Newsnational Montag, 06.10.2025 |  Drucken

CDU suggeriert falschen Zusammenhang zwischen Familiennachzug und Kriminalität

Kriminologen und das Bundeskriminalamt führen andere Beweggründe an. Einmal bewirbt sich die CDU als Türöffnerin zu AFD

In einer vorangegangenen Pressemitteilung hat die CDU einen Anstieg der Kriminalität in Deutschland pauschal mit dem Familiennachzug von Geflüchteten in Verbindung gebracht. Eine Überprüfung durch CORRECTIV zeigt: Diese Darstellung ist irreführend und vereinfacht komplexe statistische Daten in unzulässiger Weise. Unter der Überschrift „Kriminalitätsentwicklung: Woher die Gewalt wirklich kommt“ verwies die CDU auf die jüngste Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Darin heißt es, die Zahlen belegten einen „deutlichen Zusammenhang“ zwischen migrationsspezifischen Themen wie dem Familiennachzug und der gestiegenen Kriminalität. Als Beleg wurde genannt, dass ein Großteil der tatverdächtigen Zuwanderer männlich und unter 30 Jahre alt sei – eine Demografie, die auch beim Familiennachzug häufig vorkomme. Bei der Analyse dieser Behauptung müssen mehrere Faktoren unterschieden werden:

1.Korrelation ist nicht Kausalität: Die CDU stellt zwei separate statistische Tatsachen nebeneinander: einen Anstieg bestimmter Kriminalitätsfelder und die Demografie der nachziehenden Familienangehörigen. Daraus einen direkten Ursache-Wirkungs-Zusammenhang abzuleiten, ist statistisch nicht haltbar. Es wird suggeriert, dass der Familiennachzug *ursächlich* für mehr Kriminalität sei, dafür fehlt jedoch jeder Beweis.

2.Die tatsächlichen Treiber der Kriminalität: Kriminologen und das Bundeskriminalamt (BKA) selbst führen den Anstieg der Kriminalität in den relevanten Bereichen primär auf andere Faktoren zurück. Dazu zählen insbesondere Bandenkonflikte im Bereich der Rauschgiftkriminalität und eine erhöhte Erfassungsrate durch eine verstärkte Kontrolle und Anzeigebereitschaft in diesen Milieus. Die Nationalität oder der Aufenthaltsstatus (ob als Schutzsuchender oder nachgezogener Angehöriger) sind dabei nicht der entscheidende Faktor, sondern die Einbindung in kriminelle Strukturen.

3. Der Familiennachzug an sich: Beim Familiennachzug handelt es sich überwiegend um Ehepartnerinnen und minderjährige Kinder von Menschen, die bereits legal in Deutschland leben. Diese Personengruppe wird in der PKS nicht gesondert erfasst, sodass eine isolierte Betrachtung ihrer Kriminalitätsrate statistisch gar nicht möglich ist. Die pauschale Stigmatisierung dieser Gruppe als Sicherheitsrisiko ist daher faktisch nicht belegbar. 

Die CDU nutzt die berechtigte Sorge der Bevölkerung vor Kriminalität, um mit einer vereinfachenden und irreführenden Argumentierung Stimmung gegen den Familiennachzug zu machen. Sie vermischt bewusst verschiedene statistische Daten, um einen kausalen Zusammenhang herzustellen, der so nicht existiert. Die wahren, von Experten benannten Gründe für den Kriminalitätsanstieg – organisierte Kriminalität und Bandenkonflikte – werden ausgeblendet, um ein migrationspolitisches Narrativ zu bedienen. Einmal bewirbt sich die CDU als Türöffnerin/steherin und Brandmauerneinstürzerin zu AFD. Denn Seriöse Kriminalpolitik erfordert eine differenzierte Betrachtung der Ursachen und keine pauschalen Schuldzuweisungen, die gesellschaftliche Spaltung vorantreiben.




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