Hilfsorganisationen fordern Aufnahme von Flüchtlingen
Pro Asyl fordert "groß angelegtes Aufnahmeprogramm" - Aufnahmelagern der ostägäischen Inseln befinden sich rund 42.000 Flüchtlinge - Human Rights Watch verurteilte den Einsatz von Gewalt durch griechische Grenzschützer und "kriminelle" Zivilisten
Bonn (KNA) Hilfsorganisationen appellieren an die Bundesregierung, Flüchtlinge und Migranten von den griechischen Inseln und der griechisch-türkischen Landgrenze in Deutschland aufzunehmen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken drängte auf humanitäre Hilfe für die wartenden Menschen.
Der Verein Pro Asyl forderte ein "groß angelegtes Aufnahmeprogramm" insbesondere für die Bewohner der Flüchtlingslager auf Inseln der Ostägäis. "Die Hotspots müssen geräumt werden, Schutzsuchende auf das griechische Festland gebracht werden", so die Organisation am Mittwoch. Zudem dürfe es keine "illegalen Zurückweisungen" an den Grenzen geben, der Zugang zu rechtsstaatlichen Asylverfahren müsse gewährleistet bleiben. "Die griechische Regierung setzt Asyl- und Völkerrecht aus, und Europa schweigt", kritisiert Pro Asyl.
Das internationale Kinderhilfswerk terre des hommes (tdh) rief die Bundesregierung auf, in einem ersten Schritt 5.000 besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aufzunehmen. "Ferner muss die Bundesregierung darauf dringen, dass sich möglichst viele EU-Mitglieder diesem Aufnahmeprogramm anschließen", heißt es in einem Appell, aus dem die "Neuen Osnabrücker Zeitung" zitiert. Viele deutsche Städte und Kommunen, in denen Menschen Flüchtlinge aufnehmen wollten, warteten auf ein humanitäres Signal.
In den Aufnahmelagern der ostägäischen Inseln befinden sich nach Angaben der Regierung Griechenlands rund 42.000 Flüchtlinge. Die Camps sind laut tdh hoffnungslos überbelegt. Auf der türkischen Seite der Grenze harren derzeit nach UN-Angaben rund 13.000 Menschen aus, darunter schätzungsweise 40 Prozent Familien mit Kindern.
Human Rights Watch (HRW) verurteilte den Einsatz von Gewalt durch griechische Grenzschützer und "kriminelle" Zivilisten. Der EU warf die Organisation vor, das harte Vorgehen gegen Flüchtlinge an der Grenze zur Türkei zu billigen. Athen müsse die Schutzsuchenden ins Land und die ausgesetzten Asylverfahren wieder zulassen. Zudem sei auch die Türkei verpflichtet, Flüchtlingen aus Syrien weiterhin Zugang zu gewähren.
Derweil warnten die Hilfsorganisationen Save the Children und World Vision, Zivilisten in der nordwestsyrischen Kampfregion Idlib hätten "kaum noch Orte zum Leben". Satellitenbilder von den Zerstörungen an Wohnsiedlungen und Infrastruktur zeigten, dass die Menschen in immer kleinere Gebiete gedrängt würden. "Noch immer hat Idlib drei Millionen Einwohner, aber ein Drittel von ihnen musste in den vergangenen drei Monaten ihre Häuser verlassen", sagte Caitlin Howarth vom Signal Program der Harvard Humanitarian Initiative, die die Satellitenbilder ausgewertet hat.
Angesichts der Lage von Flüchtlingen an der griechisch-türkischen Grenze fordert auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, rasche Hilfe. "Es geht hier um Menschen und ihre Existenz. Sie brauchen dringend humanitäre Hilfe", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Europa müsse diese Aufgabe gemeinsam angehen: "Wir müssen den Menschen helfen, die vor dem Krieg in Nordsyrien fliehen". Eine Abschottung sei nicht möglich, erklärte der ZdK-Präsident. "Wir werden sicher auch Flüchtlinge aufnehmen müssen."