Leserbriefe
Abdullah Borek: keine muslimischen Wahlfrauen und -männer schrieb:
Es ist in der Tat höchst bedauerlich, dass bei der Wahl keine muslimischen Wahlfrauen und -männer anwesend waren. Angesichts von 500 000 bis 800 000 deutschen muslimischen Wählern wäre es angebracht gewesen, zumindest die deutschen Staatsbürger muslimischen Glaubens als relevante gesellschaftliche Gruppe auf diese Weise anzuerkennen. Hier zeigt sich erneut, was von der Ernsthaftigkeit der Bemühungen um Integration zu halten ist - nämlich nichts.
Fairerweise muss aber auch gesagt werden, dass es keine Bringeschuld seitens der Parteien in den einzelnen Bundesländern gibt, denn diese schlagen die Wahlmänner vor. Der ZMD (aber auch der Islamrat) muss sich fragen, ob er sich in überzeugender Weise auch als "deutsche" religiöse Organisation präsentiert hat und den Parteien in den Bundesländern (zumindest denen mit wahrnehmbarer muslimischer Bevölkerung) geeignete Muslime deutscher Staatsangehörigkeit (denn nur diese dürfen lt. GG wählen) vorgestellt hat.
Dazu hätte m.E. gehört, dass der ZMD in jedem Bundesland bzw. für jedes Bundesland einen Vertreter benennt, der bei der jeweiligen Landesregierung und den nachfolgenden amtlichen Stellen (sowie den Landesverbänden der Parteien) "akkreditiert" ist und somit für Lobbyarbeit Zugang hat. Kontakte zu den Parteien auf Bundesebene bringen in diesem Zusammenhang kaum relevant.
Es bringt den deutschen Muslimen gar nichts, wenn man sich hinterher nur beklagt und bedauert.
Die Europawahl am 13. Juni 2004 bietet den Dachorganisationen der Muslime in Deutschland eine weitere Gelegenheit mit einem Wahlaufruf an die wahlberechtigten Muslime an die Öffentlichkeit zu treten und sichtbar werden zu lassen, dass die Muslime ein aktiver Bestandteil der deutschen Gesellschaft sind. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Dachorganisationen der Muslime diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
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