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Keine Judenmission der Kirchen und Absage an das falsche historische Bild eines christlichen Abendlandes
Das Europäischen Jahr des interkulturellen Dialoges 2008 darf nicht durch Abgrenzung und Profilierung der Religionen geprägt sein – Statements des Interkulturellen Rates und dem Abrahamischen Forum in Deutschland
Die vom Interkulturellen Rat zum Europäischen Jahr des interkulturellen Dialoges 2008 veröffentlichten Thesen „Vom christlichen Abendland zum abrahamischen Europa“ wurden in dieser Woche erstmals öffentlich in der Evangelischen Akademie Tutzing diskutiert. Während in den Thesen verstärkte Kooperationen zwischen Juden, Christen und Muslimen befürwortet werden, profilieren sich die Kirchen zunehmend mit Abgrenzungen: So ist die Karfreitagsfürbitte des Vatikans als indirekter Aufruf zur Judenmission verstanden worden. In der EKD-Handreichung zum Islam (2006) werden bereits auf den ersten Seiten die missionarischen Aufgaben betont. Der Deutsche Koordinierungsrat für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hat im Mai 2008 auf befürwortende Aussagen zur Judenmission durch den Präsidenten des Kirchenamts der EKD hingewiesen, die im Gegensatz zu bisherigen Positionen der evangelischen Kirche stehen. Sowohl aus theologischen Gründen als auch wegen der Geschichte wurde bisher eine Judenmission abgelehnt.
Eine der gängigen und weiteren Abgrenzungsmethoden ist, vom christlichen Europa oder vom Abendland, welches angeblich alleine christlich geprägt sei, zu sprechen. Dies ist historisch widerlegbar und trägt maßgeblich zur Beeinträchtigung des gesellschaftlichen Frieden bei.
Denn religiös ist Europa nicht nur vom Christentum geprägt, sondern auch vom Judentum und Islam. Statt vom „christlichen Abendland“ sollte deshalb vom „abrahamischen Europa“ gesprochen werden. Dies und mehr betont das Abrahamische Forum in Deutschland in einem Thesenpapier, das zum Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs 2008 in Frankfurt/Main der Öffentlichkeit vorgestellt wurde (siehe untere link)
Landesrabbiner Dr. Henry G. Brandt erteilte in Tutzing jeder Form von Judenmission eine klare Absage (siehe auch Bericht zu Judenmission in Israel). Der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Bayern, Tilmann Schaible, sprach sich für eine engere Zusammenarbeit von Juden, Christen und Muslimen anlässlich der gesellschaftlichen Herausforderungen aus. Es war Konsens, dass gläubige Menschen von ihrem Glauben Zeugnis ablegen. Zur Religionsfreiheit gehört es, dass Menschen in Religionen eintreten, austreten, Religionen wechseln oder ohne Religion leben können.
„Zwischen den Religionen Judentum, Christentum und Islam sollte auf missionarische Aktivitäten verzichtet werden“ – das forderte Jürgen Micksch, der Vorsitzende des Interkulturellen Rates in Tutzing. „Sie tragen zum Unfrieden in Deutschland bei.“
An der Veranstaltung des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing nahmen 65 Personen teil. Die Debatte zu den Thesen des Abrahamischen Forums zum Europäischen Jahr des interkulturellen Dialoges 2008 soll an anderen Orten fortgesetzt werden.
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