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Mittwoch, 31.10.2012

Allerhöchste Zeit: Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas im Berlin-Tiergarten

Am 24. Oktober 2012 weihte man in Berlin-Tiergarten das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas ein. Der Künstler Dani Karavan (81) hat das Denkmal, das direkt neben dem Deutschen Bundestag in einer kleinen Grünanlage liegt, geschaffen. Bereits 1996 schlugen Sinti- und Romavertreter den in Tel Aviv geborenen Kunstschaffenden als verantwortlichen Künstler vor.    

An der Einweihung waren u. a. Bundespräsident Gauck, Bundeskanzlerin Merkel, Kulturstaatsminister Neumann sowie Vertreter aus Parteien, Politik, Kultur, Religion und Gesellschaft beteiligt. Der ZMD war durch den Vorsitzenden Aiman Mazyek vertreten.  

Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrates der Sinti und Roma, sprach den Jahrzehnte lange verschwiegenen und verdrängten Völkermord an hunderttausenden Sinti und Roma an. Die Ermordung durch die Nazis erfolgte ausschließlich aus rassistischen Gründen. Lange haben Romani Rose und seine Mitstreiter für dieses Denkmal hart gekämpft. Es war in den 80er Jahren Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), der erstmals die Schuld des Massenmordes aus rassistischen Gründen an Sinti und Roma eingestand.    

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) will dieses Mahnmal nicht nur als eine würdige Stelle für die Ermordeten wissen. Es soll „auch für die Zukunft eine eindringliche Mahnung und Aufforderung sein, gegen die Diskriminierung von Sinti und Roma anzugehen und sich immer wieder für Menschenrechte, Toleranz und den Schutz von Minderheiten einzusetzen.“

Die Gesellschaft habe „fast nichts“ gelernt

Im Gespräch mit islam.de sagte Berlins Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD): „Das Denkmal ist eine wichtige Weiterentwicklung für die Stadt.“ Bedauerlich, so der Senator, ist jedoch der Umstand, dass es so lange gedauert hat, bis es endlich zur Einweihung kommen konnte.    

Christian Ahrendt, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, erklärte: „Es ist wichtig und richtig, dass nunmehr Sinti und Roma einen Ort haben, wo man der Ermordeten würdig gedenken kann.“ Man dürfe nie vergessen, so der FDP-Parlamentarier: „In der Zeit von 1933-1945 haben die Nazis hunderttausende Sinti und Roma zu Tode gequält.“    

Dr. Ila Seifert, Bundestagsabgeordneter der LINKEN und in seiner Fraktion u.a. behindertenpolitischer Sprecher, wies auf folgenden Umstand hin: „Nach langem, zähem Ringen haben Sinti und Roma es geschafft, ein Mahnmal zu erhalten. Das ist mehr als gerecht, nach dem vielen Leid, den hunderttausenden Ermordungen durch die menschenverachtenden Nazis. Auch die vielen ermordeten Juden, Schwule und Lesben haben ein Denkmal. Ich fordere weiterhin dazu auf, den zahlreichen ermordeten Behinderten ebenfalls ein Mahnmal zu gewähren“, so der LINKEN-Bundestagsabgeordnete.    

Vizekanzler a.D. Franz Müntefering, MdB (SPD) erklärte: „Es wurde ja auch allerhöchste Zeit, dass dieses Denkmal nun endlich seinen Platz gefunden hat. Als ich von der Terminierung der Einweihung erfuhr, habe ich mich sofort und sehr gern als Repräsentant meiner Fraktion zur Verfügung gestellt.“    

Im Dritten Reich kamen eine halbe Million Sinti und Roma ums Leben. Romani Rose sagte auch in Gegenwart von ca. 100 KZ-Überlebenden, es gebe einen neuerlichen Rassismus gegen Sinti und Roma. Das sei nicht nur in Osteuropa besorgniserregend zu beobachten. Eine „Ächtung jedweder Gewalt, eine Ächtung auch des Rassismus, muss in der ganzen Gesellschaft Platz ergreifen.“    

Der 1937 in den Niederlanden geborene KZ-Überlebende Zoni Weisz, der seine Eltern und Geschwister in den Vernichtungslagern verlor, sprach von einem „vergessenen Holocaust“, was die Ermordung von Sinti und Roma angehe. Zugleich kritisierte Zoni Weisz den aktuellen Umgang mit Sinti und Roma. Die Gesellschaft habe „fast nichts“ gelernt, so seine verbitterte Erkenntnis.  (Volker-Taher Neef, Berlin)



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