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Ermittlungen verlaufen im Sande
BERLIN/DÜSSELDORF, 6. Januar. Zunächst war die Aufregung groß. Mit den Worten, man habe etwas "für die Weltnachrichten", bestellte am Samstagabend die Mönchengladbacher Polizei Vertreter verschiedener Medien zu einem Treffpunkt unweit des Dorint-Hotels. Eine "ausländische Stelle" habe dem Bundeskriminalamt Hinweise
gegeben, dass in dem Gebäude ein mutmaßliches Mitglied der Terrororganisation El Kaida sitze. Eine gute Viertelstunde später hieß es: "Zugriff erfolgt!"
Doch was die Ermittlungsbehörden am Samstag noch als Erfolg verkaufen wollten, stellte sich am Sonntag bereits als Fehlschlag heraus. Nach stundenlangem Rätselraten
musste die Polizei bekannt geben, dass es sich bei dem 40-jährigen Italiener zwar wahrscheinlich um einen Kriminellen, aber nicht um einen Terroristen handele.
Die Behörden stehen unter Druck, sie wollen Erfolge vorweisen. Was dabei herauskommt,
legt manchmal den Verdacht ziellosen Aktionismus nahe. Ein Sondereinsatzkommando stürmte in Hamburg die Wohnung eines sudanesischen Studenten, der sich in den Urlaub verabschiedet hatte. Der 33-Jährige ist Moslem und studiert an der Universität Hamburg-Harburg - wie der mutmaßliche Todespilot vom 11. September, Mohammed Atta. Allerdings stellten sich die angeblichen Sprengstoffspuren, die bei der Durchsuchung gefunden wurden, bald als harmlose Substanzen heraus. Der Betroffene hat sich bereits telefonisch aus dem Sudan, wo er seine Familie besucht, bei den Ermittlungsbehörden gemeldet. Der Dekan der Universität, Jürgen Dankert, sagte, der 33-Jährige sei "entsetzt gewesen", als er im Sudan von dem Haftbefehl erfuhr. Noch wird weiter ermittelt.
In Bremen wurde ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Männer, ein Tunesier und ein Libanese, eingeleitet. Angeblich sollen die Männer islamistische Kämpfer angeworben
haben. Der Verdacht gegen die beiden hat sich allerdings noch nicht erhärtet, sagte der Staatsanwalt Uwe Picard zu Reportern des "Focus". Wenn sich auch aus den beschlagnahmten Computern und Unterlagen keine neuen Erkenntnisse ergäben, werde das Ermittlungsverfahren eben "sang- und klanglos" eingestellt, sagte Picard.
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