islam.de
islam.de » Newsnational
Samstag, 01.06.2019

Verweigerung von Einreise von deutschen IS-Anhängern?

Vertreter der jesidischen Glaubensgemeinschaft stellen Strafanzeige gegen Bundesregierung

Hamburg/Berlin (KNA) Vertreter der jesidischen Glaubensgemeinschaft werfen der Bundesregierung Untätigkeit gegen in Nordsyrien inhaftierte deutsche Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) vor. Der Dachverband des Ezidischen Frauenrats stellte Strafanzeige gegen Justizministerin Katarina Barley (SPD) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) wegen Strafvereitelung im Amt, wie tagesschau.de auf Basis von WDR- und NDR-Informationen berichtet.

Obwohl Vertreter der kurdischen Selbstverwaltung in Nordsyrien mehrfach eine Überstellung der gefangenen Dschihadisten zum Zwecke der Strafverfolgung angeboten hätten, weigere sich die deutsche Regierung, eine Rückholung der Terrorverdächtigen einzuleiten. Eine solche "Unterlassung" sei als "Straftatbestand der Strafvereitelung" zu werten, heißt es in der Anzeige. Zahlreiche deutsche IS-Kämpfer stünden im Verdacht, an Kriegsverbrechen gegen die jesidische Bevölkerung im Irak beteiligt gewesen zu sein - etwa an der Versklavung jesidischer Mädchen und Frauen. Die Terrormiliz betrachtet die Angehörigen der jesidischen Glaubensgemeinschaft als Götzendiener.

Nach Informationen von WDR und NDR befinden sich aktuell mindestens 74 deutsche IS-Anhänger in Nordsyrien in Gefangenschaft der Kurden. Gegen 21 Personen soll die Bundesanwaltschaft Haftbefehle wegen Mitgliedschaft und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung sowie wegen Kriegsverbrechen erwirkt haben. Sie würden nach einer Rückkehr nach Deutschland wohl unmittelbar in Haft kommen und vor Gericht gestellt werden.

Sprecher der Ministerien erklärten, dass die Strafanzeige bei ihnen noch nicht vorliege und sie die Vorwürfe deshalb nicht kommentieren könnten. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärte, dass grundsätzlich alle deutschen Staatsbürger das Recht auf Rückkehr nach Deutschland hätten und sich vor der deutschen Strafjustiz verantworten müssten. Für Dschihad-Rückkehrer würden bei bevorstehender Wiedereinreise umfangreiche Maßnahmen des Polizei- und Strafrechts geprüft und jeweils eine individuelle Gefahreneinschätzung vorgenommen.

Deutschland respektiere aber auch das Strafverfolgungsinteresse gegen "Dschihad-Reisende" in den Staaten, in denen sie ihre Straftaten begangen haben sollen - sofern rechtsstaatliche Maßstäbe, vor allem mit Blick auf die Todesstrafe, gewahrt würden. Dies gelte insbesondere für den Irak. In Syrien hingegen könne die Bundesregierung wegen der bewaffneten Auseinandersetzungen für dort inhaftierte Bundesbürger derzeit keine Rechts- und Konsularaufgaben wahrnehmen.



Ähnliche Artikel

» IS ist Hauptfeind der Muslime
» Warnung vor Pauschalisierung und Generalverdacht gegen Muslime
» Es gibt auch in Deutschland Menschenrechtsdefizite – da hilft kein Schönreden
» Protestschreiben: US-Einreiseverbot fördert Gewalt gegen muslimische Frauen
» Schlag gegen den Rechtsextremismus

Hintergrund/Debatte

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009