Israelische Reservisten brechen Schweigen zum Gaza-Krieg
Berichte werden stets von zwei Augenzeugen bestätigt - Jehuda Shaul mit einem Tabu in Israel
"Breaking the Silence" heißt eine Organisation israelischer Reservisten, und die will das Schweigen brechen. Gestern gingen sie mit ihrer 112 Seiten umfassenden Dokumentation von 54 Zeugenprotokollen an die Öffentlichkeit, basierend auf den Aussagen von 30 Soldaten und Offizieren, die im Gazakrieg im Einsatz waren.
"Breaking the Silence" (siehe unterer link zur website) hat ihnen garantiert, Namen sowie genaue Angaben zu Ort und Zeit nicht zu nennen. "Ernste Vorfälle" habe man aber nur aufgenommen, versichert Gründungsmitglied Yehuda Shaul, "wenn es mindestens zwei Augenzeugen dafür gab."
Beispiel einer Erschießung eines alten Mannes
Laut mehreren Aussagen irrte ein alter Mann, ausgerüstet mit einer Fackel, durch die Nacht. Die Soldaten geben an, sie hätten ihn in einiger Distanz entdeckt, "etwa 150 bis 200 Meter weit weg" von palästinensischen Häusern, in denen sich eine israelische Einheit verschanzt hatte. Üblich ist in solchen Fällen eigentlich ein "abschreckendes Feuer". Damit gemeint ist, im Radius von 30 Grad danebenzuzielen und durch die Schüsse jemanden zur Umkehr zu bewegen. Der Mann habe unbewaffnet gewirkt, "als ob er Schutz oder Essen suchte oder unter Drogen stand". So steht es in der Aussage eines der Soldaten.
Und weiter: Der Kommandeur habe den Befehl zum abschreckenden Feuer verweigert. Zuletzt sei der Alte weniger als 20 Meter vom Haus entfernt gewesen, was als "Nullreichweite" gilt. Da zuvor nicht vorbeigeschossen werden sollte, galt es nun, genau zu zielen. "Wir hatten eine Menge Alarm wegen der Gefahr von Selbstmordattentaten. Wir mussten den Kerl niederknallen", sagt der Soldat aus. Im Nachhinein gesehen sei dies ein Fehler gewesen. Ganz besonders, weil man den Alten nicht gewarnt habe. Dessen Schrei, als er tödlich getroffen niedersank, werde er sein Leben lang nicht vergessen. Genauso wenig wohl den begeisterten Kommentar des Kommandanten: "Das ist die Eröffnung für heute Nacht!"
Jeder Krieg ist grausam
Jeder Krieg ist grausam, egal, von wem er geführt wird, dies ist eine Weisheit, die seit Menschen Gedenken bekannt ist und richtig ist. Dies gilt ebenso für den nächsten Krieg und ebenso für ein von Experten befürchteten Waffengang Israels gegen den Iran.
Insofern sind die Berichte von 54 Augenzeugen aus der israelischen Armee eine Tatsachenbeschreibung, die nicht überrascht. Die Aussage des Verteidigungsminister Ehud Barak, „israelische Militär gehöre zu den moralischsten Armeen der Welt“ ist Makulatur. (Quelle: Nachrichtenagenturen, Badische Zeitung)
Lesen Sie dazu auch:
|