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Dienstag, 07.07.2009

Über 150 Tote in Xinjiang

Gewalt und Gegengewalt erschüttern die Uiguren-Region. China greift mit voller Härte durch. Ethnischer Konflikt schwelt seit Jahren.

In der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang ist es trotz eines massiven Polizeiaufgebots zu neuen Protesten gekommen. Zwei Tage nach den blutigen Auseinandersetzungen mit mindestens 150 Toten gingen Hunderte Uiguren auf die Straße, gerade als die Behörden ausländische Journalisten durch die Provinzhauptstadt Ürümqi führten. Die Heftigkeit der Ausbrüche deutet auf ein hartes Durchgreifen und die hohe Verzweiflung der Bevölkerung der Region hin.

Die Nachrichtenlage scheint unklar und ist stark Abhängig von den Informationen der chinesischen Behörden. Ein BBC-Korrespondent berichtete, es seien diesmal vor allem Frauen gewesen, die protestierten. Daraufhin sollen bewaffnete Han-Chinesen wütend durch die Straßen der Provinzhauptstadt Ürümqi gezogen sein. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hätten die Han-Chinesen Polizeisperren durchbrochen und die Fensterscheiben von uigurischen Geschäften eingeworfen.

Nach den Auseinandersetzungen vom Sonntag hatte die Polizei mehr als 1400 Verdächtige festgenommen, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag berichtete. Nach Angaben des BBC-Korrespondenten zogen Polizisten von Haus zu Haus und nahmen vor allem junge Männer fest. Am Montag hatte die Polizei Proteste in Kashgar beendet. Sie trieb dort mehr als 200 Uiguren auseinander, die sich in einer Moschee versammelt hatten.

Das Internet wurde in Xinjiang zumindest teilweise lahmgelegt, wie offizielle Presseberichte bestätigten. In Urumtschi marschierte auch am Dienstag wieder ein hohes Aufgebot an Truppen auf. Am Sonntag und Montag sollen mehr als zehntausend Polizisten und Soldaten im Einsatz gewesen sein. Die Ereignisse erinnern an die Ausschreitungen in Tibet vor mehr als einem Jahr. Auslöser soll diesmal ein Konflikt zwischen Uiguren und Han-Chinesen in einer Spielzeugfabrik im südchinesischen Shaoguan gewesen sein, bei dem zwei uigurische Fabrikarbeiter getötet worden waren.

Daraufhin gab es eine Demonstration am Sonntag mit 1000 bis 3000 Teilnehmern. Der zunächst friedliche Protest schlug offenbar in Gewalt um, als die Polizei die Demonstration auflösen wollte.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, Peking müsse „vollständig Rechenschaft“ über die Todesopfer ablegen. Außerdem müsse China die Verhaftungswelle nach den Unruhen erklären, teilte die Organisation am Dienstag mit. laut Amnesty sind die Uiguren seit den 1980er Jahren in China wiederholt das Ziel von systematischen und weitreichenden Menschenrechtsverletzungen geworden. Dazu zählen willkürliche Verhaftungen, Misshandlungen und das Verschwindenlassen von uigurischen AktivistInnen. Auch die Religionsfreiheit der mehrheitlich muslimischen Uiguren sowie deren soziale und kulturelle Rechte werden stark beschnitten.

Seit Mitte der 90er Jahre wurden laut Amnesty International über 3000 Uiguren verhaftet und über 200 hingerichtet.



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