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Freitag, 10.05.2024

Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft senkt die Gefahr erheblich, in Armut zu rutschen

Politik müsste gezielte Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und zur Förderung der Chancengleichheit für benachteiligte Gruppen ergreifen - Die Untersuchung wurde vom Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (DeZIM) durchgeführt

Berlin (KNA) Laut einer Untersuchung sind schwarze, asiatische und muslimische Menschen stärker armutsgefährdet als andere. Bei Muslimen seien es sogar bis zu 40 Prozent, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Studie. Bei asiatischen Männern und Frauen seien es 30 Prozent und bei schwarzen Menschen etwa 26 Prozent. Demgegenüber liege das Armutsrisiko in Deutschland durchschnittlich bei 14,8 Prozent.Auch eine hohe Bildung und Erwerbstätigkeit schützten die Menschen nur bedingt vor Armut, heißt es. Die Gefahr, trotz Vollzeiterwerbstätigkeit unter der Armutsschwelle zu leben, sei besonders bei schwarzen Frauen sowie bei muslimischen und asiatischen Männern vier Mal höher als bei anderen. Das Risiko könne dann gesenkt werden, wenn diese Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft besäßen.


Die Untersuchung wurde vom Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (DeZIM) durchgeführt. Analysiert wurden im Januar und Februar 2022 Daten von rund 21.000 Menschen. Rund die Hälfte von ihnen ordnete sich selbst einer der genannten Gruppen (muslimisch, schwarz, asiatisch) zu oder fühlten sich durch Außenstehende in die Gruppe eingeordnet. Die Autoren der Studie sprechen von "rassistischer Markierung".Als armutsgefährdet gilt in Deutschland, wer weniger als 60 Prozent des statistischen Durchschnittseinkommens für sich zur Verfügung hat. Im Jahr 2023 waren das 1.310 Euro im Monat. Unter diesem Wert lagen nach eigenen Angaben trotz einer Vollzeitbeschäftigung fünf Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund. Bei schwarzen, muslimischen und asiatischen Menschen waren es hingegen durchschnittlich 20 Prozent.Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Marcel Fratzscher, erklärte, die Studie lege "blinde Flecken" offen. Die Resultate seien teilweise schockierend und zeigten auch, dass gesellschaftliche Versprechen wie das, dass sich Bildung und Arbeit in jedem Fall auszahlten, so eigentlich nicht mehr stimmten. Fratzscher betonte weiter, dass das Armutsrisiko mit dem Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft sinke, zeige, dass die Menschen eine Perspektive bräuchten.Auch wirtschaftlich sei eine schnellere Integration von Migranten notwendig. Unternehmen zögerten auch deshalb davor, Migranten ohne deutschen Pass einzustellen, weil sie unsicher wegen deren Aufenthaltsstatus seien.

Die DeZIM-Präsidentin Naika Foroutan betonte, bestimmte Berufe etwa im öffentlichen Dienst seien nur zugänglich, wenn die Bewerber eine deutsche Staatsbürgerschaft besäßen. Nach ihren Beobachtungen stoßen bei der Debatte über die deutsche Staatsbürgerschaft zwei Denkschulen aufeinander: diejenige, die bei einer schnelleren Vergabe vom "Verramschen der Staatsbürgerschaft" sprechen und diejenigen, die den Bewerbern auch eine Art Vertrauensvorschuss geben.Nach Ansicht der Autoren der Studie müsste die Politik gezielte Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und zur Förderung der Chancengleichheit für benachteiligte Gruppen ergreifen. So sollten Bildungs- und Berufsqualifikationen, die im Ausland erworben worden seien, schneller anerkannt werden. Auch der Zugang zu Sprach- und Integrationskursen müsse verbessert werden.



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