Newsinternational Freitag, 17.07.2009 |  Drucken

Israelische Reservisten brechen Schweigen zum Gaza-Krieg

Berichte werden stets von zwei Augenzeugen bestätigt - Jehuda Shaul mit einem Tabu in Israel

"Breaking the Silence" heißt eine Organisation israelischer Reservisten, und die will das Schweigen brechen. Gestern gingen sie mit ihrer 112 Seiten umfassenden Dokumentation von 54 Zeugenprotokollen an die Öffentlichkeit, basierend auf den Aussagen von 30 Soldaten und Offizieren, die im Gazakrieg im Einsatz waren.

"Breaking the Silence" (siehe unterer link zur website) hat ihnen garantiert, Namen sowie genaue Angaben zu Ort und Zeit nicht zu nennen. "Ernste Vorfälle" habe man aber nur aufgenommen, versichert Gründungsmitglied Yehuda Shaul, "wenn es mindestens zwei Augenzeugen dafür gab."



Beispiel einer Erschießung eines alten Mannes

Laut mehreren Aussagen irrte ein alter Mann, ausgerüstet mit einer Fackel, durch die Nacht. Die Soldaten geben an, sie hätten ihn in einiger Distanz entdeckt, "etwa 150 bis 200 Meter weit weg" von palästinensischen Häusern, in denen sich eine israelische Einheit verschanzt hatte. Üblich ist in solchen Fällen eigentlich ein "abschreckendes Feuer". Damit gemeint ist, im Radius von 30 Grad danebenzuzielen und durch die Schüsse jemanden zur Umkehr zu bewegen. Der Mann habe unbewaffnet gewirkt, "als ob er Schutz oder Essen suchte oder unter Drogen stand". So steht es in der Aussage eines der Soldaten.

Und weiter: Der Kommandeur habe den Befehl zum abschreckenden Feuer verweigert. Zuletzt sei der Alte weniger als 20 Meter vom Haus entfernt gewesen, was als "Nullreichweite" gilt. Da zuvor nicht vorbeigeschossen werden sollte, galt es nun, genau zu zielen. "Wir hatten eine Menge Alarm wegen der Gefahr von Selbstmordattentaten. Wir mussten den Kerl niederknallen", sagt der Soldat aus. Im Nachhinein gesehen sei dies ein Fehler gewesen. Ganz besonders, weil man den Alten nicht gewarnt habe. Dessen Schrei, als er tödlich getroffen niedersank, werde er sein Leben lang nicht vergessen. Genauso wenig wohl den begeisterten Kommentar des Kommandanten: "Das ist die Eröffnung für heute Nacht!"

Jeder Krieg ist grausam

Jeder Krieg ist grausam, egal, von wem er geführt wird, dies ist eine Weisheit, die seit Menschen Gedenken bekannt ist und richtig ist. Dies gilt ebenso für den nächsten Krieg und ebenso für ein von Experten befürchteten Waffengang Israels gegen den Iran.

Insofern sind die Berichte von 54 Augenzeugen aus der israelischen Armee eine Tatsachenbeschreibung, die nicht überrascht. Die Aussage des Verteidigungsminister Ehud Barak, „israelische Militär gehöre zu den moralischsten Armeen der Welt“ ist Makulatur. (Quelle: Nachrichtenagenturen, Badische Zeitung)



Lesen Sie dazu auch:
Offizielle Website von "Breaking the Silence"

Ähnliche Artikel

» Israel greift Gaza an - Viele Tote und Verletzte
» 19.11.12 - Stellungnahme des ZMD zu der kriegerischen Auseinandersetzung im Nahen Osten
» Iran-Wahlen: Unregelmäßigkeiten beträfen mehr als drei Millionen Stimmen
» Das demokratische Schlachtfeld - Bericht und Kommentar
» Ein unnötiger Krieg

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009