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Freitag, 09.10.2020
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Mit der neuen Enzyklika richtet der Papst sich an "alle Menschen guten Willens"Die Anregung zu dem Text erhielt Franziskus nach eigenem Bekunden auch durch den ägyptischen Großimam Ahmad Al-Tayyeb, dem führenden Großimam aus ÄgyptenVatikanstadt/Bonn Mit einem Plädoyer für Geschwisterlichkeit und Freundschaft über alle Grenzen hinweg hat Papst Franziskus sich an die Menschheit gewandt. In der am Sonntag veröffentlichten Enzyklika "Fratelli tutti" mahnt er zu einer Abkehr von Egoismus auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Nur so ließen sich die Folgen der Corona-Pandemie und globale Herausforderungen wie soziale Ungleichheit und Migration bewältigen.Mit seinem Schreiben, das Züge einer Sozialutopie trägt, richtet der Papst sich an "alle Menschen guten Willens" unabhängig von ihrem Glauben. Die Anregung zu dem Text erhielt Franziskus nach eigenem Bekunden auch durch den ägyptischen Großimam Ahmad Al-Tayyeb, einen führenden Islam-Gelehrten. Als päpstliches Grundsatzdokument hat die Enzyklika hohe Verbindlichkeit für 1,3 Milliarden Katholiken weltweit. In dem Text wirbt der Papst dafür, andere Menschen unabhängig von Herkunft oder sozialer Zugehörigkeit "anzuerkennen, wertzuschätzen und zu lieben". Wer meine, die globalen Probleme nach der Corona-Krise mit den alten Systemen lösen zu können, sei "auf dem Holzweg". Inspirieren ließ sich das Kirchenoberhaupt nach eigenen Worten auch von Nichtkatholiken wie dem US-Bürgerrechtler Martin Luther King, dem südafrikanischen Anglikaner Desmond Tutu und Mahatma Gandhi. "Solange in den Herkunftsländern die Bedingungen für ein Leben in Würde fehlten, gilte es das Recht eines jeden Menschen zu respektieren, einen Ort zu finden, an dem er nicht nur seinen Grundbedürfnissen und denen seiner Familie nachkommen, sondern sich auch als Person voll verwirklichen kann.", so Papst Franziskus zu Migration Andere Menschen unabhängig von Herkunft oder sozialer Zugehörigkeit anzuerkennen, wertzuschätzen und zu liebenOhne Staatsmänner wie US-Präsident Donald Trump zu nennen, mahnt der Papst beim Umgang mit Konflikten eine Stärkung der Vereinten Nationen an und fordert die Unterordnung nationaler Interessen unter das globale Gemeinwohl. Auch wendet er sich gegen einen zu großen Einfluss der Wirtschaft. Er verlangt die Einbeziehung aller gesellschaftlicher Gruppen, auch der Schwächsten, in Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse. Dabei stellt er sich hinter eine "Option für die Armen" und das Recht auf kulturelle Identität gegen eine globale Gleichmacherei; diese verurteilt er als Kolonialismus. Zum Thema Migration betont Franziskus, solange in den Herkunftsländern die Bedingungen für ein Leben in Würde fehlten, gelte es "das Recht eines jeden Menschen zu respektieren, einen Ort zu finden, an dem er nicht nur seinen Grundbedürfnissen und denen seiner Familie nachkommen, sondern sich auch als Person voll verwirklichen kann". Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing betonte, in der Enzyklika gehe es im Kern um die Würde des Menschen, die sich aus der Gottesebenbildlichkeit begründe. Franziskus wende sich gegen nationale Abschottung und rege eine "Ethik der internationalen Beziehungen" an. Eindrucksvoll sei, dass der Papst trotz einer "teilweise mit harten Worten formulierten Analyse der Welt" die Hoffnung nicht verliere. Er verweise auf die neue Wertschätzung für viele Menschen, die in der Corona-Pandemie großes Engagement bewiesen und teilweise ihr Leben eingesetzt hätten. Anregung zu dem Text auch durch den Großimam Ahamd Al-Tayyib aus Ägypten Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erklärte, der Papst analysiere klar, dass die Pandemie viele falsche Sicherheiten offengelegt habe. So grenze sich Franziskus von den scheinbar verlockenden ideologischen Antworten von Nationalismus, Populismus und Rassismus ab. Zugleich wiederhole er seine Mahnung, keine neuen Grenzen und Mauern zwischen Menschen und Völkern zu errichten. Kirchliche Hilfswerke werteten die Enzyklika als Rückendeckung für Menschen, die gegen nationale Alleingänge und ein allein an Profit und Wachstum orientiertes Wirtschaftssystem kämpfen. Die Enzyklika sei eine konkrete Handlungsanweisung für eine globale Neuorientierung, so das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat in Essen. Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor hob hervor, die Enzyklika unterstütze alle, die sich jenseits von Religions- und Landesgrenzen für den Erhalt der Schöpfung einsetzten und Menschenrechtsverletzungen anprangerten. |