haben eine beträchtliche Anzahl der Niederländer rechts gewählt.
Auch wenn man in Rechnung stellen könnte, dass viele dies auch aus Protest getan haben und die Wahlbeteiligung bei gerade mal 30 Prozent lag.
Es ist ein Denkzettel für die etablierten demokratischen Parteien. Liebäugeln doch so manche von ihnen kurz vor Wahlen besonders kompromisslos gegenüber Migranten und Muslimen (Moscheebau, Kopftuch und EU-Türkeibeitritt) aufzutreten. Im Zweifelsfall stimmt dann der Wähler für das rechtsradikale „Original“ und nicht fü den in seinen Augen Abklatsch einer demokratischen Partei, die sich vor Wahlen rechtspopulistisch gibt, um ihre Klientel zu mobilisieren. Unserer demokratischen Kultur tut das nicht gut.
Muslime, geht wählen!
Apropos Mobilisierung: diesen Sonntag sind Europa-Wahlen. Jede Stimme zählt. Also auch die der Muslime. Also: Geht wählen, beteiligt Euch und macht mit. Denn alleine die oben beschriebene Gemengelage zu bedauern und gleichzeitig sich kaum in die demokratischen Organe und Parteien einzubringen – auch wenn es sehr schwierig angesichts der Vorurteile und Ressentiments sehr schwierig erscheint , geht nicht!! Kämpfen wir für unser Land, machen wir was daraus und maulen nicht herum! (Hany Jung)
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