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Donnerstag, 27.11.2008
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Extremismus mit Islam bekämpfen

Die Trennlinie zwischen Islam und Terror wird immer wieder unterlaufen – Jüngstes Beispiel: Terroranschlag in Indien – Macher der „Globale Islamische Medienfront“ identifiziert

In Deutschland besteht nach BKA-Angaben weiter die Gefahr „islamistischer Terroranschläge. "Wir müssen davon ausgehen, dass auf höchster Ebene von El Kaida und anderen terroristischen Gruppierungen Anschläge in Deutschland befürwortet werden." Das sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, vor einigen Tagen bei BKA-Herbst-Tagung von rund 100 Sicherheitsexperten in Erfurt.

Derzeit gebe es Hinweise auf etwa 50 Menschen in Deutschland, die sich in Ausbildungslagern in Pakistan und Afghanistan aufgehalten haben und dort im Umgang mit Sprengstoff und Waffen geschult wurden. Zudem sprach er von 80 bis 100 sogenannten Gefährdern. "Wir bearbeiten aktuell 233 Verfahren mit islamistisch-terroristischen Hintergrund."

So ist Daniel P. z.B. einer von ihnen. Er soll nach neusten Erkenntnissen der Generalbundesanwaltes auch für die deutschsprachige Internetseiten mit der Bezeichnung „Globale Islamische Medienfront“ (GIMF) verantwortlich sein und hat Botschaften von mehreren Terrororganisationen ins Deutsche übersetzt, darunter für Al Qaida sowie Ansar Al Islam.

In den Videos wird die Bundesregierung zum Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan aufgefordert. Aufsehen hat - auch unter den Muslimen – das Video deswegen gemacht, weil zum ersten Mal direkt gegen deutsche muslimische Repräsentanten gehetzt wurde - sie werden darin als Ungläubige und Feinde des Islams dargestellt (siehe auch Spiegel-Interview dazu mit Aiman Mazyek im unteren link). Von November 2006 bis November 2007 sollen in insgesamt 18 Fällen auf den Internetseiten der „GIMF“ Propagandamaterial verbreitet worden sein und Muslime als Unterstützer für die terroristischen Ziele angeworben worden sein.

Nach der Auswertung dieser neuen der Videos gehen nun Sicherheitsbehörden davon aus, dass die Radikalisierung nicht - wie bisher angenommen - in den Hinterhof-Moscheen stattfindet, sondern zu Hause vor dem Bildschirmen.

Eine Einschätzung, die sich mit einer Untersuchung von islam.de vor rund zwei Jahren über Rekrutierungsversuche von Hetzseiten im Internet deckt. Lange bevor das Bundesinnenministerium das Internet als Extremismusplattform erfasst hat, haben muslimische Experten bereits „Roß und Reiter“ genannt und die Muslime mit Handreichungen und Publikationen aufgeklärt (ebenfalls in Türkisch und Arabisch, siehe auch unterer link) und vor solchen gefährlichen Machenschaften eindringlich gewarnt.

Damals ist eine Chance vertan worden, wonach Sicherheitsbehörden gemeinsam mit den Muslimen gegen solche abscheulichen und mit dem Islam völlig konträren Aktivitäten vorgehen konnten. Denn der Islam lehnt Terror und Gewalt strikt ab und betrachtet dies als eine sehr große Sünde. (Siehe Islamisches Wort zum Extremismus).

Mehr als bisher sollte die Trennschärfe zwischen Extremismus und Islam, Islam und Terror eingehalten werden. Im Zusammenhang der schrecklichen Anschläge in Indien spekuliert heute z.B. eine große Tageszeitung in ihrer Unterüberschrift auf die Urheberschaft des Terroranschlages mit den Worten „muslimische Gruppe“. Dies ist mehr als grob fahrlässig, dies dient nicht zu Versachlichung des Themas bei und es zeugt nicht von journalistische Größe, alle Muslime nun wieder in einem Topf zu werfen. Wenn sich dann wieder die islamfeindliche Stimmung in unserem Land hebt und der Generalverdacht wieder deutlich erkennbar wird, brauchen wir uns darüber danach nicht mehr zu wundern.

In Zukunft sollen sollten Politiker und Sicherheitsbehörden mehr auf diese Trennschärfe achten, sie sollten in dem Muslim einen Partner erkennen im Kampf gegen Extremismus jeder Art. Nicht der Islam ist das Problem, sonder er ist ein Teil der Lösung. Und am besten bekämpft man Wirrköpfe, zu extremen Positionen neigende Menschen oder gewaltaffine Muslime am besten mit dem Islam selber. Vielleicht ist dies die Botschaft der kommenden Herbsttagung des BKA – zu wünschen wäre dies auf jeden Fall.





Lesen Sie dazu auch:
Spiegel-Interview mit Aiman A. Mazyek: "Die Frontlinie verläuft nicht zwischen Islam und Westen"
Warnung vor falschen Freunden: Über "Solidaritäts-Allianzen" mit Personen und Gruppierungen, die unter dem Vorwand, Befreiungskämpfe für Irak und Palästina zu unterstützen, Lügen und Hass verbreiten sowie Muslime gegeneinander aufhetzen
Selbstkritischer Umgang mit dem muslimischen Extremismus - Muslimische Wort im SWR

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