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Mittwoch, 06.09.2017
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Populismus als Medien-ViagraKommentar von ZMD Vorstandsvorsitzenden Aiman Mazyek zum Kanzler-Duell (03.09.2017) (Quelle Huffington Post)Viele Themen liegen den Menschen am Herzen: soziale Gerechtigkeit, Bildung für unsere Kinder, Gehälter von denen Familien leben können. Aber das alles war gestern kein Thema. Zumindest nicht wirklich in der Kuschelrunde des TV-Kanzlerduells. Welche Vision haben unsere Politiker und auch ihre Parteien in diesen Umbruchzeiten? Die Themen Energie- und Kulturpolitik, Klimawandel, Digitalisierung der Gesellschaft, Kitas, Familien, Wohnen, Wandel der Arbeitswelt, Rente, Umwelt, Inklusion, ebenfalls Fehlanzeige.Das Problem des Duells waren vor allem die Moderatoren Der Rechtsradikalismus, der mit seinen Mordtaten und Anschlägen in Deutschland immer gefährlicher wird, ging nicht einmal den vier bekannten Moderatoren über die Lippen. Stattdessen gefühlt stundenlang populistisches Zeugs über Islam, Integration und Flüchtlinge. Als hätten nicht Moderatoren die Fragen gestellt, sondern die "besorgten Bürger". Und natürlich Erdogan und nochmals Erdogan. Und ich dachte unser Bundespräsident heißt Frank Walter Steinmeier. Ich finde, hier haben nicht Merkel und Schulz versagt, sondern in erster Linie die Moderatoren und ihre fragwürdige und teils unprofessionelle Gesprächsleitung. Die Vier sind einfach in ihre eigene Populismus-Falle gerutscht. Orientierung hat der gestrige Abend den Wählern nicht gegeben Jener Populismus, der insbesondere seit Jahren den roten Faden der Talkshows ausmacht und dem Bürger das Gefühl gibt (geben soll?): Das einzige Problem unserer Republik ist der angeblich böse Muslim um die Ecke und die Integration des längst hier beheimateten Islam. Die Häufigkeit dieser Themenstellung in den Talk-Sendungen belegt, dass dies keine Übertreibung ist. Mit dem Anspruch, den vielen unentschlossenen Wählern eine Orientierung zu geben, oder gar Bildungsfernsehen zu machen, hatte die gestrige Sendung nichts zu tun. Zudem war es nicht mal ein Spektakel, sondern phasenweise langweilig und viele journalistische Fehler sind gemacht worden - bei den Islamfragen ist mir das natürlich besonders aufgefallen. Wir bräuchten übrigens auch einmal für Suggestivfragen einen Faktencheck nach der Sendung. Wir wollen schließlich Informationen und keine Vorurteile, oder Fehler (Es gibt übrigens keine einzige staatliche Uni in Deutschland, wo es eine Imam Ausbildung gibt, lieber Herr Klöppel). Ich wünsche mir, dass sich die Kandidaten mehr trauen Die "Islamisierung" und "Erdoganisierung" hat das TV-Duell also erfasst und ich musste dabei an einen Satz von Herr Strunz denken, den er kürzlich zu Besten gab: "Der Populismus ist das Viagra einer erschlaffenden Demokratie". Das ist natürlich grober Unfug. Richtig müsste er heißen: Der Populismus ist das Viagra einer erschlaffenden und immer flacheren Medienberichterstattung. So wird ein Schuh draus, ohne dass man dafür gleich die Demokratie zu vereinnahmen braucht. Vielleicht ist diese Sendung auch eine Lehre für beide Seiten. Einerseits sollte in Zukunft journalistisch wieder mehr auf obige Themen gesetzt werden, die gleichzeitig den Kandidaten und seine Positionen herausfordert und wirklich auf den Zahn fühlt. Ich wähle den Kanzler nicht, weil er in die Kirche oder Moschee geht, sondern danach, ob er gute Politik macht - und andererseits, dass die Kandidaten sich endlich mal mehr trauen. Ich würde mir wünschen, dass sie vielleicht mit Witz und Intelligenz den anderen aus seiner Kompfortzone herausrausholen. (Quelle Huffington Post) |