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Dienstag, 29.03.2011
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Islamkonferenz - “Deutsche Muslime und auch Migranten haben etwas Besseres verdient.”

"Wir haben bisher kaum greifbare Ergebnisse. (...) Es zeigt, dass das weiterhin ein Debattierclub ist, vielleicht sogar mancherorts eine Art verkappte Sicherheitskonferenz." - Interview mit dem Zentralratsvorsitzenden Aiman Mazyek in den Deutsch-Türkischen Nachrichten.

Guntram Schneider, Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen, fordert von Innenminister Friedrich eine Entschuldigung für dessen Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Denken Sie, diese Entschuldigung wird noch kommen?

Aiman Mazyek: Ich glaube nicht. Er sieht wahrscheinlich keinen Bedarf, das zu korrigieren. Ich denke, dass die Aussage breiter Unkenntnis und auch einem bestimmten Jargon aus erzkonservativen Kreisen geschuldet ist. Obgleich hier sowohl die Historie als auch sehr prominente Stellen, wie zum Beispiel der Bundespräsident, immer wieder Gegenteiliges sagen. Das sollte, meines Erachtens, trotz allem kein Hindernis sein, den Dialog weiterzuführen. Aber es ist natürlich ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt mit der fast schon zeitgleichen Übernahme der Islamkonferenz und der Einsetzung als Innenminister. Dass die Aussage in diesen Kontext fällt, das hat einen großen Teil der muslimischen Bürger irritiert und wirkt extrem desintegrierend.

Wie kann eine adäquate Entschuldigung von Friedrich in ihren Augen aussehen?

Die ganze Debatte zeigt zunächst einmal die Substanzlosigkeit der Islamkonferenz selbst. Dass wir uns mit solchen Sachen auseinandersetzen, kommt nicht von ungefähr. Wir haben bisher kaum greifbare Ergebnisse. Vor allem was die Frage von Gleichstellung der Muslime hierzulande angeht, ist bisher wenig passiert. Es zeigt, dass das weiterhin ein Debattierclub ist, vielleicht sogar mancherorts eine Art verkappte Sicherheitskonferenz. Diese Substanzlosigkeit und die Dialektik des „Ihr“ und „Wir“ des Ministers zeigt auch deutlich, dass es längst nicht mehr um Inhalte geht. Die eigentliche Frage der Integration des Islams und beispielsweise die Fragen von eben genannter Gleichstellung, das sind Dinge, die wir schon seit Jahren diskutieren bzw. fordern und die kaum Niederschlag finden in dieser Konferenz.

Sehen Sie denn die Gefahr, dass die Konferenz scheitern könnte?

Für uns macht die Konferenz schon aus anderen Gründen wenig Sinn und deswegen haben wir uns davon auch abgesetzt. Solange wichtige obige Themen nicht angesprochen werden, die leicht praktikabel und leicht umzusetzen wären in einer Konferenz, solange macht es keinen Sinn an diesem Debattierclub mitzuwirken.
Deutsche Muslime und auch Migranten haben was Besseres verdient.

Was sind Ihre Hauptkritikpunkte?

Beispielsweise die muslimische Zivilgesellschaft muss im Plenum wesentlich besser abgedeckt werden. Partikularinteressen oder gar Islamkritiker sind dort eigentlich deplatziert. Wir brauchen eine vom Minister moderierte Arbeitsgruppe von Ländern auf der einen Seite und legitimierten Vertretern der Muslime auf der anderen, da Religion nach unserer Verfassung vorrangig Ländersache ist. Und schließlich muss das Thema Islamfeindlichkeit als eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung verstanden werden. Das kann nicht einfach unter Extremismus subsumiert werden, wie das zur Zeit gemacht wird. Das sind eigentlich leicht nachvollziehbare, praktikable Vorschläge und auf die ist auch der neue Innenminister bisher nicht eingegangen. Deshalb bleibt es bei dem alten Stand, dass wir keine Veranlassung sehen, dort teilzunehmen.

Das heißt, Sie haben überhaupt keine positiven Erwartungen an die Islamkonferenz, beispielsweise was das Thema Imamausbildung angeht?

Da, wo es konkret wird, ist es ohnehin Ländersache. Wenn da eine Bundesstelle überhaupt mitwirken will, dann nur so, wenn sie die Ländervertreter und die muslimischen Vertreter an einen Tisch bringt und sich daraus Handreichungen und anderes entwickelt. Das haben wir aber schon in der ersten Deutschen Islamkonferenz gemacht. Wir fangen ja nicht erst heute an. Aber natürlich suggerieren solche Aussagen wie die des Ministers, der Islam sei kein Teil Deutschlands, dass wir immer wieder – wie beim Spiel „Mensch ärgere dich nicht!“ – von vorne anfangen. Und das schlägt vielen vor dem Kopf und es macht deutlich, dass die Islamkonferenz ein zahnloser Tiger ist, die den Namen eigentlich nicht verdient. Deutsche Muslime und auch Migranten haben nach Jahrzehnten des Einlebens eigentlich was Besseres verdient.

(Quelle: Felix Kubach, Deutsch-Türkische Nachrichten)



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